8 - "Verzeih mir?"

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 "[...] Gelbe Feder - Feuerbändiger
Rote Feder - Kann sich verteidigen
Blaue Feder - Hoher Seltenheitswert
Schwarze Feder - Tödlich [...]"

(Ein Entschlüsslungsversuch)

 ✥✥✥   

          Ich trödelte am Stall, bis Elayn mir eine gute Nacht wünschte und hoch zum Haupthaus ging. Dabei gab es nichts mehr hier unten zu tun. Die Tiere waren versorgt und hätten sich vermutlich ebenfalls gewünscht, dass ich endlich das letzte Licht löschte.
Aber ich konnte nicht.

Meine Gedanken verfolgten mich wie ein Schatten über die roten Ziegelsteine des Stallgebäudes. Ich hatte eine Lampe auf den Schemel vor der Sattelkammer gestellt und mich ihr gegenüber auf einen Heuballen gesetzt, in der Hoffnung sein satter Geruch würde mich müde machen.
Still sah ich der Welt zu, wie sie sich in ihr dunkles Nachtgewand hüllte und langsam die Details der Bäume verschluckte.

„Ich habe dir deine Decke mitgebracht", schreckte mich Elayn einige Zeit später aus den Beobachtungen. Sie war zurückgekommen. Lautlos drückte sie sich durch die kleine Rücktür und hob das Bündel in ihren Armen hoch.
Sie sah aus, als wäre sie Teil des Stalls. Ihre sommersprossen-übersäte Haut und der warme Ton ihrer Haare erinnerten an Herbst und fallendes Laub. An Tage, wenn man die Nähe der Tiere als Zuflucht vor dauerndem Regen suchte.

„Vielleicht wäre ich ja wieder hochgekommen", lächelte ich dankbar und klopfte neben mich auf den Heuballen.
Eine glatte Lüge. Mein Kopf war ein verknotetes Wollknäuel aus Fragen und Ideen, das ich bis zum Morgen nicht lösen würde. Calean, Maze und Sidra verstrickten sich darin zu einem einzigen großen Problem, dem ich mich nicht stellen wollte.

Elayns Gesicht blieb verständnisvoll. Fürsorglich drapierte sie die Decke über meinen Schultern und setzte sich neben mich. „Ich habe mit Maze gesprochen. Er hat mir erzählt, was vorgefallen ist."

Allein bei der Erwähnung seines Namens kräuselte sich meine Stirn.
„Ich würde verstehen, wenn du mich jetzt hasst." Ich hatte ihr die Hilfe am Stall genommen und Streit mit einem Freund von ihr begonnen. Wann war ich so ein unangenehmer Mensch geworden?

Doch sie schüttelte den Kopf.
„Ich kann nicht behaupten zu verstehen, was hier vorgefallen ist, aber.... Amila hat sich ein Herz genommen und mit Maze gesprochen."

So wie sie dabei den Mund verzog, hatte ich direkt ein sehr gutes Bild davon, wie dieses Gespräch abgelaufen war. Amila konnte Maze schon an guten Tagen nicht ausstehen. Dass sie sich trotzdem gegen Sidras Drohung durchgesetzt hatte...
Ich sprach meine Sorgen aus, dass Sidra ihre Mitschüler erpresste.

Mein Kommentar entlockte der jungen Frau ein schmales Lachen und sie fuhr sich einmal durch die braunen Haare. „Womit auch immer Sidra Amila erpresst, es muss etwas so Großes sein, dass sie es sich für einen anderen Tag aufhebt." Sie zuckte mit den Schultern.
„Und was Maze betrifft...Sidra hat diese merkwürdige Vorstellung, dass er sie eines Tages aus dieser Schule retten wird und mit ihr in irgendeiner Großstadt eine perfekte Familie gründet. So normal und nicht-magisch, wie nur möglich."

Elayns Seufzen ließ mich umständlich auf meinem Po herum robben, bis ich ihr gegenübersaß und unsere Knie sich im Schneidersitz berührten.
„Glaubst du, ich bin ein schlechter Mensch?"

Ich entlockte ihr ein leises Lachen und ihr Blick flackerte aus dem Fenster.
„Ich denke, du vertraust zu schnell. Und du bist zu lange freundlich, wenn es dir ab und zu einmal guttun würde, den Leuten auf die Nase zu hauen." Meine Grimasse an dieser Stelle, brachte sie noch mehr zum Lachen. „Ich meine es ernst, Gwinn. Wenn du Garcy beschützen willst, musst du deine Nettigkeit ablegen. Erst dann kannst du den Menschen helfen. So wie Amila."
Als sie meine zusammen geschobenen Augenbrauen bemerkte, fuhr sie fort.
„Amila sieht deine Wunden, hier drinnen", sie deutete auf mein Herz, „Und ohne eine Berührung, macht sie dich wieder ganz. Ich glaube, dass sie deshalb manchmal so grimmig ist. "

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerDove le storie prendono vita. Scoprilo ora