2| Gedanken

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Selbst auf dem Weg nach Hause gingen mir diese blauen Augen nicht mehr aus dem Kopf. Ich kannte diese Augen, das weiß ich. Die Frage ist bloß woher? Warum kann ich mich nicht erinnern? Es fühlt sich so an, als hätte ich eine Lücke in meinem Leben und genau in dieser Lücke befand sich Mr. James.
"Maisie, hörst du mir überhaupt zu?", fragt mich Phoebe genervt und starrt auf die Straße.
"Ja klar.", antworte ich immer noch abwesend.
"Über was habe ich denn die letzten zehn Minuten gesprochen?", vorwurfsvoll schenkt sie mir einen kurzen Blick und hält anschließend vor meinem Zuhause an. Sie stellt den Motor ihres Autos ab und gleichzeitig steigen wir aus dem Fahrzeug.
"Ähm, irgendwas wegen Cheerleading?", doch meine Antwort klingt eher wie eine Frage. Eigentlich sollte ich nicht an die Augen von Mr. James denken. Aber vielleicht weiß Phoebe ja etwas über ihn. Für gewöhnlich kennt sie alle Neuigkeiten an unserer Schule. Und ein gut aussehender Referendar spricht sich bestimmt schnell herum.
"Wow, ich bin stolz auf dich, dass du meine zehn Minuten lange Unterhaltung, die ich übrigens alleine geführt habe, in nur einem Wort zusammen fassen kannst.", sauer nimmt Phoebe ihre Tasche von dem Rücksitz und stellt sich neben mich an die Haustür, die ich gerade aufschließe.
"Tut mir leid. Ich weiß echt nicht was mit mir los ist.", entschuldige ich mich niedergeschlagen. Ohne einen weiteren Kommentar von Phoebe, gehen wir in das Haus rein und begrüßen meine Mom, die gerade am Herd steht und etwas kocht.
"Hallo Kinder. Wie war die Schule?", fragt sie uns lächelnd. Meine Mom war schon immer interessiert darin, wie es in der Schule so lief und deswegen bin ich dankbar. Von anderen Freunden kenne ich es so, dass sich ihre Eltern teilweise gar nicht für die Schule ihrer Kinder interessieren. Wozu hat man denn sonst eine Familie? Man kann doch nicht einfach stur aneinander vorbei leben.
"War ganz okay​, wir haben bloß einen zusätzlichen Kurs bekommen.", antworte ich und nehme zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank, von der ich eine Phoebe gebe.
"Literatur", antwortet Phoebe und bedankt sich anschließend für das Wasser.
"Das finde ich aber schön. Meiner Meinung nach wird heutzutage viel zu wenig Kultur unterrichtet. Wie dem auch sei, ihr könnt noch ein Weilchen ins Wohnzimmer gehen. Wenn dein Dad nach Hause kommt können wir essen. Du bleibst doch zum Essen, Phoebe?", fragend schaut meine Mom Phoebe mit ihrem berüchtigten Blick an, dass sie keine Widerworte duldet und trotzdem strahlt sie eine solche Sanftheit aus.
"Klar Mrs. Sherwood.", antwortet Phoebe lachend.
Als wir im Wohnzimmer ankommen lassen wir uns auf das schwarze Sofa nieder und beginnen erst einmal über ganz normale Dinge zu reden. Bei uns heißt das Jungs, wer eine neue Frisur hat, Jungs, die neuen Lehrer und Jungs. Bis mir dann irgendwann Mr. James in den Sinn kommt. Soll ich mit Phoebe darüber spreche oder lieber nicht? Andererseits ist sie meine beste​ Freundin, also wenn ich nicht mit ihr darüber reden kann, mit wem dann?
"Du Phoebe, kam dir Mr. James auch so bekannt vor?", frage ich sie als wäre es das banalste auf der Welt.
"Mr. James? Eigentlich nicht. Wieso?", neugierig mustert sie mein Gesicht.
"Nur so, ich dachte nur ich hätte ihn schon einmal gesehen. Ich bin mir allerdings nicht sicher."
"Also er ist ja noch sehr jung. Vielleicht bist du ihm auf einen der Studentenpartys begegnet auf denen wir letztes Jahr waren.", überlegend schaut Phoebe in den Raum hinein, doch etwas genaueres scheint ihr nicht einzufallen. Wahrscheinlich hat sie recht. Im vergangenen Jahr waren wir auf einigen Studentenpartys, bis wir einmal von der Polizei erwischt worden waren. Da wir aber noch nie weiter negativ aufgefallen sind, sind wir mit einer Verwarnung davon gekommen. Am Anfang hatten wir dann gar keine Lust mehr auf Partys, aber nach und nach sind wir wieder feiern gegangen. Von Studentenpartys lassen wir allerdings immer noch die Finger.
"Noch mal wegen vorhin. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir nicht richtig zugehört habe. Könntest du mir einfach noch einmal erklären worum es ging?", bittend und entschuldigend schaue ich meine beste Freundin an, die mir mit einem schiefen Grinsen gegenüber sitzt.
"Also gut, aber nur weil du es bist. Ich habe von dem Cheerleader Traning gesprochen, das am Donnerstag wieder anfängt..."

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