3- "Waren das deine Kräfte?!"

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 „Vogelfänger in unserem Wald. So viel Spannung hatten wir seit der Verkündung der Nebelflüsterer nicht mehr."

Ich wusste nicht, worüber Amila redete. Oder warum sie überhaupt mitkam. Sie hatte ihr Bett für Garcy als Versteck angeboten, während ich losstiefelte, um mich bei Maze und Elayn zu revanchieren. Vielleicht weil sie sichergehen wollte, dass jemand Maze den Garaus machte und Zitat ‚Die Schule von einem bösen Fluch befreite'.
„Was genau sind Vogelfänger?"

Amila war kleiner als ich, aber sie hatte keinerlei Probleme meinem Eiltempo zu folgen, als hüte sie ein kleines Kind, das ihr unbedingt einen Frosch zeigen wolle.
„Menschenhändler."

Großartig.
„Und was haben die mit Vögeln zu tun?", fragte ich weiter, während ich zwei beerenbehangene Äste aus einander schob, um auf einen verborgenen Trampelpfad zu gelange, den Garcy mir in meinem Kopf gezeigt hatte. Anscheinend war der Wald voll davon.

„Das ist ihr Spitzname. Menschenhändler-die-gegen-das-Gesetz-
des-Königs-magische-Kinder-an-exzentrische-Adelige-verkaufen war im Gildenbuch vergeben", sie überprüfte etwas an ihrem Gürtel, was verdächtig wie ein großes Messer aussah, „Wie vielen von ihnen bist du schon begegnet?"

Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Keinem?"

Zum ersten Mal verlief sich Amilas Schwung in der nassen Erde. Der Zweifel unserer ersten Begegnung kehrte dafür zurück.
„Und wie kommst du dann darauf, dass du sie im Kampf besiegen könntest?"

„Ich habe fünf Jahre auf der Straße gelebt und jede Woche denselben Bäcker beklaut. Entweder ich habe einen magischen Schutzbefohlenen oder mache etwas richtig", erwiderte ich grimmig. Einen Kampf würde es doch hoffentlich nicht geben, oder?
„Erklär mir lieber, warum irgendjemand ein Genträger-Kind haben will. Meine Erfahrungen mit den gewöhnlichen Menschen waren bisher eher... distanziert."

„Sie halten sie als exotische Haustiere oder Diener. Etwas, das du deinen Gästen bei einem Abendessen vorführst oder eine billige Arbeitskraft", ohne Nachhall, kehrte ihre Entschlossenheit zu ihr zurück, „Seitdem die Prophezeiung über die Nebelflüsterer ausgesprochen wurde, suchen alle wie verrückt nach ihnen. Jeder einzelne ist ein Vermögen wert und jetzt hocken die Vogelfänger ständig auf den Grenzen unseres Landes. Normalerweise bemerkt Calean, wenn sie den Wald betreten, und warnt uns vor."

Ich hatte keine Ahnung, wer oder was Calean oder ein Nebelflüsterer war, aber es war mir zu peinlich, mehr Fragen zu stellen.
„Keine Sorge. Dafür habt ihr jetzt mich", erklärte ich und schenkte ihr ein gewinnendes Grinsen.

Amila blieb eine Antwort erspart. Denn im nächsten Moment prallte ich, Nase voraus, in den Rücken eines breitschultrigen Kerls.
Stöhnend torkelte ich zurück, die Hände im Gesicht und wurde von ihr aufgefangen. Wer stand denn bitte so ungeschickt direkt hinter einer Wegbiegung?

„Was bei allen Todessängerinnen?"
Die Wegblockade drehte sich zu uns um und präsentierte sein Gnomähnliches Gesicht. Schiefe Nase, winzige Augen und verschwindend dünne Lippen.
Irgendjemand hatte einen bartlosen Bartani-Halbling im Stammbaum.

Hinter ihm drehte die ganze Versammlung, inklusive Elayn und Maze, die Köpfe zu. Niemand von ihnen sah begeistert aus.
Ich weiß, ich würde auch lieber von einem Held aus den Mythen gerettet werden.

Amila probierte, rückwärts wieder zwischen den Bäumen zu verschwinden, doch Gnom-Gesicht hatte andere Pläne für uns. Mit seinen erstaunlich langen Armen packte er uns Links und Rechts im Genick und schubste uns in die Lichtung, inmitten seiner vier Freunde.
„Ist das euer Rettungskommando? Zwei kleine Mädchen?"

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWhere stories live. Discover now