15. Kapitel

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Es klingelt zu Pause. Wie immer macht Lilia sich auf den Weg zu ihrem Stammplatz, wird jedoch von Meran gefolgt. Lächelnd beobachtet er wie sie sich durch die Schülermassen schlängelt. Den Blick hauptsächlich auf den Boden gerichtet. Bis sie draußen sind.
"Auch wenn du versuchst unsichtbar durch die Schule zu wandeln, du fällst ziemlich auf.", lacht Meran und legt einen Arm um ihre Schultern. Diesen schüttelt sie sogleich wieder ab, sagt aber nichts dazu. Egal wie sehr sie sich beschwert, es ändert sowieso nichts. Er wird es so oder so weiterhin versuchen.
"Wenn du meinst.", murmelt sie, als sie an ihrem Platz angekommen sind. Sie setzt sich hin, die Knie angezogen, die Arme um diese geschlungen. Meran lässt sich neben sie fallen.
"Hast du jetzt eigentlich vor öfter bei mir zu übernachten?" Augenblicklich färbt sich ihr Gesicht rot und legt ihren Kopf auf die Knie, um es zu verstecken.
"Nein.", meint sie nur und Meran lacht leise.
"Schade, ich hätte mich gefreut." Er lehnt sich zurück, verschränkt die Arme hinter dem Kopf. Lilia hofft, das er ihren nun beschleunigten Herzschlag nicht bemerkt. Es hätte ihn gefreut. Wie soll sie das verstehen? Sie weiß es nicht. Aber ihr Herz und ihre Gedanken spielen deshalb verrückt. Wollen wissen wie er das meint. Machen sich Hoffnungen. Hoffnungen, die Lilia auf keinen Fall zulassen will. Ebenso wie Gefühle für ihn.

"Und, was machen wir jetzt?" Meran läuft grinsend neben ihr her. Inzwischen ist Schulaus und sie machen sich auf den Weg nachhause.
"Warum sollten wir jetzt etwas machen?", fragt Lilia ihn ohne aufzusehen. Ein jämmerlicher Versuch ihn abzuwimmeln. Auf der einen Seite will sie Zeit mit ihm verbringen. Auf der anderen hat sie Angst davor.
"Weil ich das gerade beschlossen hab'.", verkündet er und bietet Lilia eine Zigarette an, als sie das Schulgelände verlassen haben. Sie wird unsicher. Soll sie einfach zusagen? Nein. Sie hat zuviel Angst, dass er ihr wichtig wird. Das darf sie nicht zulassen. Also versucht sie weiterhin kalt zu bleiben.
"Und wenn ich keine Lust dadrauf hab?", fragt sie eher rhetorisch und steckt sich die Zigarette an. Meran lacht nur über ihre Konter.
"Dann erzähl' ich dir nicht, warum ich mich geschnitten hab." Sie zuckt leicht zusammen als er es so direkt ausspricht. Ihr ist es immer unangenehm soetwas zu sagen, sogar zu denken.
Neugierig sieht sie ihn an. Ob er es ernst meint? Sicher kann sie nicht sein. Aber einen Versuch ist es wert. Schnell sind ihre Vorsätze, auf Abstand zu gehen, zunichte gemacht.
Ihr fällt auf, dass sie ihn anstarrt. Schnell wendet sie den Blick wieder ab, erkennt im Augenwinkel, dass Meran zufrieden grinst.
"Na schön. Aber wehe wenn nicht. Dann geh' ich wieder." Nun lacht er.
"Wir bleiben nicht hier." Verwundert sieht sie ihn an. Wartet, das er ihr erklärt, wie er das meint.
"Wir gehen in die Stadt."

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