39. Kapitel - "Der Herbst war ein Abschied."

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"Ich glaube ich habe noch nie im Leben so viele Leute kennengelernt", sagte Lily am Montag Morgen beim Frühstück.

"Tja du bist jetzt die neue Berühmtheit", sagte Sky und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß noch nicht so ganz, was ich davon halten soll." Ich wusste genau, was die Fee meinte. Ich hatte es am Anfang auch nicht gemocht, dass plötzlich jeder über mich redete und ich mochte es immer noch nicht. Jedoch war ich nicht mehr das Gesprächsthema Nummer eins. Lily war es nun.

"Ich weiß genau was du meinst", antwortete ich daher. "Wenigstens reden die Leute mit dir und nicht über dich, wie sie es bei mir getan haben."

"Hey", Josh kam zusammen mit Liam zu uns an den Tisch. Er trug schwarz und er sah gut aus. Liam grinste mich an. Er hatte wahrscheinlich meine Gedanken gelesen, aber er sagte nichts. Auch er trug schwarze Anziehsachen. Sidney, Mya und ich trugen ebenfalls schwarz. Wir würden zu Isaac's Beerdigung fahren. Sein Tod war eine Woche her, aber der Schmerz des Verlustes war immer noch so stark, wie am 21. Oktober. "Wir müssen gleich los", fügte Josh hinzu und ich nickte. Keiner redete mehr und ich war mir sicher, dass wir alle an Isaac dachten. Ich dachte daran, wie er jetzt wahrscheinlich Witze machen würde oder wie er versuchte mich wieder ein wenig aufzubauen, da Josh und ich uns wieder gestritten hatten.

Eine halbe Stunde später wartete ich zusammen mit Sidney und Mya am Eingang. Josh, Liam, Luca und mein Vater kamen ein paar Minuten später und wir fuhren nach Orange, Texas. Die Fahrt dauerte eine Stunde und ich musste feststellen, dass es gar nicht so einfach war die Tränen zurück zuhalten. Ich erinnerte mich an meine erste richtige Begegnung mit ihm. Ich hatte geweint, weil ich so verletzt war wegen Kevin. Er hatte mich getröstet und wir ich hatte ihm gesagt, dass wir auch noch eine Freundin für ihn finden werden. Wir hätten auch eine gefunden. Isaac war einfach unglaublich witzig und charmant gewesen. War. Vergangenheit. Isaac hatte keine Zukunft mehr und dieser Gedanke brachte das Tränen Fass zum überlaufen. Zu meinem Glück saß mein Vater im anderen Auto. Luca, Mya und Josh saßen mit mir im Auto.

"Hey, Zo", murmelte Mya. Auch sie hatte Tränen in den Augen. Ich wusste, dass sie Isaac sehr gemocht hatte. Dafür, dass Werwölfe und Vampire sich nicht wirklich leiden konnten waren Isaac und Mya gut miteinander klar gekommen.

"Oh man es tut mir so leid", antwortete ich und nahm das Taschentuch, welches Josh mir vom Beifahrersitz reichte.

"Es ist okay", sagte er und drehte sich zu mir um. "Wir sind gleich da..." Luca und mein Vater parkten im Schatten zweier Bäume. Das Rascheln der Blätter unter meinen Füßen war das, worauf ich mich konzentrieren wollte. Der kühle Oktoberwind ließ mich ein wenig frösteln und ich hört das fast hölzerne Kullern der Kastanien und sah ihrer stacheligen Hüllen.

Der Herbst war ein Abschied. Der Abschied vom Sommer. Der Abschied von Isaac.

"Da sind die Lee's", sagte Liam und riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte auf und sah eine sechsköpfige Familie vor dem Friedhof stehen. Ich wusste von Liam und Josh, dass Isaac's Mutter Hexe und sein Vater Vampir ware. Seine vier Schwestern sahen ihm so ähnlich.

"Das sind Sarah, Lisa, Mia und Lucy", erklärte Josh leise. Isaac's Schwestern schätzte ich auf zwischen 14 und 25. Lucy musste die älteste sein und Mia die jüngste. Mrs Lee sah zu uns rüber und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

"Liam! Joshua!", rief sie glücklich und auch Mia blickte zu uns. Sie rannte auf uns zu und wurde von Josh hochgehoben.

"Es tut mir so leid", flüsterte er und ließ das kleine Mädchen wieder runter. Mia umarmte auch Liam. In der Zwischenzeit waren auch Isaac's Eltern und seine anderen drei Schwestern zu uns gekommen. Ich hielt mich im Hintergrund und stand schweigend neben Mya. Mr. Lee nickte Josh und Liam kurz zu und reichte schließlich meinem Vater und Luca die Hand. Sie begannen zu reden. "Mir tut es so leid", sagte Josh erneut und umarmte Mrs Lee, die in Tränen ausbrach.

"Ich", sie schluckte, "ich weiß nicht was...", Isaac's Mutter konnte ihren Satz nicht fortsetzen. Sie ging zu Liam und umarmte ihn ebenfalls. Danach ging sie zu Sidney. Sie kannten sich von den Elternbesuchen und auch Mya, die immer noch neben mir stand bekam eine Umarmung.

"Zoey Night", stellte ich mich vor. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.

"Isaac hat uns viel von dir erzählt", sagte Mrs Lee und umarmte mich. "Er hat dich immer als beste Freundin bezeichnet." Mir liefen erneut die Tränen aus den Augen.

"Er war auch einer meiner besten Freunde", antwortete ich leise.

Während der Beerdigung saß ich mit meinem Vater ein paar Bänke weiter hinten. Ich hielt es für unangebracht mich nach ganz vorne zu Josh und Isaac zu setzen. Ich kannte Isaac noch nicht so lange wie sie und andere alte Freunde.

"Wie geht es dir?", fragte mein Vater leise während der Priester über Isaac sprach.

"Das Leben ist so unfair", antwortete ich ebenso leise. Ich weinte schon wieder und lehnte mich an der Schulter meines Vaters an. Er schien überrascht zu sein und um ehrlich zu sein war ich auch überrascht von mir selbst. Es fühlte sich allerdings richtig an. Ich brauchte jemanden zum anlehnen.

Isaac wurde anscheinend auf dem Friedhof neben der Kirche beerdigt. Vor seinem Grab stand eine Vase mit roter und weißen Rosen. Ich nahm bewusst eine weiße Rose. Weiß als Farbe für den Frieden und weiß als Farbe für die siegende Seite des Krieges.

"Ich werde dich so vermissen", murmelte ich und warf die Rose auf seinen Sarg. "Ich hab dich lieb, Isaac Lee und ich werde deine letzten Worte nie vergessen. Dich werde ich nie vergessen."

"Wir fahren schon mal", sagte Luca zu Mya, Sidney und mir. "James wird mit Josh und Liam nachkommen. Die beiden wollen noch ein wenig länger bleiben." Ich nickte. Zu viert fuhren wir wieder zurück zur Schule, wo Julie schon auf uns wartete.

"Ich habe euch von der Kennenlernstunde befreit", sagte sie und umarmte uns alle.

"Danke", sagte Sidney. "Ich geh in meine Hütte."

Auch Mya und ich beschlossen zur Hütte zu gehen. Wir brauchten ein wenig Ruhe und ich musste nachdenken. Isaac's letzte Worte gingen mir nicht aus dem Kopf. 'Er ist auf unserer Seite. Beide sind auf unserer Seite und er liebt dich, Zo. Er liebt dich.' 

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„Immature love says: ‚I love you because I need you.' Mature love says ‚I need you because I love you.'" -Erich Fromm

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