Liebesbriefe an einen Fremden.
»Wer bist du, hinter dem Blau deiner Tinte und dem Kratzen deines Stiftes? Wer bist du, wenn die Tinte verblasst und all unsere kleinen Briefe nichts als ein Nachhall vergangener Zeiten sind?«
Honey Ambrosé ist stumm...
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Wie Menschen andere Menschen behandeln, ist eine direkte Reflexion davon, wie sie sich selber fühlen. - Paulo Coehlo -
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Sofort steigt mir der Duft von Büchern in die Nase. Und wenn es eine Sache gibt, die noch besser ist, als neue Bücher, sind es alte Bücher in einem guten Zustand. Schon immer mochte ich die Vorstellung davon, dass es Leute gab, die das Buch genauso genossen haben wie ich, es ebenso in ihren Händen gehalten haben.
Ein Mann mit einem grauen Bart und Falten, die auf ein hohes Alter schließen lassen, begrüßt uns freundlich. An seinen Augen sind tiefe Lachfalten und seine Augen haben einen leichten Glanz, der im Schein der Öllampen funkelt.
»Das ist mein Großonkel Patrick«, stellt Silas uns vor. Ich schüttle seine kräftige Hand. »Und das ist Honey«, stellt Silas mich zuvorkommender Weise vor, woraufhin ich nicke und ihn dankend ansehe. »Ich habe schon einiges von dir gehört«, meint Patrick im Scherz und lacht leise. Seine Lache ist tief und vibriert leicht. Silas schaut ihn mahnend an.
»Natürlich nur Gutes, nur Gutes«, fährt Patrick unbekümmert und breit grinsend fort. »Patrick...«, warnt Silas ihn.
Patrick winkt nur glucksend ab. »Stöbert ruhig ein wenig, zu dieser Zeit ist die Kundschaft etwas ruhiger.«
Silas zieht mich mit sich. Er öffnet eine weitere Tür, die vermutlich zu den Büchern führt. Gemeinsam gehen wir hindurch, der Anblick verschlägt mir schier den Atem. Der Raum ist riesig, mit hohen Decken und Bücherregalen, die fast bis ganz nach oben führen. Mithilfe von Leitern kann man bis nach ganz oben gelangen ... Die Menge an Büchern macht mich atemlos. Ich glaube, meine Augen fallen gleich aus, so überrascht bin ich. Und meine Augen beginnen zu tränen, weil ..., weil...
»Honey?«, fragt Silas.
Wie er da steht, mit seiner schieren Präsenz einen ganzen Sturm in mir auslöst. Ich lasse eine Träne der Rührung über meine Wange laufen, mache mir nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Selbst wenn ich tief fallen würde, würde Silas mich auffangen. Und in diesem Moment kann ich mich fallen lassen.
