7- "Der Grund ist wirklich dämlich..."

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          „Wie konnte er nur?" Mit einem Ruck fuhr ich aus meiner liegenden Position hoch. Mein Kopf brummte, als tanzten hunderte Erdgnome auf meinen Schläfen und die Welt um mich herum drehte sich wie ein Alchimistentopf. Ich hatte ihm vertraut. Ich hatte ihm geglaubt, dass er mir helfen wollte!

„Sccchhh Gwinn, sie werden uns hören."

Garcys gedämpftes Flüstern mischte sich in meine wirren Erinnerungen. Ihr Gesicht war bleich und verkrampft, als hielte sie ihren Körper mit Gewalt vom Zittern ab. Mit einem Finger auf den Lippen reichte sie mir einen Lumpen, durch den das blaue Leuchten des Seda- Steins hindurch glomm.

Mit angehaltenem Atem nahm ich ihn entgegen, in die vermeintliche Stille lauschend.
Dann hörte ich sie auch.

Stimmen. Zu schwach, als dass ich verstanden hätte, aber nah genug, um uns ebenfalls zu hören. Ihre Schritte raschelten durch das Laub des Waldes, nicht weit von unserem Versteck entfernt.

Die Vogelfänger. Calean musste sie gerufen haben. Oh, wenn ich ihn in die Finger bekäme. Wir würden ein ernstes Gespräch führen.
„Wie lange habe ich geschlafen?" Ich bewegte mehr den Mund, als dass ich die Worte sprach.

„Die Sonne ist schon eine ganze Weile wach", gab meine Schwester mit einem Schulterzucken zurück.

Verdammt. Verdammt noch mal. Ich musste Garcy von hier fort bekommen. Dem wackeligen Gefühl meiner Beine nach zu urteilen, waren nicht alle meine Gliedmaßen erwacht. Schwankend und torkelnd kämpfte ich mich auf die Füße und stolperte auf den Ausgang zu.
Besser, sie erwischten mich alleine. Vielleicht würden sie gar nicht nach einem zweiten Mädchen suchen, wenn ich ihnen genug Probleme machte.

Zumindest in einem Punkt hatte Garcy recht gehabt: Es war hell. Und die Sonne war nicht auf meiner Seite. Sie brannte wie Seife in meinen Augen und forderte zu lange Gewöhnungszeit von mir.
Die Tränen liefen mir über die Wangen, während ich an den Türrahmen gelehnt versuchte, die Richtung der Leute auszumachen. Bei allen Göttinnen, was waren das für Nachwirkungen?

Zu meinem Glück kamen sie näher. Durch den Schleier meiner Sicht glaubte ich, die Farben ihrer Kleidung zwischen den Bäumen hervor stechen zu sehen.
Ich machte einen ungelenken Schritt nach vorne...

...und fiel über einen breiten Ast.

Vielen Dank.

Ich biss buchstäblich in die Erde und lockerte mir ziemlich sicher meine komplette Zahnreihe.
Aber hey, wenigstens hatte ich eine Waffe gefunden.
Ohne mich aufzurappeln, tastete ich nach meinem eigenen Untergang und zog das Holz unter meinem Bauch hervor.
Mit dessen Hilfe kämpfte ich mich zurück auf die Füße und taumelte weiter nach vorne.
Meine Sicht wurde klarer, aber mein Kopf drehte sich schon wieder, was mir nicht sonderlich viel Zeit zum Reagieren gab. Hinter einem Stamm kam ein dunkler Schopf hervor und ich schwang.

Reflexartig. Ins Leere. Warum sah das bei anderen immer so einfach aus?

„Gwinn!" Das war Amila. Die der ersten Gestalt folgte. Hatten die Vogelfänger sie gefangen?

„Maze!" Vor mir ging sie in die Knie und beugte sich über den Typen, der mir im letzten Augenblick ausgewichen war.

Moment. Maze? Maze war kein Vogelfänger.
„Oh, nein." Das würde er mich nie vergessen lassen! Vor Schreck ließ ich den Knüppel fallen und traf ihn dieses Mal doch im Rücken. Amila lachte.
„Es tut mir leid! Es tut mir so... ich dachte, ihr wärt Kinderdiebe..."

Jagd der Nebelflüsterer- Die VogelfängerWhere stories live. Discover now