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Nach einer weiteren Woche merkte ich, dass die Zeit der Schüler bald um war. Das machte mich irgendwie traurig. „Prinzessin, habt Ihr jetzt grade Zeit?“ Maria stand in der Tür und ich drehte mich zu ihr um. „Natürlich“ antwortete ich und zwang mich zu lächeln. Sie verschwand und kam nach 3 Minuten mit einem Stapel an Kleidern und meiner Visagistin zurück. Ich folgte den beiden ins Badezimmer wo Maria die Kleider, schön ordentlich, aufhing und sie aus den Kleidersäcken heraus wickelte. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne und sah ihr dabei zu. „Nun, welche Farbe habt Ihr das letzte Mal getragen?“ fragte meine Visagistin und ich sah sie fragend an. „Welche...Farbe?“ „Ja, welche Farbe hatte Euer Kleid?“ Ich runzelte die Stirn. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Ich wusste ja noch nicht einmal, wofür diese Kleider hier waren. „Prinzessin, welche Farbe hatte Euer Kleid bei eurer letzten Feier? Sie können ja wohl kaum die selbe Farbe wieder tragen!“ erklärte mir Maria und drehte sich nun auch zu mir um. „Zu welchem Anlass denn überhaupt?“ fragte ich nun und beide starrten mich erschrocken an. „Na, zu Eurem Geburtstag, Prinzessin“ sagte Maria und ich stöhnte. Mein Geburtstag! Der wohl schlimmste Tag im Jahr. Klar, ich freue mich endlich älter zu werden, doch ich hasste meine Geburtstagsfeiern. Sie waren viel zu übertrieben und genau so, wie im Bilderbuch. Und sie würden mich wieder in so ein enges, mit Spitze und Perlen verziertes Kleid stecken, das aussah wie von einer Dame aus dem 18. Jahrhundert. „Können wir die Feier denn nicht einfach ausfallen lassen?“ fragte ich, doch ich wusste sofort, dass das unmöglich war! „Also, welche Farbe?“ fragte Vanessa und ging erst gar nicht auf die Frage ein. „Rot. Letztes Jahr trug ich ein rotes Kleid“ antwortete ich. „Mit Spitze oder ohne?“ „Mit Spitze“ sagte ich und warf ihr einen vielsagenden Blick zu. Ich trug IMMER Spitze!

„Na schön, also kann das rote schon mal weg“ sagte Maria seufzend und packte ein rotes Kleid wieder weg. Übrig blieben ein weißes, beiges, blaues, türkises, rosanes, gelbes und ein glitzerndes. Alle hässlich!

„Nun, haben Sie einen besonderen Wunsch?“ fragte meine Visagistin und ich nickte. „Auf keinen Fall ein weißes, aber das sage ich auch schon seit Jahren. Noch heirate ich nicht!“ Beide lachten und hingen das weiße weg. Wir verbrachten fast 4 Stunden damit, zu diskutieren und anzuprobieren. Ich wollte keines von denen, doch schließlich entschieden sie für mich. Ich würde das rosane Kleid anziehen. Rosa....na toll, noch Mädchenhafter ging es doch schon gar nicht mehr! Morgen würde definitiv ein horror Tag werden!

Ich stand vor dem Spiegel und stütze mich an der Wand daneben mit beiden Händen ab, da Maria grade mein Kleid hinten zu schnürte. Es wurde immer enger und enger, doch ich atmete langsam aus. Daran hatte ich mich inzwischen schon gewöhnt. Nach 10 Minuten war sie endlich fertig und ich richtete mich auf. Ich sah auf jeden Fall aus wie eine Prinzessin aus dem Bilderbuch. Blonde, gelockte Haare, die zum Teil hochgesteckt waren, doch die restlichen Locken fielen mir den Rücken und Taille hinab. Mein Kleid war, wie schon gesagt, rosa. Es war mit Spitze bestickt und mit ein paar Perlen verziert. Es ging bis zum Boden, und dazu trug ich passende hohe Schuhe. Ich sah auf die Uhr. Sie zeigte 13 Uhr an. Jetzt müssten die ersten Gäste kommen. Heute Morgen hatte ich noch in Schlafanzug gefrühstückt, doch seit 9 Uhr machten sie mich schon fertig. Zu der Feier kamen immer alle ( naja, natürlich nicht alle Dashkovs, doch alle, mit denen sie Kontakt haben und die in Amerika leben). Doch eigentlich kamen sie nie pünktlich. Ich trat hinaus auf den Flur und ging die Treppe hinunter. Unten, am Fußende der Treppe, stand Zac und grinste mich schief an. Ich lächelte und trat vor ihn. Er verbeugte sich und reichte mir einen Arm. „Darf ich Euch ins Zimmer geleiten?“ fragte er und ich legte lachend meine Hand auf seinen Arm. „Nur wenn du aufhörst mich zu Siezen.“ Wir gingen durch die Eingangshalle und traten schließlich in den großen Festsaal. Er war reichlich geschmückt. Überall hingen Girlanden und Blumen. Ich seufzte. Kate kam auf mich zu gerannt und warf sich mir in die Arme. „Du bist so hübsch!“ sagte sie und befühlte den Stoff meines Kleids. Ich lachte. „Nein, du bist tausendmal schöner als ich!“. Kate trug ein Blümchen Kleid und ihre Haare waren ebenfalls hochgesteckt. Dann trat Harry zu mir und umarmte mich und gratulierte mir. „Danke“ sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Dann kamen auch meine Eltern und setzten ein Lächeln auf. Nach und nach kamen dann schließlich die Gäste und es wurde immer voller und voller. Sie schenkten mir Geld oder Kleider. Schon bald war mein Geschenke Tisch voll gestellt mit Grußkarten und anderem Zeugs. Dann kamen auch Natalie und ihre Familie. „Liss“ rief sie und umarmte mich stürmisch. „Du siehst fantastisch aus“ sagte sie und bewunderte mich. „Danke, du aber auch“ erwiderte ich und musterte ihr Kleid. Sie trug ein hell lilanes mit einem tiefen Ausschnitt. Ganz Natalie eben! „Hier“ sie hielt mir eine kleine Schachtel hin. Ich machte die rote Schleife ab und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein goldenes Armband mit einem silbernen N dran. Es baumelte herunter und blinkte, wenn die Sonne darauf fiel. „Ich habe auch so eins“ erklärte sie und hob ihren linken Arm. An ihrem hing ein silbernes L. „L für Lissa, N für mich“ sagte sie und ich nickte. „Freundschaftsarmbänder...Das ist toll“ sagte ich und umarmte sie. Ich freute mich wirklich. Es war ein schönes Geschenk, und sie wusste, dass ich sonst nur königliches Zeug bekam. Dann öffneten sich die Türen vom Saal erneut und die Schüler erschienen, in Anzügen und Kleidern. Sie staunten alle nicht schlecht. Einige Gäste sahen sie neugierig an, doch sie waren wohl informiert. Ich suchte nach einem ganz bestimmten Gesicht, und als ich Leo endlich sah, lächelte er mich an. Er trug einen schwarzen Anzug. Er sah so anders aus. Seriös und elegant. Die Mädchen betrachteten mich voller Neid, doch ich drehte mich weg. Der restliche Nachmittag bestand darin, zu tanzen, Kuchen zu essen und sich zu unterhalten. Alle gratulierten mir, und ich verabschiedete mich von den Schülern. Als ich grade mit Zac zusammen am Rande des Raumes stand, trat Leo zu uns und gratulierte mir ebenfalls. „Danke“ sagte ich und lief leicht rot an, als er meine Hand küsste. Zum Glück hatte ich eine Menge Puder im Gesicht! „Du siehst wunderschön aus“ bemerkte er grinsend und ich lächelte. „Vielen Dank, aber du siehst auch nicht schlecht aus.“ Er neigte den Kopf leicht zur Seite. „Tja, ich werde dann mal verschwinden“ sagte Zac und trat an uns vorbei. Ich drehte mich nun ganz zu Leo und strich über sein Jackett. „Ich weiß, ich sehe lächerlich aus“ sagte er und ich lachte „Total!“ Er sah nicht lächerlich aus, er sah heiß aus! „Habt ihr schon gepackt?“ fragte ich und er nickte. „Ja, um 15 Uhr fahren wir ab“ Ich drehte mich zur Uhr um. „Das ist in 5 Minuten!“ sagte ich erschrocken und er nickte traurig. „Lissa, wir werden uns wiedersehen“ versprach er mir und ich nickte, presste jedoch die Lippen fest zusammen. Als er gerade noch etwas hinzufügen wollte, kam Natalie zu uns und sagte „Lissa, du musst dich von den anderen verabschieden“ Sie deutete auf unsere Verwandte. „Okay“ sagte ich, sah Leo noch ein letztes Mal in die Augen, dann drehte ich mich um und folgte meiner Cousine zu den Gästen...

Kuss der PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt