9- „Du kannst mir helfen, Essen aus der Küche zu stehlen"

3.1K 449 154
                                    

„Ich habe alle nötigen Informationen. Holt mich heraus."

(Brief im Lager der Vogelfänger. Hastig gekritzelt)

✥✥✥

          „Ich denke, die Vogelfänger haben es auf Garcy abgesehen." Ich ließ meine Fingerknöchel knacken.

Das Büro des Schulleiters sah noch genauso aus, wie zu meiner Ankunft hier. Bücherstapel über Bücherstapel, die mir ihre Geheimnisse verbargen. Und in ihrer Mitte der Mann, der es nicht einmal für nötig befand von seinem Pergament aufzusehen.

„Und ich habe gehört, dass du und Calean zuletzt gemeinsam in den Wald geritten seid. Obwohl wir eine Ausgangssperre verhängt haben." Eine kurze Pause breitete sich aus, gefüllt von dem Kratzen seiner Feder.

Mein Magen sank auf den Boden.
„Sir, Sie verstehen nicht. Ich habe die hier auf ihrem Kissen gefunden." Aus meiner Jackentasche zog ich die blaue Feder und legte sie wie eine explosive Alchimistenkugel auf seinen Brief.

Für einen Moment hielt er inne und bedachte meinen Fund mit einem ärgerlichen Blick.
„Ein geschmackloser Schülerstreich."

Was? Nein!
„Es ist dieselbe, die wir für Amila gefunden haben. Einer der Vogelfänger war wieder in diesem Haus!"

„Und was für Beweise hast du dieses Mal?", herrschte er mich an. Seine Hände zitterten vor schlecht kontrolliertem Zorn und verteilten Tinte überall auf seinem Schreiben. Elayn hatte erzählt, dass die Rebellen der Hand des Lichts seine Entlassung besprachen, nach der ungerechten Verurteilung und dem Verlust eines anderen Schülers.

„Dieses Mal?", echote ich kleinlaut.

Meine Reaktion nahm ihm ein wenig den Wind. Mit einem tiefen Atemzug legte er die Feder weg und sah mich hinter seiner Brille hervor an.
„Ich will nicht wieder jemanden Unschuldigen einsperren."

„Ich habe keine Beweise. Ich will, dass sie mich zu meiner Schwester lassen und sie nicht im Unterricht verbarrikadieren." Ich wurde mit jedem Wort verzweifelten. Er nahm mich nicht ernst. War ihm nicht klar, dass das Leben eines weiteren Mädchens auf dem Spiel stand? Musste ich erst Caleans Rede wiederholen mit den Details, was die Vogelfänger mit ihnen machten?

„Gwinn, so sehr mich deine Sorge rührt, aber es ist wichtig, dass wir einen Sinn von Normalität wahren. Und das schließt einen regelmäßigen Unterricht ein. Also wenn du dich nützlich machen möchtest, geh hinunter zum Stall und tue deine Arbeit. Oder falls es dir hilft, besuche selbst eine Klasse." Er griff nach dem Sandfässchen und streute es über sein Werk.

„Aber was ist mit der Feder?", bohrte ich weiter.

„Vergiss die Feder!" Die Worte knallten durch das kleine Zimmer und ließen mich einen Schritt zurück stolpern.
„Wir müssen alles daransetzen, mit dem Botschafter der Hand des Lichts den ersten Nebelflüsterer zu finden. Das heißt: keine merkwürdigen Vorkommnisse mehr. Keine Vogelfänger. Und keine unerlaubten Ausflüge in den Wald! Wenn ich dich oder Calean auf einem Pferd außerhalb des Trainingsplatzes sehe, könnt ihr euch beide eine neue Bleibe suchen!"

Mein Mund fiel auf, dann schloss er sich wieder. Tausend Antworten lagen auf meiner Zunge, doch ich schaffte es nicht eine einzige von ihnen zu formulieren. Er wird mir nicht helfen. Die Erkenntnis schob mich aus seinem Büro hinaus auf den Gang. Ich war wieder alleine.

„Und? Wie hat es geklappt?"

Ich zuckte zusammen. Elayn lehnte gegenüber der Bürotür an einer der Säulen und sah mich erwartend an. Sie hatte ein Messer in den Händen, das sie immer wieder in jede Richtung drehte.

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWhere stories live. Discover now