Kapitel 57

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Adriana rückte ein Stück näher an ihn heran. Obwohl sie es sich gerne selbst verboten hätte, genoss sie seine Nähe. Er duftete so gut nach Wald und Erde. Wahrscheinlich roch sie momentan für seine Empfindungen entsetzlich nach dieser scharfen Möbelpolitur und sie war dankbar, dass er es sich nicht anmerken ließ. Neben ihr machte Savannah ein Gesicht, als versuchte sie bewusst nicht in Adrianas und Cruz' Richtung zu schauen, schielte jedoch ab und zu für eine halbe Sekunde herüber, was Adriana zum Schmunzeln brachte. Manche Leute konnten einfach nicht aus ihrer Haut. Dann richtete sie genau wie Tequila wieder aufmerksam ihre Sinne nach draußen. Cruz' Körper spannte sich an. Ob er etwas witterte?

Zwei Herzschläge später erklang ein dumpfer Schlag begleitet von einem Fauchen nicht weit entfernt von ihnen. Wieder ein dumpfer Aufprall, dann ein Jaulen, als hätte ein Geschoss einen Delta-Dämon getroffen.

„Verräter! Dort oben im Baum. Wirft mit spitzen Ästen", kreischte die unverkennbare Kettensägen-Stimme eines Betas.

„Das ist dieser neue Alpha, von dem Ivan gesprochen hat! In seinem Tarnanzug", donnerte eine ihr unbekannte Alpha-Dämonenstimme. „Hinterher!"

Leiser werdendes Gekreische verriet Adriana, dass sich der unbekannte Dämonenclan entfernte. Offensichtlich jagten sie Drym, der sie wiederum von der Kapelle weg führte.

„Puh, nochmal gut gegangen", meinte Savannah schließlich. „Sicher auch unseren lustigen Taucheranzügen zu verdanken, dass sie uns nicht gerochen haben. Sehr clever von Rico, einen ähnlichen Anzug zu entwickeln, wie Drym ihn trägt."

Adriana nickte. Da Cruz keine Anstalten machte, sich zu bewegen, verharrte sie noch eine kleine Weile in seiner Umarmung. Ein schönes Gefühl. Wie sein Arm um ihre Schultern lag.

„Okay ihr Turteltäubchen", Savannah neigte den Kopf zur Seite. „Wir haben nur noch etwas mehr als 24 Stunden, bis Cruz seinen Pakt einlösen muss. Und übermorgen beim Morgengrauen, wenn die Menschen aus ihren Häusern und Kirchen kommen und ihr Neujahrs-Feuerwerk entzünden wollen, könnte es eine böse Überraschung für die Menschheit geben. Was wir brauchen sind Ideen, wie wir diesen Verdunklungsplan aufhalten können."

„Schon verstanden", wiegelte Adriana Savannahs Vortrag ab. „Aber zunächst sollten wir mal verstehen, was genau Luzifer plant. Um ihn aufzuhalten, müssen wir mehr darüber wissen, wie diese Verdunklung funktionieren soll. Irgendeine Idee?"

„Hm", Savannah rieb sich mit einer Hand über die Stirn, „Nur so eine Idee: Vielleicht hat er herausgefunden, wie er den Abstand zwischen den Kontinenten überwinden kann. So dass die Dämonen immer in der Zeitzone aus den Portalen schlüpfen, oder dahin fliegen können, wo gerade Nacht ist? Das setzt natürlich voraus, dass er eine Möglichkeit gefunden hat, alle Tore das ganze Jahr über zu öffnen."

„Das halte ich für unwahrscheinlich", warf Cruz ein. „Das würde voraussetzen, dass die Dämonen alle Portale auf der Welt kennen müssten, um rechtzeitig ein neues zu betreten, bevor die Sonne aufgeht. Oder die Alphas müssten die ganze Zeit fliegen, um der Sonne zuvor zu kommen. Dann müssten sie aber ihren Clan zurücklassen und das entspricht nicht ihrer Natur. Außerdem hätten sie dann keine Zeit mehr zu essen. Nein, Dämonen haben immer ein eigenes Revier, in dem sie sich herumtreiben. So wie Ivan sich mit seinem Clan Portland als Jagdgebiet ausgesucht hat."

„Was, wenn sie tatsächlich die Sonne irgendwie ausknipsen?", fragte Adriana, die in eine andere Richtung zu denken versuchte.

Dämonentage - Band 1 [Leseprobe]Where stories live. Discover now