sie; fünf

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In den Sommerferien sah sie ihn kein einziges Mal.

Schon fast hatte sie ihn vergessen, ihre Freundinnen waren damit beschäftigt sie davon zu überzeugen sich auf einen anderen Jungen einzulassen, aber im Hinterkopf behielt sie immer noch sein Lächeln.

So angestrengt sie versuchte ihre Gefühle für ihn zu untergraben, so wenig Erfolg hatte sie auch dabei.

Tagsüber war sie ein fröhliches Mädchen, ließ sich von allen möglichen Dingen ablenken und war froh um jedes Lächeln, das auf ihre Lippen trat.

Sie verlor sich in der Musik, die sie hörte, ließ sich von der Schönheit des Sommers verzaubern.

Sie verbrachte viel Zeit mit ihren Freundinnen, kreischte vor Aufregung und weinte vor Lachen.

Aber ihre Tränen galten nicht immer nur den Witzen, die sie und ihre Freundinnen machten.

In der Nacht weinte sie um sich selbst, darum wie verzweifelt verliebt sie war, und wie unmöglich es ihr erschien jemals wieder Liebe für jemand anderen als ihn zu empfinden.

Sie zeigte ihren Eltern ihre Gefühle nicht, auch den Freundinnen teilte sie nie alles mit, denn diese Zeit musste sie selbst durchstehen, sie musste sich selbst beweisen stark genug zu sein, um mit ihren kindischen Problemen umgehen zu können; auch wenn es schwer war.

Spät abends wenn sie aus ihrem Fenster hinaus in den Sternenhimmel blickte, wanderten ihre Gedanken zu ihm.

Zu Ihm, der nicht neben ihr lag und sie in den Armen hielt. Und das waren die Momente in denen sie am meisten um ihr Schicksal weinte, um die verschrobene Welt, in der sie lebte, und um den Schmerz, der in ihrer Brust stach wie ein Messer. 

Vielleicht mochte es egoistisch klingen, aber sie konnte nicht anders als ihren Tränen in diesen stillen Momenten freien Lauf zu lassen.

Aber es gab einen Gedanken, der sie in diesen Nächten beruhigte; irgendwo lag er, unter dem gleichen Sternenhimmel wie sie selbst und vielleicht, nur vielleicht, dachte er auch an sie.

Müsste sie ihre seelische Instabilität in dieser Zeit auf einer Skala von eins bis zehn beschreiben, dann wäre dieser Sommer eine sieben gewesen.

𝐔𝐍𝐄𝐑𝐖𝐈𝐃𝐄𝐑𝐓, wattys 2018 winnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt