sie; drei

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In der letzten Zeit hatte sie kaum noch an ihn gedacht.

In ihrem Kopf schwirrten viel zu viele andere Dinge herum.
 Die Freundschaft zu dem Mädchen, für das sie ihn vergessen hatte, zerbrach immer mehr, als diese neue Freunde fand.

Diese wandte sich von ihren anderen Freundinnen ab und so waren es nur noch vier.

Diese vier Freundinnen sollten jedoch noch lange zusammenbleiben.

Sie und ihre drei besten Freundinnen waren immer füreinander da, auch wenn immer wieder Schwierigkeiten aufkamen, die ihnen das Leben erschwerten.

Und obwohl es oft passierte, dass etwas drohte die Freundinnen auseinanderzureißen, hielten sie den Problemen stand und schafften es beieinander zu bleiben.

Auch sie selbst plagten Sorgen; die immer schneller heranschreitende Erbkrankheit ihres Vaters, die auch sie selbst irgendwann einholen würde, war nur ein kleiner Teil davon, viel mehr sorgte sie sich um einen Menschen in ihrem Umfeld, der ihr schon immer mehr bedeutet hatte als sie mit Worten ausdrücken konnte.

Es passierte einige Monate, nachdem sie nur noch zu viert waren;

sie saß im Unterricht ihm gegenüber, und die beiden mussten in Partnerarbeit etwas erarbeiteten.

Sie unterhielten sich, alleine, ohne dass irgendwer auf sie achtete.

Endlich fühlte sie sich wieder wie früher mit ihm. Es war das erste Mal seit so langer Zeit, dass sie dieses Gefühl hatte.

Die kleinen Sterne die in ihrer Brust geruht hatten, fingen wieder an zu tanzen.

Sie spürte wie sie in Kreisen durch sie hindurchzischten und das Licht in ihrer Brust erstrahlte.

Bei dem Geräusch seines Lachens spürte sie ihr Herz höher schlagen.

Seine Augen lagen auf ihr, schienen jeden einzelnen Partikel ihrer selbst in sich aufzusaugen.

Er beobachtete jede ihrer Bewegungen und doch fühlte sie sich unter seinem intensiven Blick nicht unwohl.

Die Wärme seiner Augen entspannte sie. Das Lächeln auf seinen Lippen, das einzig und allein ihr galt, brachte sie dazu, sich das erste Mal in einer langen Zeit wertvoll zu fühlen.

Sie vergaß all ihre Sorgen und konzentrierte sich einzig und allein auf den Moment, auf das hier und jetzt; auf die Unendlichkeit, die in dem Lächeln lag, dass sie von nun an überallhin verfolgen sollte.

Als er nervös mit einem Stift in seinen Händen spielte und sich seine Augen für einen Moment von ihr abwandten, atmete sie schwer ein.

Schon einige Sekunden später fanden seine Augen wieder die ihren, mit einer noch größeren Intensität als zuvor.

Aufgrund der offensichtlich unkontrollierten Atmung ihrerseits sah sie einen Anflug von Sorge in seinem Blick.
Bei dem Anblick ihrer Unversehrtheit allerdings, kam wieder das entspannte Lächeln auf seine Lippen.

Und das war der Moment in dem sie in den Abgrund raste. Mit voller Geschwindigkeit und ohne einen Blick zurückzuwerfen stürzte sie nach unten, ohne Angst vor dem Aufprall.

Sie war ihm absolut und unwiderruflich verfallen;

mit jeder Faser ihres Seins war sie ihm verfallen.

Nicht mehr länger wurde sie von der Schwerkraft der Erde angezogen auf der sie sich befand. Der Ausdruck in den Augen von ihm war nun das, was sie am Boden hielt. Das Zentrum ihres ganzen Universums befand sich dort, auf dem Stuhl gegenüber von ihr, nervös lächelnd und einfach nur atemberaubend schön.

𝐔𝐍𝐄𝐑𝐖𝐈𝐃𝐄𝐑𝐓, wattys 2018 winnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt