28. Kapitel

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In ihrem Zimmer angekommen schaut Lilia sich zunächst um. Blutflecken, überall auf ihrem Boden verteilt. Hektischt sucht sie etwas um sie aufzuputzen. Meran soll das schließlich nicht sehen. Ihr Herz rast aus Angst, er kommt herein wenn sie noch nicht fertig ist. Sie dabei erwischt, die Spuren der letzten Nacht zu entfernen. Doch sie ist recht schnell fertig. Viel früher als Meran, also nutzt sie die Zeit dazu, ihre Haare noch zu kämmen. Auch wenn es ein schier unmögliches Unterfangen ist. Sie scheint sich im Schlaf so sehr herumgewälzt zu haben, das sie zahllose Knoten in ihrer langen Haarpracht hat.
"Auauauauaua.." Unter Schmerzlauten versucht sie ihre Haare zu entwirren, erntet aber nur das Lachen und belustigte Blicke seitens Meran. Sie hat gar nicht bemerkt, das er herein gekommen ist. Nachdem sie kurz erschrickt, das er im Zimmer steht, schaut sie ihn böse an.
"Lach nicht.", sagt sie patzig und ignoriert ihn dann, während sie ihre Haare weiter entwirrt. Meran kichert nochmals kurz, bis er zu ihrem Bett geht und sich auf eben dieses fallen lässt. Erst als sie gegen ihre Haare gewonnen hat, wendet sie sich ihm wieder zu und setzt sich neben ihm aufs Bett. Achtlos nimmt sie sich einen Toast und schaut sich in ihrem Zimmer um. Kein Hinweis auf die gestrige Nacht ist mehr zu finden. Denkt sie. Da sie so darauf bedacht ist alles nach Spuren abzusuchen, bemerkt sie nicht Merans bedrückte, traurige Stimmung.
"Es geht dir wirklich gut?", fragt er sie. Leise, traurig. Schmerz klingt in seiner Stimme mit. Und genau deshalb schaut sie verwirrt zu ihm. Fragt sich, woher der Stimmungswandel kommt. Doch als sie sieht, was er in den Händen hält, erstarrt sie.

Sie hatte das wichtigste vergessen: ihre Bettwäsche. Am Vorabend hatte sie sich ihre Arme nicht verbunden, weshalb über all auf ihrem Bett, ihren Kissen und der Decke dunkle, eingetrocknete Blutflecken sind. Und genau diese befleckte Decke hält Meran in seinen Händen. Schaut wie gefesselt auf sie herab. Es verletzt ihn, dass Lilia ihn angelogen hat. Sich ihm nicht anvertraut hat. Ihn ihr nicht helfen gelassen hat. Tränen steigen in Lilias Augen auf. Genau das wollte sie nicht. Das er es herausfindet. Er sieht, wie schwach sie doch ist. Und vorallem das er bemerkt, das sie ihn angelogen hat.
"M-Meran..." Ihre Stimme zittert bereits vor Tränen. Sie weiß nicht was sie sagen soll. Was sie tun soll. Er schaut sie immer noch nicht an, dich ihr Blick liegt ausschließlich auf seinem Gesicht. Das Gesicht, das sie so liebt. Das Gesicht, das sie immer fröhlich anstrahlt. Und genau dieses ist nun geradezu schmerzverzerrt. Es versetzt ihr einen Stich ins Herz, ihn so zu sehen und sie hasst sich nur noch mehr dafür, dass sie schwach geworden ist. Mal wieder ihrer Sucht erlegen ist.
Plötzlich verändert sich Merans Gesichtsausdruck. Er zwingt sich ein Lächeln auf, doch seine Augena haben noch immer diesen qualvollen Ausdruck, der Lilia Schmerzen bereitet.
"Schon gut. Warte kurz." Ohne ein weiteres Wort steht er auf, lässt die blutverschmierte Decke achtlos auf den Boden fallen und geht aus dem Zimmer. Wie in Trance bleibt Lilia sitzen. Starrt erwartungsvoll und neugierig auf die Tür. Wartet, bis er wieder kommt.
Sie weiß nicht wie lange sie schon still da sitzt und wartet. Doch es fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Als Meran schließlich wieder ins Zimmer tritt, atmet sie zunächst erleichtert auf. Doch schon kurz darauf beginnt sie unkontrolliert zu weinen und zu schluchzen.

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