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PAUL

Schweigend sitzen wir in Ewas Auto und ich freue mich darauf, einfach nur einen ruhigen Abend mit meinen Freunden zu verbringen.

Die zweite Schulwoche, sowie mein zweiter und mein dritter Arbeitstag sind wie im Flug vergangen. Nach meiner ersten Schicht am Samstag habe ich direkt meinen Vertrag unterschrieben. Robin habe ich diese Woche nur beim Schichtwechsel gesehen. Derzeit hat er noch Semesterferien und wird mehrheitlich vormittags eingesetzt. Ich hingegen werde nachmittags nach der Schule im Café arbeiten.

In meiner Freizeit habe ich kaum wen gesehen. Wieder in die Schule zu gehen, gleichzeitig zu arbeiten und währenddessen versuchen sich zum Lernen zu kriegen, ist doch schwerer als gedacht.

Umso mehr freue ich mich darauf heute einfach nur Spaß zu haben.

Ich beginne zu stutzen, als wir vorm Jugendzentrum unseres Ortes zum Stehen kommen.

Ewa zieht die Handbremse an und seufzt. «Es tut mir schrecklich leid, aber Jan hat absolut nicht lockergelassen. Am Ende haben wir alle geholfen, sonst wäre es in die Hose gegangen.» Sie sucht in meinem Gesicht nach irgendeiner Reaktion, aber ich starre einfach nur auf die bunten Luftballons an der Tür.

«Du kennst ihn doch», erinnert mich die Lilahaarige. Ihre Mundwinkel sind aufmunternd gehoben. Zumindest versucht sie die Stimmung zu heben.

Seufzend reibe ich mir über meine Augen und mache Anstalten aus dem blauen Twingo auszusteigen.

Ich bin mir sicher, dass vor ein paar Wochen noch Schmetterlinge in meinem Bauch ausgebrochen wären, wenn ich gehört hätte wie viel Mühe Jan sich gibt. Doch jetzt bin ich nur skeptisch.

«Alles in Ordnung?» Ewa mustert mich über das Dach ihres Autos hinweg.

Ich nicke betreten und schließe die Beifahrertür. «Wer ist alles da?»

«Die üblichen, also Sofia, Marcel, Milos, Becca, Jan und ich. Er hat versprochen es klein zu halten.»

Meine Stimmung hellt sich etwas auf, als ich den Namen meiner Cousine höre. Dass mein Bruder nicht dabei ist, überrascht und erleichtert mich zugleich. Er würde sicher nur peinliche Geschichten von mir erzählen.

Als ich hinter Ewa das Jugendzentrum betrete, beginnen die anderen zu jubeln.

«Nochmal alles Gute, Alter!»

Überrumpelt taumle ich etwas zurück, als Jan mich beinahe umrennt. Er scheint sich mehr als ich selbst über meinen Geburtstag zu freuen.

Obwohl ich alle heute schon gesehen habe, ziehen sie mich nochmal in ihre Arme.

Bei der Deko haben sie sich wirklich Mühe gegeben, das muss man ihnen lassen. Bisher wirkt alles vielversprechend. Also entscheide ich mich dazu, nicht alles schwarz zu malen, sondern den Abend mit meinen Freunden zu genießen. Das ist vielleicht eines der letzten Male, in denen wir so zusammenkommen.

Die Traube löst sich schnell wieder. Aufatmend lasse ich mich neben Rebecca auf einem der Sofas fallen. «Na?», frage ich und sehe zu ihr hoch, weil ich im Begriff bin, im Polster zu versinken.

Die Brünette grinst. «Und? Wie fühlt man sich mit...», sie scheint zu überlegen, «...alt.»

Empört schubse ich sie zur Seite und stütze mich in der Sitzfläche ab, um mich aufrecht hinzusetzen. «Hab ein bisschen Respekt vor den Älteren, Fräulein. Außerdem bist du nur knapp vier Monate jünger als ich.»

Becca beginnt zu lachen und schüttelt den Kopf. Ich bin so glücklich darüber, dass sie an sie gedacht haben. Sie kennt meine Freunde zwar, aber nicht sonderlich gut. Dadurch dass wir nie in dieselbe Klasse gegangen sind, haben sich unterschiedliche Freundesgruppen gebildet.

the love you wantWhere stories live. Discover now