8. Kapitel - Ankunft

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Die Zeit stand still. Mir war so, als ob ich Leos Atmen neben mir hören konnte. Er schien nervös zu sein. Irgendwo raschelte es. Ein zweites Knacken durchbrach die Stille um uns herum. Es war als hätten alle Lebewesen des Waldes ihre Tätigkeiten eigestellt. Ein kalter Schweißtropfen bahnte sich einen Weg meinen Rücken hinunter. Was auch immer in diesem Wald war, bedeutete mit Sicherheit nichts Gutes.

Ein heißer Luftzug streifte meine Haut und Leo ging langsam in die Hocke. Ich konnte sehen, dass jeder einzelne Muskel in seinem Körper angespannt war. Ich bekam kaum mit wie Leo mir Leo flüsternd klar machte, dass ich mich langsam vom Wald weg bewegen sollte.

Allerdings war ich vor Angst, vor dem was da auf uns zu kam, so gelähmt, dass ich mich kein Stück bewegen konnte. Da ich aber zu stolz war um das zuzugeben, tat ich einfach so, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Leos Flüstern wurde immer hektischer und lauter. Endlich, nach gefühlten Stunden, bewegten sich meine Gliedmaßen wieder und ich wich zurück. Es raschelte und dann schob sich plötzlich ein Wesen aus dem Unterholz. Es erinnerte mich ein kleines Bisschen an den Dachs, allerdings schien dieses Wesen hier mehr an einen Wolf als an einen Dachs angelegt zu sein. Dazu kam, dass es um einiges Eleganter aussah. Ich ging sogar soweit, zu sagen, dass das Wesen eine Art Schönheit besaß.

Sein Blick war feurig und berechnend. Er knurrte uns mit gebleckten, schneeweißen und sehr scharf aussehenden Zähnen an. Sein etwas zu lang aussehender Schweif schien zwar nicht wirklich ins Bild zu passen.Trotzdem sah er nicht so tierisch aus. Er hatte kurzes schwarzes Fell, pechschwarze Schwingen und lange, silberne Krallen. Alles in allem fand ich ihn eigentlich ziemlich hübsch. Allerdings nur solange, bis er einen großen Satz nach vorne machte und sich auf Leo stürzte. Ich wich zurück und stolperte über einen Stein.

Vor mir zerfetzen sich zwei Wölfe den Pelz. Der Fremde schien klar im Vorteil zu sein da er Leo immer wieder mit Krallen und Zähnen erwischte. Leo dagegen zappelte wie wild und schaffte es nicht mal annähernd in die nähe des schwarzen. Leo blutete aus ein Paar schmerzhaft aussehenden Kratzern. Ich musste etwas tun. Ich griff neben mir auf den Boden und ertastete einen großen Stein, hob ihn auf und wog ihn in der Hand. Dann schleuderte ich ihn in die Richtung der Kämpfenden und hoffte, dass ich nicht Leo damit plättete.

Zu meinem großen Glück erwischte ich den schwarzen am Kopf und mein neuer Freund nutzte den Moment der Verwirrtheit sofort aus indem er seinen Gegner kurzerhand umwarf und versuchte ihn am Boden zu halten. Allerdings war der andere viel stärker, und ich schien ihn auch noch wütend gemacht zu haben.

Er schüttelte Leo ab und schleuderte ihn gegen den nächsten Felsen. Dann wirbelte er herum und wandte sich mir zu. Langsam und bedrohlich kam er näher. Leo, der sich mittlerweile zurückverwandelt hatte, versuchte sich aufzurichten.

Mein Blick fand die Augen meines Feindes und ich spürte eine Wut in mir aufsteigen. Mich überkam die Lust auszuflippen. Ich spürte wie ich eine Gänsehaut bekam. Und dann machte ich das was ich schonmal gemacht hatte: Ich ließ meiner Wut freien lauf und spürte wie sich mein Zorn entlud. Vor meinen Augen tanzten rote Flecken und ich spürte wie etwas in mir pochte.

Als ich endlich wieder klar sehen konnte,  bemerkte ich, dass ich den Schwarzen wohl irgendwie in den Wald geschleudert hatte, denn vor mir zog sich eine lange schneise bis tief in den Wald hinein. Ich hörte ein leises pfeifen und wandte meinen Blick Leo zu, der mir zunickte. "Aus dem hast du wohl Mus gemacht" "Verdammt, Leo! Was war das für ein Vieh?!", schleuterte ich ihm an den Kopf," Und was zum Geier hab ich bitte gemacht?!" Leo lachte. Dann stand er auf und torkelte auf mich zu. " Das da war ein Geisterdämon. Obwohl es auch ein Dämon sein könnte, do viel Kraft wie der hatte. Was du gemacht hast weiß ich nicht genau aber anscheinend hast du irgendwas magisches nach ihm geworfen. Du solltest es aber nicht allzu oft anwenden." "Aha. Und wieso nicht?" Er winkte ab. "Erklär ich dir später. Wir sollten zuerst mal nach unserem Freundchen sehen" Wiederwillig schnaubend nichte ich und wir machten uns gemeinsam auf um nach dem zweiten Wolf zu suchen.

Tor der SchattenWhere stories live. Discover now