25

1.7K 88 9
                                    

Ich schlug die Augen auf. Ich lag auf der Krankenstation in der Akademie. Das grelle Licht blendete mir in die Augen, weshalb ich sie zusammenkniff. „Leo!“ Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah meine Mutter neben mir sitzen. Ihre Augen glänzten und sie nahm meine Hand. „Mum“ sagte ich und sie lächelte. Die Erinnerungen kamen langsam zurück und ich sah mich im ganzen Zimmer um. Der Raum war groß, es war Platz für 20 Betten und ein paar Ärzte wuselten herum. „Lissa“ sagte ich und rieb mir die Stirn. „Wo ist sie?“ Meine Mutter verzog ihr Gesicht und antwortete „Ihr...geht es gut. Sie liegt am anderen Ende.“ Ich stütze mich auf und sah ans Ende der Betten Reihe. Und wirklich, dort lag sie. Am Rande meines Bewusstseins nahm ich etwas schwaches wahr, doch ich konnte nicht sagen, was es war. „Sie schläft, leg dich wieder hin“ sagte sie streng und drückte mich wieder in die Kissen. „Mr. Miller“ sagte jemand und ich sah auf. Dimitri stand am Fußende meines Bettes und musterte mich eingehend. „Wie geht es Ihnen?“ fragte er mich und ich lächelte schwach. „Ganz okay. Was ist mit ihr?“ Ich deutete mit dem Kopf in Lissas Richtung. Wenn ich jemanden fragen konnte, dann ihn. „Sie ist in der selben Verfassung wie Sie. Sie war eben schon einmal wach und hat ebenfalls nach Ihnen gefragt!“ Ich runzelte die Stirn. „Was ist los?“ fragte meine Mutter besorgt und ich sah sie an. „Nichts...es ist nur....ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie verletzt gewesen ist.“ Ich rieb mir meine Schläfen und setzte mich auf. „Sie...nun...sie ist Ihnen hinterher geklettert, jedoch den größten Teil hinuntergefallen“ erzählte Dimitri und ich sah ihn geschockt an. „Sie ist was?“ Er nickte und ich seufzte. Er sah mich immer noch...komisch an, ich konnte es nicht genau sagen. Dann ging die Tür des Krankenzimmers auf und Alberta kam zu uns. Sie lächelte mich schwach an. „Wie geht es ihnen, Leo?“ erkundigte sie sich und meine Mutter erhob sich. „Gut, danke“ antwortete ich und sie nickte. Ich lächelte meine Mutter an und bemerkte erst jetzt, dass um zwei ihrer Finger Pflaster waren. „Können Sie uns schildern, was genau passiert ist?“ fragte sie und ich runzelte die Stirn. „Wir waren im Wald und haben die Pflanzen gesucht die sie brauchte. Wir sind hoch auf den Steinbruch um eine Tulpe zu suchen, aber da war keine. Sie hat sich dann eine gemacht..“ „Moment. Sie hat sich eine gemacht?“ fragte Albert und ich nickte. „Vasilisa hat sich in Erde spezialisiert“ erklärte Dimitri ihr und sie nickte. „Fahren Sie bitte fort!“ Ich seufzte. „Sie hat sie gepflückt und gefragt wie viel Zeit wir noch haben. Ich meinte wir sollte jetzt lieber runter gehen. Dann war plötzlich diese Frau da“ ich stockte um die Information sacken zu lassen. „Sie...sie stand zwei Meter von uns entfernt.“ „Eine Frau?“ fragte Dimitri und ich nickte. „Konnten Sie sie erkennen?“ fragte Alberta und ich schüttelte den Kopf. „Nein, sie hatte eine Kapuze auf.“ Alle nickten. „Sie zog ein Messer und Lissa...“ Ich brach abrupt ab. Ich konnte ihnen nicht sagen, dass Lissa es weggeweht hatte, da sie nicht wussten, dass sie alle vier Elemente beherrschte. Oh scheiße, was sollte ich denn dann sagen? Und wer weiß, ob sie Lissa nicht auch schon befragt hatten? „Dann hat sie was?“ fragte Alberta und ich schluckte. „Sie hat eine Wurzel wachsen lassen und so das Messer weggerissen.“ Sie nickten überrascht. Meine Mutter zog ganz leicht eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. „Und dann?“ fragte Dimitri. „Hat sie angegriffen. Ich habe Lissa weggestoßen und gegen die Frau gekämpft. Ich habe sie verletzt und sie ist zurück getreten. Ich habe Lissa gesagt sie soll weglaufen und Hilfe holen, aber sie wollte nicht“ Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, aber ich glaube sie bemerkten es trotzdem. „Dann hat die Frau wieder ein Messer gezogen und es auf Lissa geworfen. Gleichzeitig hat sie aber auch eins auf mich geworfen, was wir beide aber erst zu spät bemerkt haben. Lissa hat ihres abgewehrt, aber meins kam zu überraschend.“ Alle sahen sich erschrocken an. Ich fuhr fort. „Die Frau sprang auf mich zu und stieß Lissa weg, dann trat sie mich in den Bauch und ich bin den Steinbruch hinunter gefallen. Danach weiß ich nichts mehr.“ Sie schwiegen einen Augenblick, dann fragte Alberta „Habe ich das richtig verstanden? Sie hat Vasilisa weggestoßen und Sie dafür hinunter? Und dann hat sie die Prinzessin einfach in Ruhe gelassen?“ Ich nickte langsam und sah Dimitri fragend an. „Dann waren Sie also das Ziel, und nicht Vasilisa“ stellte sie fest. Jetzt schaltete sich meine Mutter ein. „Das ist vollkommen unmöglich. Warum sollte es jemand auf ihn abgesehen haben?“ Darauf hatte niemand eine Antwort. „Nun ja, trotzdem danke. Gute Besserung“ wünschte mir Alberta und winkte meine Mutter mit sich hinaus. Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und folgte ihr anschließend. Dimitri setzte sich auf ihren Stuhl und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben alles richtig gemacht“ versicherte er mir schließlich und ich lachte. „Wenn ich das gemacht hätte, dann läge Lissa jetzt nicht hier!“ Dimitri zog eine Augenbraue hoch. „Sie sind den Abhang hinuntergefallen, Leo. Und sie ist Ihnen hinterher. Dafür können Sie nichts!“ Ich zuckte die Achseln und trank einen Schluck Wasser. „Wie lange war ich bewusstlos?“ fragte ich und er antwortete „Einen Tag!“ Ich sah an mir herunter. Die Wunde vom Messer war schon wieder zugewachsen und auch mein Genick, das ich mir beim Sturz gebrochen hatte, war wieder ganz. Ich fragte mich wie es sein konnte, dass ich noch lebte. Nach einem Genickbruch war man doch für gewöhnlich tot!

Kuss der PrinzessinWhere stories live. Discover now