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ROBIN

Eren stupst mich mit dem Ellenbogen als ich gerade dabei bin die Kühltheke, in der unser Gebäck ausgestellt wird, auszuwischen.

Beinahe hätte ich mir den Kopf gestoßen.

Er deutet auf Paul, der sich gerade mit dem Rücken zu uns in eine kleine Nische gesetzt hat. Er ist ganz reingerutscht und kauert fast schon im Eck.

«Hat er etwas bestellt?»

Eren schüttelt den Kopf.

Paul ist mir heute nicht nur einmal durch den Kopf gegangen. Seit Jan und er gestern verschwunden sind, habe ich kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen. Sorgen habe ich mir deswegen allemal gemacht.

Am liebsten würde ich mich zu ihm setzen und ihn in den Arm nehmen. Allerdings bin ich hier vorne zu sehr eingespannt.

In der Küche ist auch ausreichend zu tun, weswegen Kathleen dort gebunden ist.

Nach gefühlten Stunden hat Paul sich keinen Millimeter bewegt. Andere Gäste hätten wir längst aufgefordert etwas zu bestellen.

Eren stößt mich mit seiner Hüfte an und bereitet etwas To Go vor. «Geh, ich halt hier die Stellung.»

Mir steigt der Geruch von Kakao in die Nase.

Kurzerhand schnappe ich mir eine Tasse und bitte Eren hier ebenfalls einen Kakao reinzufüllen. Währenddessen schnappe ich mir einen Käsekuchen mit Mandarinen.

Ich für meinen Teil finde alles, was mit gebackenen Mandarinen oder Mandarinen aus der Dose zu tun hat etwas abartig. Paul hat den Kuchen allerdings zu seinem neuen Liebling auserkoren. .

Dankend nehme ich Eren den Kakao ab und mache mich auf den Weg zu Paul. Ich stelle beides vor ihm ab und lasse mich gegenüber von ihm fallen.

Verwundert blickt er mir entgegen. Er sieht so aus als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.

«Für wen ist das?» Selbst seine Stimme klingt kratzig und erschöpft.

Ich lege den Kopf schief. «Na für dich.»

«Aber das hab ich nicht bestellt», protestiert er.

Bestimmend schiebe ich Tasse und Teller ein Stück näher zu ihm. «Geht aufs Haus.»

Argwöhnisch mustert er mich.

Kurz sehe ich mich um und ziehe mir meine Schürze vom Kopf. Das kommt nicht gut, wenn ich hier so tatenlos rumsitze.

«Du bist seit knapp sechzehn Uhr hier. Jetzt ist halb sieben. Vermutlich hast du in deiner Mittagspause um eins, wenn überhaupt, zuletzt etwas gegessen.»

Patzig nimmt er die Kuchengabel und schaufelt sich ein Stück des Kuchens in den Mund.

Seine Miene bringt mich zum lächeln.

Ich erwische mich dabei, wie ich nach seiner freien Hand, die auf dem Tisch liegt, greifen möchte.

In meiner Vorstellung würde ihn das aufheitern. In der Realität wäre das allerdings sicher nur verwirrend.

«Wie geht's dir?», frage ich und versuche Blickkontakt aufzubauen.

Paul schüttelt allerdings nur den Kopf und meidet mich vehement. Es wirkt, als müsste er sich zusammenreißen.

Als er seine Augen wieder auf mich richtet, erkenne ich, dass sie ganz glasig sind.

Was ist da gestern noch passiert?

«Wie lange bleibst du heute hier?»

Er zuckt mit den Schultern.

«Willst du nachher mit zu mir kommen?» Das kleine Häufchen Elend kann ich sicherlich nicht einfach so wieder gehen lassen.

the love you wantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt