sie; eins

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Alles begann an einem milden Frühlingstag.

Er war der Neue in ihrer Klasse, der Junge, der sofort die Augen einiger Mädchen zum Strahlen brachte.

Hätte sie doch bloß damals schon gewusst, was sie später einmal für ihn empfinden würde.

Hätte sie doch bloß damals schon gewusst, wie anders sie ihn später einmal ansehen würde.

Hätte sie doch bloß damals schon gewusst, wie sehr sie die Gefühle zu ihm kaputt machen würden.

Vielleicht wäre sie dann niemals so auf ihn zugegangen wie sie es an diesem Tag getan hatte, so wie schon immer, wenn jemand neu in ihre Klasse kam und niemanden kannte.

Sie konnte das fehlende Vertrauen in sich selbst und in die anderen Leute in den Augen der Menschen sehen, konnte sehen wie sie zögerten mit jemandem zu sprechen, in der Angst etwas falsches zu sagen oder sich seltsam zu verhalten.

Sie bemerkte dies, weil sie selbst diese Unsicherheit spürte, wann immer sie mit fremden Menschen sprach.

Aber natürlich hatte sie ihn ohne böse Vorahnungen angesprochen und dazu überredet, etwas mit ihr und einem ihrer besten Freunde zu unternehmen.

Die beiden hatten sich auf Anhieb gut verstanden, es war fast als wären sie dafür gemacht gewesen miteinander befreundet zu sein.

Er war so anders als die meisten Jungen in ihrem Alter.

Wochenlang saßen sie zusammen auf einer der Steinstufen draußen auf dem Schulhof, im Frühling und Sommer, bei Regen und Sonnenschein.

Als dann die Sommerferien kamen, verabschiedete sie sich lächelnd von ihm, seine Augen strahlten als er sie anblickte und sie konnte nicht anders als ein kleines Kribbeln in der Magengegend zu spüren.

Aber schon kurze Zeit später begann eine gute Freundin von ihr, Gefühle für ihn zu entwickeln.

Immer wieder verbrachten ihre Freundinnen nun in der Pause Zeit mit ihr und ihm, in der Hoffnung ihre Freundin und ihn verkuppeln zu können.

Die Zeit mit ihm war nun nicht mehr so wie zuvor, zwar machte es noch immer Spaß mit ihm zu reden, aber er wirkte anders, ein wenig verschlossener als zuvor.

Obwohl sie sich für ihre Freundin freute, versetzte es ihr immer einen Stich wenn er nicht sie anlächelte sondern das Mädchen neben ihr.

Zwar war sie sich ihrer Gefühle für ihn damals noch nicht wirklich bewusst, aber im Inneren musste sie schon immer gespürt haben, dass er besonders war.

Besonders für sie.

Es dauerte nicht lange, und ihre Freundin gestand ihm ihre Liebe.

Er erwiderte ihre Gefühle nicht.

Ihre Freundin war am Boden zerstört und sie tat alles um diese wieder glücklich zu sehen.

Für ihre Freundin brach sie den Kontakt zu ihm ab, denn diese ertrug den Anblick und die Anwesenheit des Jungen nicht mehr, der ihr Herz gebrochen hatte.

Sie verstand das und so entfremdeten er und sie sich.

Noch immer lächelten sie sich an, wenn er ihr auf dem Flur begegnete, aber die Unterhaltungen wurden immer seltener, bis sie eines Tages ganz aufhörten.

Zwar verstummte seine Stimme in ihren Ohren, aber im Kopf hörte sie jede Sekunde des Tages den Klang seines Lachens.

𝐔𝐍𝐄𝐑𝐖𝐈𝐃𝐄𝐑𝐓, wattys 2018 winnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt