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Mingi POV

Am frühen Morgen konnte ich nichts essen; ich war zu aufgeregt. Die audition fand am Nachmittag statt. Und ich hatte niemanden, der mich begleiten wollte. Das versetzte mir einen ziemlichen Stich im Herzen. Sogar mein bester Freund hatte mir abgesagt. Manchmal glaubte ich, dass er mich insgeheim hasste. Aber wieso sollte er dann mit mir abhängen? Ich versuchte, diese Gedanken zu verdrängen und konzentrierte mich darauf, mich für die Schule vorzubereiten.
Ich machte mich rasch im Bad fertig, zog meine Schuluniform an und ging in die Küche, wo Geld fürs Essen lag. Meine Eltern hatten nie richtig Zeit für mich, was mich nur noch mehr einsamer fühlen ließ. Ich packte das Geld in die Hosentasche, verband meine EarPods mit meinem Handy und verließ das Haus. Ohne Musik könnte ich nie rausgehen können. Denn sonst würde ich die Stimmen der anderen hören.
Ich ging den gewohnten Weg, bis zur Bushaltestelle. Dort warteten schon ein paar meiner Mitschüler. Einer sah mich immer passiv-aggressiv an. Keine Ahnung wieso. Aber es machte mich unsicher. Zu diesen Zeitpunkten wollte ich mich immer verstecken. Ich würde gerne mit meinen Eltern darüber sprechen, aber sie winkten stets ab.
Der Bus weckte mich aus meinen Gedanken. Hektisch kramte ich meine Busfahrkarte heraus und ließ sie scannen als ich den Bus betrat. Ich zwängte mich zwischen den Personen vorbei und fand zum Glück noch einen freien Sitzplatz. Stehen fiel mir unglaublich schwer. Mein Rücken hatte halt keine Lust richtig zu funktionieren. Aber ganz ehrlich, ich konnte es total verstehen; es fiel mir schwer, mich an das Leben zu erfreuen. Ich wusste gar nicht, wann ich mich zuletzt glücklich gefühlt hatte. Ich konnte mich nicht erinnern. Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster und beobachtete wie sich die Landschaft wechselte.
Erst, als der Bus scharf bremste, wachte ich aus meinen Tagträumen auf. Vorsichtig stand ich auf und stieg aus.
Die Schule kam in Sicht. Alles in mir sträubte sich, durch das Tor zu gehen. Ich ignorierte die anderen Schüler, achtete nur auf die Musik.
Aber im Schulgebäude musste ich die Musik ausmachen. Oftmals war es mir egal und hörte im Unterricht Musik. Dies spiegelte sich in meinen Noten wider, oopsie. Aber irgendwie war mir das egal; vieles war mir egal.
Ich ging die Schulflure entlang und stoppte bei einem Klassenraum. Meine Mitschüler redeten vergnügt miteinander, was ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Sie beachteten mich auch gar nicht. Ich wusste nicht, ob ich das als positiv oder negativ empfand.
Ich setzte mich auf meinen gewohnten Platz und nahm ein Buch heraus, an welches ich im Moment las. Aus dem Augenwinkel sah ich meinen besten Freund, der mit anderen Klassenkameraden redete. Er bemerkte mich nicht mal.
Nach kurzer Zeit klingelte es zum Stundenbeginn. Der Lehrer kam herein und bat um Ruhe, worauf man mehr oder weniger hörte.
Hausaufgaben wurden zuerst kontrolliert. Manche murrten und zögerten die Hefte herauszuholen. Jun, mein bester Freund, stupste mich mit seinen Ellenbogen an.
"Hast du die Hausaufgaben?", fragte er mich. Ich nickte kaum merklich. "Kann ich schnell abschreiben?" Daraufhin schob ich ihm mein Heft zu. Rasch schrieb Jun die Matheformeln auf einen Notizzettel.
Als unser Lehrer bei uns vorbeikam, sah er Jun skeptisch an. Aber sagte nichts. Jun grinste mich an.

Am Mittag gingen Jun und ich in die Cafeteria. Eigentlich hatte ich gar keinen Appetit, weil ich einfach zu nervös war. Ich suchte Jun und mir einen freien Tisch. Jun warf mir einen fragenden Blick zu. Ich winkte ab und setzte mich an einen Tisch. Gleich darauf holte ich mein Smartphone aus meiner Hosentasche und scrollte Instagram durch. Ich postete nie was. Nur manchmal teilte ich Beiträge, die in meinem Feed waren.
"Mingiii."
Ich erschrak. Ich schaute auf und sah, dass Jun sich mir gegenüber gesetzt hatte.
"Hm?", machte ich nur.
"Wirklich alles okay?", fragte er. Zum ersten Mal sah er wirklich besorgt aus.
"Ja." Ich überlegte. Sollte ich sagen, wie es mir geht? "Ich bin nur nervös."
Jun zog die Augenbrauen nach oben.
"Die Audition", half ich ihm auf die Sprünge.
"Oh sorry, stimmt ja."
Danke. Ich fühlte mich so gemocht von dir. Es deprimierte mich.
"Tut mir leid, dass ich nicht mitkommen kann. Ich würde ja, aber-"
"Alles gut", unterbrach ich ihn und scrollte mein Feed weiterhin durch.
"Mingi", setzte Jun nochmals an. "Es tut mir wirklich leid."
Ich sah auf und nickte dann. "Ist schon okay. Ich muss mich jetzt fertig machen."
Anschließend stand ich auf und verließ die Cafeteria.
Die Audition fing um 14 Uhr an, also musste ich mich jetzt auf den Weg machen. Sonst würde ich zu spät kommen.
Als ich zur Bushaltestelle ging, bekam ich eine Nachricht von KakaoTalk.

Junnie
Hwaiting!!

Okay. Das war schon echt süß. Ich musste schmunzeln.

Ich
Danke

Zum Glück musste ich auf den Bus nicht lange warten. Ich stieg ein und setzte mich hin. Auf dem Weg hörte ich Musik. Meine Nervosität stieg. So länger ich fuhr.
Und als meine Haltestelle in Sicht kam, klopfte mein Herz umso mehr. Der Bus hielt und ich stand mit Wackelpudding Beinen aus.
Plötzlich stieß ich mit jemanden zusammen. Ich war wirklich tollpatschig.
"Tut mir leid", sagte ich sofort. Ich traute mich nicht mal, in deren Richtung zu schauen.
"Alles gut", sagte der Jugendliche heiter. Meine Augen switchten zu ihm. Er lächelte. "Bist du hier auch wegen der audition?"
Kaum merklich nickte ich.
"Aah, das ist cool. Mein Name ist Jeong Yun Ho", stellte er sich vor.
"Song Mingi", sagte ich und bekam dann doch noch ein leichtes Lächeln zustande.

more than best friends Where stories live. Discover now