2- "Raumverschönerung."

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„[...] Was die Nebelflüsterer betrifft, habe ich ebenfalls keine weiteren Nachrichten erhalten. Es lässt sich jedoch annehmen, dass inzwischen auch der König und die Vogelfänger von den letzten Entwicklungen erfahren haben. Haltet eure Tore zu jeder Zeit verschlossen und verstärkt die Wachen. Wir dürfen kein Risiko eingehen, bis sie den nächsten Flüsterer gefunden haben. [...]"

(Auszug aus einem Brief von Lady Beanna, Leiterin der Burg der Kinder und Vorsitzende der Schulorganisationen)

✥✥✥

          Wir liefen nach Primwood Hall, weil weder Garcy noch ich, so schnell wieder auf ein Pferd steigen wollten. Elayn versicherte mir zwar, dass ihre Stute ungefährlich sei (und zugegeben, ich wollte nicht aufhören, ihr seidiges Fell zu streicheln), aber die Aufregung der letzten Stunden hatte mich zappelig gemacht.

Deshalb errichten wir unser neues Zuhause erst am späten Abend. Und hätte ich es nicht besser gewusst, ich hätte behauptet, Maze hätte uns absichtlich über Umwege geführt, nur damit wir zu exakt diesem Zeitpunkt die Schule erreichten.

Primwood Hall war ein winziges Anwesen inmitten eines Waldausläufers. Da es unbedeutend war, hatte sich noch kein Zauberer gefunden, der es mit Magie vor neugierigen Augen schützte, doch Elayn erzählte mir, dass sie vielversprechenden Nachwuchs heranzogen.

Die Anlage bestand aus einem rotgemauerten Haupthaus, das sich mitten im Wiederaufbau befand, sowie einer großen Mauer mit ähnlich großen Löchern. Wir passierten ein Stallgebäude, das ein wenig außerhalb lag und seine Koppeln aus dem Wald herausstreckte. Elayn blieb dort mit den Pferden zurück, während Maze uns zum Haupthaus begleitete.

Weiße Treppenstufen, von denen zwei fehlten, führten zu einer massiven Holztür, deren Schräglage sich auf dem steinernen Boden in einem Viertelkreis abzeichnete. Zu unserem Glück stand sie einen Spalt breit offen, sodass wir uns nacheinander in den Eingangsbereich quetschen konnten.

„Wenn wir es schaffen diesen Ort vor den ersten Besuchen der Rebellenorganisationen auf Trab zu bringen, haben wir eine winzige Chance, dass sie uns bestehen lassen", erklärte Maze, als er uns in einen Gang und dann eine Treppe hoch führte.

Ich musste zugeben, dass ich mehr Militär erwartet hätte. Schießscharten und Fallgruben. Doch das hier war eine Schule (auch wenn ich noch nie eine betreten hatte) und meine Nervosität schlug in Aufregung um.

Garcy klammerte sich an meiner Hand fest, während ihr Blick panisch von links nach rechts schoss. Alles um uns herum wirkte teuer und verkommen. Der Boden war von einem dunklen, reichen Holz, aber so abgewetzt, dass ich die raue Oberfläche unter meine dünnen Sohlen spürte.
Die Fenster im ersten Stock waren riesig und aus buntem Glas. Aber ihnen fehlten Stücke.

Hinter einer gerade restaurierten Tür, drang das stete Murmeln vieler versammelter Stimmen hervor, sowie der Duft von Suppe und Brot. Mein Magen knurrte sofort zur Antwort, doch Maze führte uns leider weiter. Enttäuscht schlurfte ich ihm hinterher.

Er hielt vor einer deutlich kleineren Tür, die weniger vielversprechend roch. Meine Schultern sackten gerade herab, als ein hysterisches Kreischen uns alle zusammenzucken ließ.

Garcy zog mich einen Schritt zurück.
Was bei allen Waldelfen war das?
Mit Augen rund wie Wagenräder, starrte ich zu Maze herüber, der den Eingang ebenfalls betrachtete, als befände sich dahinter eine Schnappschlingpflanze.

Dahinter befand sich keine Schnappschlingpflanze, oder?
Unwillkürlich kehrte meine Hand zu dem Schnitt an meinem Arm zurück.

Maze akzeptierte sein drohendes Schicksal deutlich schneller als wir und mit einem Schulterzucken öffnete er uns die Tür.

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWhere stories live. Discover now