Kapitel 27 - Wege, die noch keine sind

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"Das ist meine Sache und ich entscheide, was mir gut tut. Das ist meine Sache und ich entscheide, was mir gut tut. Das ist meine Sache und ich entscheide, was mir gut tut...", murmelte Louis vor sich hin, bevor er sich traute, Stan anzurufen. Und dann ging der nicht ran. Auch gut.

Louis zog sich schnell um und lief zu seinem Vater.

"Hi mein Großer. Deine Mum hat schon mit dir gesprochen?", fragte sein Vater, kaum dass Louis durch die Tür direkt hinter den Tresen trat.

"Ja, hat sie... Entschuldige...", murmelte Louis unwohl.
"Gut. Dann brauche ich ja nichts mehr sagen. Kommst du einen Moment klar? Muss eben was holen?", fragte Dan erleichtert. Louis glaubte dass er seine friedfertige Art von seiner Mutter haben musste. Denn sein Vater hatte seine ja noch...

"Ja, mach ruhig. Du kannst auch einen Moment Pause machen."
"Ach Quatsch. Wer rastet, der rostet. Bin gleich wieder da."

Louis bediente so vor sich hin und sah hin und wieder aufs Handy. Aber Stan meldete sich nicht mehr. War vielleicht auch besser so, überlegte Louis.

Er schlief in der Nacht, milde ausgedrückt, beschissen und quälte sich am nächsten Tag wieder zur Schule, in dem Wissen, dass er noch vor Unterrichtsbeginn auf Stan stoßen würde.

Tatsächlich schaffte er es gerade so bis auf den Schulhof, bevor sein bester Freund auf ihn zu stürmte.

"Wo warst du? Bei ihm?", fragte der sofort zischend.
"Ja. Morgen", gab Louis zurück und atmete einmal tief durch.
"Morgen.", kam es im normalen Tonfall, bevor Stan wieder zischte: "Findest du das etwa okay von dir?!"
"Es ist nicht okay, einfach das Training zu schwänzen... Aber.. dass ich zu ihm gehe.. das ist okay. Es hat okay zu sein..."
"Was hat er dir denn dieses Mal gegeben?"
"Nichts. Man Stan, du hast so ein schlechtes Bild von ihm.."
"Ach? Echt? Was du nicht sagst..."
"Ich mag ihn, okay?", fragte Louis und war nun gerade doch wieder ein bisschen froh, dass sie Recht leise sprachen und sich niemand wirklich für sie interessierte.

"Louis, mach die Augen auf! Der Typ ist ein Arsch. Er hat dich quasi vergewaltigt und genötigt und weiß ich nicht was noch alles und du rennst da wieder hin?"
"Ich wollte, was er mit mir gemacht hat, okay? Es gibt keinen Kläger. Ich fühle mich nicht geschädigt. Und damit gibt es doch dann keine Straftat, oder? Und auch wenn das für dich ein No-Go ist, muss es das für mich nicht sein, okay?"
"Okay?! Nein, das ist nicht okay. Was ist denn mit dir los?", schnaufte Stan.
"Was soll los sein? Ich bin gern bei ihm."
"Schön. Und bei uns bist du dann wohl nicht gern..."
"Hör auf damit. Bitte...", murmelte Louis und sah betreten zu Boden.
"Was ist los? Ist es hart, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen?"
"Eine Tatsache ist es, dass ich das nicht gewichten und gegeneinander aufwiegen will. Und ich finde es gemein, dass du erwartest, dass ich das mache."
"Du hast das gemacht, als du uns hast hängen lassen."
"Jetzt mach Mal halblang. Ist nicht so, als wäre ich im WM-Finale statt mit dem Ball zum gegnerischen Tor einfach aus dem Stadion gelaufen. Ich habe einmal das Training sausen lassen. Vincent macht das ständig und es kräht kein Schwein hinterher, solange er bei den Spielen aufläuft."
"Jetzt willst du dich ernsthaft mit Vincent vergleichen?!"
"Wieso denn nicht? Meine Güte, du benimmst dich, als-"
"Als würde sich mein bester Freund völlig gebrainwashed benehmen und ich mir Sorgen um ihn machen. Weil er plötzlich drauf steht, gepimpert zu werden und Drogen zu nehmen und die Schule sausen zu lassen und sich nicht mehr zu melden."
"Stan, du übertreibst. Maßlos."
"Tue ich das? Komisch, das kommt mir gar nicht so vor. Wüssten deine Eltern von dem Typen, würden sie mir garantiert beipflichten."
"Schön.", sprach Louis sauer, wandte sich ab und preschte ins Schulgebäude.

Er lief direkt durch in sein Klassenzimmer und setzte sich auf seinen Stuhl. Er saß neben Stan. Das würde ja ein Spaß werden.

"Hey.", raunte ihm eine Stimme zu.
"Hi."
"Lass es dir nicht kaputt machen."
Überrascht sah Louis auf und blickte in die warmen Augen von Maura, die sich auf Stans Stuhl gesetzt hatte.

"Woher...?"
"Man braucht dich doch nur anzusehen. Dich hats so richtig erwischt, was?", fragte Maura und lächelte sanft.
"Ja.", hauchte Louis und spürte, wie er rote Bäckchen bekam.
"Ist es gegenseitig?"
"Nein... Leider nicht..."
"Noch nicht. Mit wem hast du dich darüber gestritten?", fragte Maura und Louis fragte erst gar nicht, woher sie wusste, dass er überhaupt gestritten hatte, sondern antwortete einfach: "Stan. Ich möchte nächstes Wochenende nach London. Vielleicht sehen ich ihn da wieder. Aber Stan würde mich vermutlich einsperren, wenn er das wüsste."
"Dann weise ihn in seine Schranken. Es ist dein Leben und du entscheidest, was du machst. Nicht er."
"Er tut so, als habe ich den Verstand verloren..."
"Haben doch alle, die so richtig verliebt sind.", schmunzelte Maura und auch auf Louis' Gesicht schlich sich ein Lächeln. So gesehen...

"Und wenn du dann noch fantastischen Sex hast... Wie soll man da bitte den Verstand behalten?", fragte Maura und ja, das stimmte wohl auch. Louis lächelte sie nun breit an. Er wusste nicht wie Mann-Frau-Sex war und Frau-Frau-Sex sah er als außerhalb seiner Möglichkeiten an. Aber Louis konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas Geileres gab, als von Harry genommen zu werden.

"Schon besser.", kam es da von Maura gegrinst.
"Danke...", murmelte Louis.
"Ist schon gut. Stan braucht wohl ein wenig, um zu akzeptieren, dass du deinen eigenen Weg gehst. Da sollte er dich aber nicht von abbringen."
"Gerade fühlt es sich eher an, als würde ich durch ein Dickicht kriechen."
"Neue Wege entstehen eben im Gehen."

"Was geht denn bei euch ab?", fragte Benjamin lauernd.
"Hm?", machte Louis planlos und sah im Augenwinkeln, wie Stan das Klassenzimmer betrat.

"Läuft da was?", fragte Benjamin und Louis hatte irgendwie den Faden verloren, wen und was genau der meinte.

"Ich sitze da.", murrte Stan und schob Maura übellaunig von seinem Stuhl. 

"Stan, wenn du ein wirklicher Freund bist, dann sei für ihn da. Lass ihn seinen Weg gehen.", flüsterte sie im Gehen und setzte sich auf ihren Platz.

Louis traute sich nicht, zu Stan aufzusehen. Er betrachtete lieber die Tischplatte.

Oh weh... Stress... Könnt ihr Stan und Louis verstehen?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^





Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt