Kapitel 32

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Ich starrte auf dieses Gesicht, das tatsächlich ein sehr hübsches war. Daran gab es keinerlei Zweifel.

Es war das von Venus. Oder zumindest eines ihrer Gesichter, denn wie mir die Bücher gelehrt hatten, war es nicht unüblich für Götter die Gestalt zu wechseln.

Ich fragte mich, warum meine Mutter mir nie viel über die römische Mythologie beigebracht hatte. All die Geschichten aus den Büchern, die ich mir aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, war mir vollkommen unbekannt gewesen.

DIese Bild verursachte bei mir eine Gänsehaut am gesamten Körper. Denn ich kannte ihr Gesicht nur allzu gut. Ich hatte es schon mehrmals gesehen.

Es war das Gesicht der neuen Schülerin: Helena. Auf einmal begann so vieles Sinn zu machen. Ich verstand, warum ich sie für Timos große Liebe gehalten hatte. Denn natürlich konnte Venus die Liebe willkürlich beeinflussen und manipulieren. Sie hatte mich davon abhalten wollen mich in Timo zu verlieben, denn auch wenn es mir erst seitdem missglückten Pfeil bewusst gewesen war, hatten viele andere es vorher schon gesagt, dass Timo und ich füreinander geschaffen waren. Allen außer mir war bewusst gewesen, dass Timo und ich etwas besonderes waren. Offenbar auch Venus.

Ich vermutete, dass sie schon seit meiner Geburt wusste, dass ich keine normale Amora war. Und ich deshalb in der Lage sein könnte zu lieben.

Und um mich dafür zu bestrafen, dass ich lieben konnte, hatte sie mir Timo nehmen wollen, in dem sich meine große Liebe in jemand anderes verliebte. Und zwar in sie! Jedoch nicht, weil sie Timo liebte. Nein, sie war die Göttin der Liebe. Sie würde sich nicht in einen Menschen verlieben. Aber sie wollte auch Timo unglücklich machen. Denn dieser wäre zwar Hals über Kopf in sie verliebt, doch als Venus war sie natürlich immun gegen die Pfeile. Sie hatte sowohl mir als auch Timo das Herz brechen wollen.

Doch ihr Plan war nicht aufgegangen. Denn der Pfeil hatte mich getroffen und nicht sie. Das muss für sie eine Vollkatastrophe gewesen sein.

Und aus diesem Grund war Timo nun verschwunden. Sie wollte sich rächen, weil ich trotz ihres Liebesbannes lieben konnte.

Ich dachte daran, wie sie noch gestern mit ihrem Hund an unserem Haus vorbeigeschlendert war, als wäre nichts gewesen.

Doch brachten mich diese neu gewonnen Informationen wirklich weiter? Dass Timo bei Venus war, hatte ich auch schon vorher gewusst. Jupiter hatte sogar schon mit ihr gesprochen.

Ich griff nach meinem Handy.

Yva, ich brauche deine Hilfe, schrieb ich ihr, denn ihre Mutter war die Sekretärin bei uns an der Schule. Kannst du für mich herausfinden, wo Helena wohnt? Es ist wirklich wichtig!

Ich musste keine Sekunde auf eine Antwort waren.

Kein Problem. Da muss ich nicht einmal nachfragen, denn ich weiß es selbst. Helena wohnt gegenüber von der Kirche. In der Stadtvilla, die neulich erst renoviert wurde.

Ich wusste sofort, welches Haus sie meinte. Man hatte die alte Villa erst kürzlich rosa angestrichen.

Super! Danke dir!

Kurz überlegte ich, ob ich mir Unterstützung holen sollte. Doch ich wusste nicht wen. Sowohl meine Mutter, meine Oma als auch Jupiter würden mich davon abhalten wollen. Ich würde allein dort hingehen und schauen, was mich dort erwartete. Jupiter hatte mir gesagt, dass Venus mir nichts antun würde, weil ich seine Tochter war. Darauf musste ich vertrauen.

Ich hatte das Haus schon als Kind gemocht. Es sah aus wie ein kleiner Palast und durch die großen Fenster hatte man immer die riesigen Kronleuchter sehen können. Ich hatte mir als kleines Mädchen vorgestellt, wie man dort einen Ball mit allen Prinzessinnen der Welt veranstalten könnte.

Doch nun waren die Fenster mit Vorhängen zugezogen, was dem Gebäude einen gruseligen Touch gab.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und klingelte.

Sofort schwang die Tür auf, als hätte jemand direkt hinter der Tür gewartet.

Helena stand dort in einem weißen Gewand und sah mich an. Sie lachte. Jedoch auf keine nette Art und Weise. Ihre dunklen Haare fielen wie Seide über ihre Schultern.

"Du hast es also herausgefunden", fragte sie mich mit einem breiten Grinsen.

Es schien ihr nichts auszumachen, dass ihre Tarnung aufgefallen war und schien auch nicht überrascht, dass ich vor ihr stand.

"Scheint so", antwortete ich knapp. "Ich will einfach nur wissen, wo Timo ist."

"Na dann komm rein", säuselte sie und trat einen Schritt zu Seite.

Ich tat, wie sie mir befahl.

Dieses Haus war auch von Innen beeindruckend. Es hatte hohe Decken, die mit Stuck verziert waren. Im Eingangsbereich stand ein riesiger Zitronenbaum und ein Käfig, in dem ein schneeweißer Vogel saß.

Die Tür fiel ins Schloss.

"Du weißt schon, dass du hier nicht mehr rauskommst, oder?", sagte sie nun mit eisernem Blick. "Die hellste bist du ja wirklich nicht. Ich hätte mehr von dir erwartet.."

Ich versuchte mir meine Angst nicht anmerken zu lassen.

"Du weißt, wessen Tochter ich bin, oder?"

Wieder lachte sie.
"Glaube nicht, dass dich das retten wird. Ich habe ihm versprochen dir nicht ein Haar zu krümmen. Und daran werde ich mich auch halten. Jedoch kann ich dich trotzdem hier behalten. Dich und die Sünde in deinem Bauch."

Sofort schnellte meine Hand auf meinen mittlerweile sehr sichtbaren Bauch.

"Warum tust du das? Warum bist du so verbittert?", entgegnete ich ihr, ohne auf ihre Worte einzugehen.

Noch bevor ich eine Antwort erhielt, begann meine Sicht zu verschwimmen.

Sie machte irgendetwas mit meinem Körper und ich versuchte dagegen anzukämpfen. Doch plötzlich konnte ich weder sehen, noch hören. Und dann schlummerte ich weg, als würde ich in einen hundertjährigen Schlaf fallen. 

AmoraDär berättelser lever. Upptäck nu