sie; sieben

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Die Zeit lief ihr schneller davon, als sie es realisieren konnte.

Schon immer war sie eine Person gewesen, die im hier und jetzt lebte, und nicht in der Zukunft. So machte sie sich auch vier Wochen vor ihrem Schulabschluss noch keine Sorgen darüber, ihn und ihre ganze restliche Klasse nie wieder zu sehen.

Zwar wurde ihr langsam aber sicher bewusst, dass sie ihn nicht für immer jeden Tag sehen konnte, aber sie war ein zu romantischer Mensch um mit der Wahrheit zu leben.

Mit der Wahrheit, in der sie am 28.Juni auseinandergehen, und sich nie mehr wiedersehen würden.

Immer wieder beschlich sie die Hoffnung, dass er ihr am Tag des Abschlusses seine Liebe gestehen würde.

Dem gegenüber stand ihr eigener Entschluss, ihm von ihren Gefühlen für ihn zu erzählen.

Sie wollte es wenigstens versuchen.

Aber auch darüber, dass sie nicht genug Mut für ein solches Geständnis hatte, war sie sich insgeheim im Klaren.

Die Blickwechsel, das gegenseitige grundlose Anlächeln, und die kurzen Gespräche zwischen ihr und ihm, wurden immer häufiger.

Vor allem aber wurden ihre Gefühle zu ihm immer heftiger.

Es dauerte weitere drei Wochen, bis sie endlich realisierte, dass sie keine Zeit mehr hatte.

Mit voller Wucht wurde sie auf den Boden der Tatsachen geworfen, als sie erfuhr, dass er nicht zur Abschlussfeier am Abend kommen würde, aus welchem Grund auch immer.

Zwar wäre er bei der Zeugnisvergabe da, aber später würde er nicht mit ihr und ihrer Klasse feiern.

Sie hatte nur noch sieben Tage mit ihm.

Sieben Gelegenheiten, ihm von ihren Gefühlen zu erzählen und sich somit entweder zum traurigsten, oder zum glücklichsten Mädchen der Welt zu machen.

Sieben Tage waren insgesamt nur 168 Stunden.

Und das war eine verdammt kurze Zeit.

Sie hatte also nur noch unglaublich wenig Zeit, die sie sich aber sowieso nicht traute zu nutzen...

𝐔𝐍𝐄𝐑𝐖𝐈𝐃𝐄𝐑𝐓, wattys 2018 winnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt