Kapitel 4

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Als hätten Tequila und Whiskey Molly verstanden, kniffen die beiden Hunde gleichzeitig winselnd den Schwanz ein und schlichen von der Eingangshalle der Villa zurück ins Wohnzimmer.
"Schneller!", rief Adriana ihren Freunden zu. Eloy, Rico und Dakota rannten, als wäre der Teufel hinter ihnen her, naja, oder seine Ausgeburten der Hölle eben. Dakota strich sich im Laufen ihre nassen, blonden Haare aus der Stirn. Die Armen mussten wohl den ganzen Weg bis zum Council Crest Park gerannt sein. Die drei waren noch etwa 50 Meter von der Villa entfernt, als auf einmal grüne Augen in den Büschen hinter ihnen aufblitzten. Scheiße, Delta-Dämonen!
Um nicht umzukippen, musste sich Adriana an Mollys Arm festklammern. "Lauft schneller!" Noch etwa 30 Meter! Jetzt durchbrachen die ersten Deltas die Baumreihen und hetzten Adrianas Freunden hinterher. Ihre schwarzen Jagdhundkörper waren in der hereinbrechenden Dunkelheit kaum auszumachen. Nur ihre neongrün leuchtenden Augen und ihr ebenso grün leuchtender Sabber, der aussah, als handle es sich dabei um eine verstrahlte Flüssigkeit aus einem Atomkraftwerk, war deutlich zu erkennen.
"Nicht umdrehen! Lauft!" Vor Aufregung vergaß Adriana fast zu atmen.
Die Deltas heulten, wahrscheinlich um den anderen Dämonen anzuzeigen, wo es etwas zu fressen gab. Tatsächlich tauchten wie aus dem Nichts, plötzlich überall im Park rote und orangene Augen auf.
"Scheiße!", fluchte Adriana. Das war ernst. In was für eine Lage hatte sie ihre Freunde gebracht?!
"Das packt ihr Kinder, los!" Jetzt kniete auch Harry im Türrahmen um unter dem halbgeschlossenen Stahlschutz-Rollos hindurch zu sehen.
Dakota keuchte, sagte aber nichts. Dagegen machte Rico den Fehler einen Blick über die Schulter zu werfen, was ihn aufkeuchen und dann stolpern ließ. Oh nein!
"Steh wieder auf!", kreischte Adriana.
Beinahe schien es so, als ob Rico von den Dämonenaugen paralysiert worden wäre, denn er bewegte zunächst keinen Muskel. Doch dann rappelte er sich wieder auf, rückte seine Nerdbrille zurecht und rannte weiter- jetzt etwa zehn Schritte hinter Eloy und Dakota.
"Rico, du schaffst das!", feuerte Adriana ihn an. Sobald er das offene Tor zur Einfahrt passiert hatte, drückte Molly auf einen Knopf an der Wand, worauf sich das schmiedeeiserne Tor zur Auffahrt langsam schloss. "Das wird sie nicht aufhalten, aber uns ein paar zusätzliche Sekunden verschaffen", murmelte Molly.
Ein durchdringendes Krachen ließ sie alle zusammen fahren. Der Stuhl hatte nachgegeben. Verdammt. Das Sicherheits-Rollo sank unaufhaltsam weiter nach unten. "Harry!", schrie Adriana. "Halt' das auf!"

Wieder krachte es, als die ersten Omega-Dämonen gegen das Tor sprangen. Einige schafften es mit Anlauf darüber zu springen. Für die Gammas, die jetzt auftauchten, stellte das Tor überhaupt kein Problem dar. Adriana beobachtete, wie vier von ihnen einfach über das Tor hinweg schwebten. Das war beinahe so, als würde ein dunkler Geist in einem Fetzenumhang und orangenen Augen auf einen zufliegen. Gruselig. Adriana schüttelte sich, während sich neben ihr Molly an ihre dicken Halsketten griff.
Zwei Betas folgten den Gammas. Sie kletterten geschickt über den Zaun, wie leichtfüßige Mumien ohne jegliche Bewegungseinschränkungen. Nur etwas Stoff und Sand rieselte herab, als sich der rechte Beta mit der Schulter in einem Scharnier verfing.
"Kommt schon!" Dakota und Eloy hatten die Tür fast erreicht, die nun zu drei Viertel verriegelt war. Mit letzter Kraft, wie es schien, schlitterten die beiden durch die Öffnung ins Innere der Villa.
"Rico!" Entsetzt wandte sich Eloy zur Tür um.
Adriana drückte sich neben ihn auf den Boden.
Die Deltas waren gefährlich nah an Ricos Hosenbeinen dran. Oh verflucht! Wenn sie ihn erwischten, war er verloren. Die beiden Betas, die jetzt die Auffahrt empor sprinteten, würden ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen töten.
"Beeil dich!", brüllte Eloy.
"Schneller!" Adriana streckte eine Hand durch die Öffnung die jetzt nur noch etwa 30 Zentimeter hoch war.

Dämonentage - Band 1 [Leseprobe]Where stories live. Discover now