Kapitel 59

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Dieses Mal schnallten sich Adriana und Savannah je einen Rucksack an den Rücken und einen über den Brustkorb. Alles über den Neopren Anzug. Außerdem schnappte sich Savannah noch zwei Tüten. Adriana nur eine, die allerdings gefühlt die Größe eines Heißluftballons hatte, da sie ja auch noch Tequila an der Leine führen musste. Gerade tänzelte er auf dem Waldweg vor ihr her, ganz so, als machten sie einen entspannten Sonntagsnachmittags-Spaziergang.
Adriana schluckte. Womöglich war das heute der letzte "normale" Tag im Leben der Menschheit gewesen. Und sie hatte bisher noch nichts dagegen unternommen. Viel zu viele Fragen waren bisher ungeklärt geblieben. Wenn sie doch wenigstens alle Fakten des Höllenfeuerlieds entschlüsselt und alle Halbdämonen versammelt hätten. Wie sollten sie das in nur sieben Stunden schaffen?
Neben ihr brummte Savannah etwas beinahe Unverständliches zum Thema Sonne ausknipsen. Offensichtlich stellte sie Überlegungen zu diesem Thema an.
Die herannahende Dunkelheit tauchte den Wald jetzt schon in eine düstere, beinahe farblose Atmosphäre, als hätte jemand dem Wald alles Leben entzogen. Noch nichtmal eine Krähe wagte es heute Abend  einen Ton von sich zu geben. 
Wieder schluckte Adriana, versuchte dann ihre Fingerspitzen unter die Ärmel des Taucheranzugs zu schieben, was allerdings ein aussichtsloses Unterfangen war. Die Plastikhenkel ihrer Tragetasche gruben sich in ihre Handgelenke. Mist. Immerhin hatte sie ihre Lieblingssweatjacke irgendwo im Rucksack, in die sie sich zum Schlafen kuscheln konnte. Von außen betrachtet mussten sie ein merkwürdiges Bild abgeben. Ein Wunder eigentlich, dass der Busfahrer Sie mitgenommen hatte. Ihnen war so kurz vor dem Weltuntergang schon alles egal gewesen und so hatten sie sich schon in der Wohnung "dämonensicher" angezogen. Savannah und sie sahen mit ihren Neoprenanzügen, vier Rucksäcken, drei Plastiktüten und einem Hund wie zwei Verrückte aus. Auf dem Weg zu Bikini Bottom, um Spongebob zu besuchen vielleicht. Eigentlich gar keine schlechte Idee, wenn man es genau bedachte. Ganz unten im Meer lauerten wenigstens keine Dämonen auf sie. Einen winzigen Augenblick lang sponn Adriana diese Idee weiter. Wie lustig wäre es, wenn sich Omega-Dämonen, wenn man sie unter Wasser als Haustier hielt in diese komische Schnecke verwandeln würden, die in Spongebobs Ananas lebte? Momentmal. Urplötzlich blieb sie stehen, so dass Savannah mit ihrem vorderen Rucksack gegen Adrianas hinteren stieß. Beide wankten ein wenig wie Sumo Ringer, die nach einem Aufprall zurück geworden wurden. "Hey!"
"Mir ist gerade etwas eingefallen", stieß Adriana atemlos hervor. "Vielleicht ist das die Lösung, wie wir den Krieg gegen die Dämonen gewinnen!"
"Was?" Savannah warf ihr einen verwirrten Blick zu. "Hier mitten auf dem Waldweg kam dir die Erleuchtung, oder wie? Sag nichts: du hast Robert Pattinson und seine Glitzervampire gesehen! Und sie wollen uns helfen. Aber nur wenn die Werwölfe auch mitspielen dürfen."
"Erzähl keinen Quatsch", winkte Adriana in ernstem Tonfall ab. "Nein, ich habe an Spongebobs Schnecke gedacht und Omega Dämonen, verstehst du?" Ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
"Aha", machte Savannah. "Nee, keine Ahnung wovon du sprichst. Aber Robert Pattinson wäre mir jetzt schon prinzipiell lieber als ein miauender Gary. Ich meine", sie hob die Hand und flüsterte, wobei sie so tat, als sollte Tequila das Folgende nicht hören, "würde der Hund nicht eifersüchtig werden?"
"Du machst dich über mich lustig", stellte Adriana fest.
"Neeeeeeeiiiiin, wie kommst du denn jetzt daaaaa draaaaauuuuf?" Savannah verdrehte die Augen, wobei sie das Eisentor zur Kapelle öffnete. Angesichts ihrer zwei vollgepackten Riesentüten eine Meisterleistung.
"Nach Ihnen, Patrick."

Als der zehn Minuten Warnton auf Adrianas iPhone vibrierte hatten sie sich schon einigermaßen häuslich mit Isomatten, Schlafsäcken und einem Minigenerator eingerichtet. Sie hatten sogar neben dem einsamen Busch an der Rückseite der Kappele ein Loch gegraben, als Toilettenersatz.
Bei einer Tüte Beef Jerky, die sich die beiden teilten, versuchte Adriana das Gespräch noch einmal von einer ernsteren Seite aufzurollen. "Cruz meint, Omegas können sich auch in etwas anderes verwandeln, außer Deltas. Wenn man sie nicht zum Töten erzieht. Vorhin kam mir der Gedanke, dass wir nur diesen Trick rauskriegen müssten, wie man sie in etwas Positiveres verwandeln könnte. Vielleicht durch den Kontakt zu Weihwasser? Nur so eine Idee. Wegen Spongebob." Sie schon sich ein weiteres Stück Dörtfleisch in den Mund und wartete Savannahs Reaktion ab.
"Von dieser Theorie habe ich noch nie gehört. Aber falls es stimmt, wäre es der Hammer. Wir könnten die Omegas auf unsere Seite ziehen, was immer dann aus ihnen wird und gleichzeitig den Dämonenclans den Nachwuchs abspenstig machen. So könnten wir sie gezielt ausrotten. Naja, oder zumindest stark dezimieren." Gedankenverloren blickte sie durch eins der Buntglasfenster nach draußen. "Aber Weihwasser? Ich weiß nicht recht? Das wäre ja fast wie in dem Film 'From Dusk till Dawn'. Zu einfach. Das hätte in den letzten 18 Jahren doch schon jemand zufällig herausfinden können?"
"Was, wenn nicht? Wenn wir die Ersten wären?", fragte Adriana zwischen zwei Bissen.
"Ja einen Versuch wäre es wert ... Sag mal, kannst du mir mal kurz die Taschenlampe reichten? Was ist das da vorne für ein Motiv auf dem Fenster?" Savannah nickte in Richtung des Buntglasfensters am Altar.
"Sind das Flügel?"
Adriana streckte sich, musste dann aber wegen eingeschränkter Bewegungsfreiheit durch den Neoprenanzug im Allgemeinen und Tequilas Gewicht auf ihrem Schoß im Besonderen, mit dem Speer, den sie aus einem Besenstiel und einem Messer gebastelt hatte, danach angeln. Savannah die Streberin, hatte statt zu Schlafen heute Nachmittag im Internet nach behelfsmäßigen Waffen gegoogelt und wie man sie selbst bauen konnte. Zu ihrem Leidwesen hatte Adriana aber weder hochentzündliche Reinigungsmittel unter der Spüle gehabt, noch genug Kalium für irgendeine ätzende Wasserbombe. Wenn sie das hier überlebten, da war sich Adriana sicher, würde am nächsten Tag sicher die Heimatschutzbehörde vor ihrer Tür stehen und unangenehme Fragen stellen. Zum Beispiel warum Savannah "Massenvernichtungswaffen Bauanleitung" gegoogelt hatte.
Schließlich gelang es ihr mit dem selbstgebastelten Speer (dazu hatten sie nur den Griff eines japanische Küchenmessers abgetrennt, das dünne Ende dann in einen Besenstil gerammt und das Ganze dann mit Klebeband und Geschenkbändern umwickelt) den Rucksack an oberen Griff zu sich heran zu ziehen. Man hätte auch denken können, die Lemuren aus Madagascar und Mary Poppins hätten sich beim Bau dieser Waffe zusammen getan.
"Das hab' ich auch schon mal schneller gesehen", beschwerte sich Savannah.
"Hast du einen hundertpfund schweren Hund auf dem Schoß, oder ich?", meckerte Adriana zurück. In ihrem Inneren brodelte es. Warum stand sie in letzter Zeit immer so kurz vorm Ausrasten? Das mussten die Nerven sein. Wegen Cruz und dem Pakt und-
"Reichst du mir jetzt die verdammte Lampe, oder versuchst du es noch mit Telekinese?"
"Häh?" Oh. Adriana hatte gar nicht gemerkt, wie sie die Taschenlampe in ihrer Hand wie hypnotisiert angestarrt hatte. Eilig legte sie sie Savannah in die Hand, strich sich danach die Haare hinter die Ohren und starrte gespannt auf das Fenster.
Beinahe ehrfürchtig schaltete Savannah die Lampe ein bevor sie den Lichtstrahl über das Buntglas gleiten ließ. Tatsächlich. Savannah hatte Recht gehabt. das Bild in dem einzigen runden Fenster hinter dem Altar zeigte einen Engel, der mit einem gehörnten Dämon rang. zu ihren Füßen stapelten sich tote Dämonen und noch mehr tote Engel. Grausig aber nach wahren Begebenheiten.
"Ähm ja. Ganz große Kunst", meinte Adriana. Trotz dieser brutalen Szene konnte sie ihren Blick einfach nicht von dem Bild abwenden. Diese weißen Engelsschwingen wirkten selbst durch das Glas weich und flaumig auf sie. Ganz anders als Cruz dämonische Fledermausflügel ...
Noch während ihre Gedanken damit drohten in Richtung Cruz abzudriften, nahm sie am Rande ihres Blickfelds einen Schatten wahr. Draußen vor dem Fenster direkt links von ihr.
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Falls ihr Lust auf Schreibtipps von mir habt, schaut mal bei meiner Instagram seiten account @nina.mackay rein:) Hab eben einen Tipp zum Thema "Den richtigen Titel für sein Buch finden" gepostet, aber ich hab noch viel viel mehr Tipps --> hashtag #arschgeile_schreibtipps ❤️❤️❤️

Dämonentage - Band 1 [Leseprobe]Where stories live. Discover now