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PAUL

Die Wochen zwischen Sofias Geburtstag, der Mitte Oktober war, bis Weihnachten sind nicht sonderlich spektakulär. Könnte man zumindest meinen. Denn gleichzeitig passiert auch ziemlich viel.

Robin und ich schreiben täglich. Teilweise nur über die banalsten Dinge und unseren Alltag. Langweilig wird es dennoch nie.

Neulich habe ich ihn versehentlich angerufen. Daraus ist ein mehrstündiges Gespräch entstanden.

Vielleicht kommt es nun des Öfteren vor, dass es uns zu blöd ist einen Roman über die Geschehnisse in der Uni, in der Schule oder auf der Arbeit zu schreiben.

Wenn wir am Wochenende eine frühe Schicht haben, bleiben wir oft noch zusammen im Café sitzen. Robin hat angefangen sich den Spaß zu erlauben mich in französischen Vokabeln abzufragen. Die meiste Zeit spricht er währenddessen Französisch, um mich zu ärgern.

Ein bisschen verstehe ich zwar und ich würde behaupten, dass ich die Grundkenntnisse beherrsche. Von es fließend sprechen können, bin ich allerdings noch weit entfernt.

Aktuell befinde ich mich wieder in einer nervenzerrenden Klausurenphase.

Das hat zu folge, dass ich mit dem Gesicht auf meinen Geschichtsunterlagen an einem Schreibtisch sitze und eigentlich geradewegs einschlafen könnte.

«Jetzt komm schon, das weißt du», versucht Becca mich über den Lautsprecher zu motivieren.

«Ich weiß gar nichts», murre ich und bin dabei eine Spur zu garstig.

«Da gings jetzt gerade nicht nur um die NATO. Das war schon fast was persönliches.»

Ich schnaube nur, weil ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll.

«Was bedrückt dich?»

Alles und auch irgendwie nichts. Mir tut das gut, also der Abstand zu Jan und die Freundschaft zu Robin.

Ab hier hört es allerdings auf. Ich habe keine Ahnung was ich empfinde, weder für Jan, noch für Robin.

Zugegebenermaßen macht mir Angst, dass ich mich zu Robin hingezogen fühle. Nicht weil es Robin ist, sondern weil ich nicht möchte, dass ich nicht mehr in der Lage bin eine rein platonische Freundschaft zu einem anderen Jungen aufzubauen.

Ich möchte nicht sofort in eine Verknalltheit rutschen, nur wenn man mich anlächelt.

Mit Robin zu reden, ihn zu sehen oder an ihn zu denken, macht mich glücklich. Nur möchte ich nicht wieder auf Wolke sieben emporsteigen. Mein Wunsch ist es, ihn besser kennenzulernen und eine Freundschaft aufzubauen. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass man mir damit vorwerfen könnte, ich wöllte auf etwas raus.

Ich möchte nicht mit der Hoffnung an unsere Freundschaft ran gehen, dass aus uns mehr werden könnte. Mittlerweile zerbreche ich mir also nicht nur über meine, sondern auch über Robins Sexualität den Kopf.

«Wie ist es jemand vollkommen ohne ein romantisches oder ähnliches Interesse heraus zu betrachten?»

«Hä?», erwidert Becca. «Wie soll das schon sein? Du musst präziser sein.»

«Wenn du einen anderen Menschen sieht oder in deinem Fall einen Jungen. Was siehst du da?»

Beccas Antwort lässt etwas auf sich warten. «Na einen anderen Menschen halt?»

Seufzend setze ich mich aufrecht hin und reibe mir über die Wange, auf der ich die ganze Zeit gelegen bin. «Das war jetzt nicht sonderlich hilfreich.»

the love you wantWhere stories live. Discover now