Kapitel 84.

45 9 0
                                    

„Wer hat den Schlüssel?“, schreit Heather neben mir und ihre Augen sind weit geöffnet. Wieso sind wir nie darauf gekommen, dass wir die Schlüssel nicht mehr haben?

Avery und Kim kommen schnell näher. Die beiden bleiben kurz vor dem Bus stehen. Niemand sagt ein Wort. Unsere Rückkehr nach Hause darf nicht von diesem einen Schlüssel abhängen! Ich habe alle meine übrig gebliebenen Sachen darin! „Er muss beim Absturz verloren gegangen sein...“, flüstert Avery, die sich als erstes wieder fängt. „Ich hatte ihn in meiner Hosentasche...“ Sie senkt beschämt den Kopf. Ich sehe, wie sie auf ihrer Unterlippe kaut. Und dann hört sie plötzlich auf und scheint sich an etwas zu erinnern. Auf einmal hebt sie schwungvoll den Kopf: „Als ich nach dem Absturz im Krankenhaus aufgewacht bin, hatte ich einen Bluterguss genau an der Stelle, wo der Schlüssel war. Er hat sich in meinen Oberschenkel gebohrt. Erst jetzt, etwa eine Woche später erinnere ich mich wieder an die Wunde, die er hinterlassen hat. Aber ich bin nie darauf gekommen, dass es der Schlüssel war, der sie verursacht hat. Die Gehirnerschütterung hat all meine Erinnerungen an den Absturz getrübt.“ Die wichtigste Farge beantwortet sie nicht.

„Und wo ist der Schlüssel jetzt? Hast du ihn noch?“, fragt Heather aufgeregt und die Hoffnung schwingt in ihrer Stimme mit.

Wieder senkt Avery den Kopf. „Nein, nach dem Absturz habe ich ihn nie wieder gesehen. Das Einzige, was davon geblieben ist, ist die Wunde auf meinem Oberschenkel...“

„Er muss also noch an der Stelle liegen, an der Avery auf dem Boden aufgekommen ist. Wenn die Polizei ihn danach gefunden hätte, hätten sie ihn uns bestimmt gegeben...“, seufzt Kim.

Ich überlege kurz. Vielleicht ist es so, wie Kim es sagt, oder... „Daniel hat ihn genommen!“, sage ich laut.

„Laura!“, ruft Avery überrascht.

„Zumindest die Polizei hätte den Schlüssel finden müssen, wenn er nah bei Avery lag. Der Wunde nach zu urteilen, hatte sie ihn noch beim Absturz bei sich. Die einzige Möglichkeit, ist, dass Daniel ihn genommen hat, als du es nicht bemerkt hat!“, sage ich und Wut kocht in mir auf.

„Aber ich hätte es bemerken müssen. Ich bin nicht bewusstlos geworden, nach dem Absturz“, erzählt Avery und plötzlich fällt alles, was ich gesagt habe, wieder in sich zusammen. So langsam werde ich echt paranoid! „Vielleicht habe ich ihn später im Krankenhaus verloren, ohne es bemerkt zu haben... Es tut mir Leid!“

Heather seufzt und meint: „Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Wir müssen irgendeinen Weg finden, in den Bus zu kommen!“

Plötzlich kommt Carter vom Bus der Jungs zu uns und fragt: „Habt ihr ein Problem?“

„Wir haben keinen Schlüssel...“, erklärt Avery.

„Dann habt ihr wohl dasselbe Problem wie wir!“, meint er und ihn treffen vier entgeisterte Blicke. Ich hätte gedacht, dass wir wenigstens den Zutritt zu einem Bus haben... „Ich hatte ihn beim Absturz. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen...“

Avery erzählt ihm dasselbe, was sie uns gerade gesagt hat. Die zwei Geschichten sind fast identisch. Am Ende meint sie: „Es ist seltsam... Die Schlüssel verschwinden doch nicht einfach so, ohne dass wir es bemerken!“

Wir würden wahrscheinlich noch länger darüber grübeln, würde nicht Jayden plötzlich mit zwei langen Stücken Draht auftauchen. „Es sieht aus, als würdet ihr ebenfalls nicht in euren Bus hineinkommen!“ Er drückt mir ein Stück Draht in die Hand. „Ich hoffe, ihr wisst wie das geht...“

Heather schnaubt gespielt verärgert und reißt mir den Draht auch schon aus der Hand. „Wieso sind wir da nicht selbst drauf gekommen?“ Sie steckt ihn in das Schlüsselloch und stochert darin herum. Es dauert nicht lange, da hat sie die Türe aufgebrochen und klettert über den Fahrersitz ins Innere des Busses. Wir folgen ihr.

WoodkissWhere stories live. Discover now