2.4 Lehrer können sooo nett sein :P

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In der Klasse zog Liam mir meinen Stuhl zurück, sodass ich mich setzen konnte. Dann ließ er sich selbst sanft auf seinen Stuhl gleiten. Jetzt hatten wir Mathe. Ich stöhnte. Mein absolutes Lieblingsfach.
Mr Morrison betrat die Klasse und begrüßte uns.
»Ah, sieh an. Sie müssen wohl unser neuer Schüler sein«, sagte er zu Liam, welcher mit einem kurzen Kopfnicken zustimmte.
»Ich habe gesehen, dass Sie Mathematik in ihrer vorherigen Schule zum Schwerpunkt gewählt und mit der Bestnote abgeschlossen haben.«
Mr Morrison nickte Liam anerkennend zu.
Auch das noch! Ich saß neben einem unheimlich gut aussehenden, charmanten Mathe-Genie. Etwas Unpassenderes an meiner Seite konnte es wohl nicht geben ...
»Vielleicht haben Sie ja die Güte, Liam, unserer Emma diesbezüglich ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Sie ist mit Abstand die schlechteste Schülerin, die ich in meiner zwanzigjährigen Laufbahn als Lehrer bisher hatte.«
»Mr Morrison!«, warf ich bestürzt ein, und Liam begann laut zu lachen.
»Sehr gerne helfe ich ihr!«, gluckste er und grinste mich dermaßen unverschämt an, dass es mir schwerfiel, meine Hand im Zaum zu halten, und sie nicht mit einem lauten Scheppern auf seine Backe krachen zu lassen.
Beleidigt schob ich die Unterlippe vor, stützte meine Ellenbogen auf den Tisch und legte meinen Kopf in die Hände. So ein eingebildeter Schnösel! Selbst Einstein hatte nur eine Vier in Mathe gehabt und da er als einer der klügsten Köpfe unserer Zeit galt, schien dieses Fach doch eindeutig überwertet zu sein.
Der Rest des Unterrichts verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle. Ich starrte stur zur Tafel und beobachtete Liam immer mal wieder aus den Augenwinkeln heraus. Er würdigte mich jedoch keines Blickes. Wahrscheinlich ärgerte er sich gerade, dass er sich neben so eine dumme Nuss wie mich gesetzt hatte, wo er doch neben Amilia hätte sitzen können.
Endlich erlöste mich das Klingeln der Schulglocke. Schnell stopfte ich Bücher und Hefte in meine Tasche und ging eiligen Schrittes zur Tür.
»Hey ... warte doch mal!«, rief Liam.
Zuerst wollte ich mich umdrehen, doch er konnte unmöglich mich meinen. Warum auch? Wir hatten die ganzen Schulstunden nebeneinandergesessen und keinen Muff miteinander geredet, doch plötzlich griff mir eine starke Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.
»Hey ... dich meine ich!«
Sein Daumen berührte dabei sanft meinen Hals und ein kleiner Schauer ließ mich erzittern.
»Sollen wir nicht zusammen gehen?«
Ich nickte, unfähig irgendetwas zu sagen und wieder durchfuhr mich ein leichter Schauer. Diesmal aber aus Freude. Liam wollte mit mir zusammen nach Hause gehen ...
»Heute trete ich ja meinen Dienst bei euch an ...«
Diese Aussage traf mich wie ein kalter Waschlappen ins Gesicht. Das hatte ich ja völlig vergessen! Er hatte einen Aushilfsjob bei meinem Dad angenommen. Natürlich war er jetzt besonders freundlich zu mir – mein Dad war sein Chef! Und natürlich wollte er mit mir zusammen heimgehen – er musste schließlich arbeiten!
Geknickt über meine Erkenntnis machte ich mich mit Liam auf den Heimweg.

Moonlit Nights 1 - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt