Kapitel 51 - Der andere Typ

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Eigentlich wäre längst Mal wieder eine andere Story dran, aber ich habe hier gerade so Lust drauf 😅. Also viel Spaß 🤗

Louis hatte eigentlich nicht vor, nochmal groß über Harry mit Dorian zu sprechen. Weil... Es fühlte sich einfach komisch an. Harry war vor Dorian gewesen und Harry war... Etwas anderes. Louis wusste, dass das, was zwischen ihm und Harry gewesen war, so gut wie niemand auch nur im Entferntesten guthieß. Aber... Da war eben nach wie vor er selbst. Und... Deswegen wollte er nicht, dass irgendwas davon zerrissen wurde. Er wollte es für sich behalten. So, wie er es in Erinnerung hatte.

Aber dann gab es da halt noch Stan... Der hatte Louis und Dorian einige Wochen später vom Bahnhof abgeholt. Louis hatte sich von ganz allein auf die Rückbank verzogen, weil er einfach tierisch müde war und Dorian und Stan sich einfach super verstanden.

Und dann hörte er es einfach mit an:
"Ich glaube, Louis schläft. Egal, was du erzählst, er kann sich gerade nicht aufregen.", lachte Dorian. Stan hatte die saudoofe Story erzählt, in der Louis eine elektronische Küchenwaage tief in Gedanken in die Mikrowelle gesteckt und diese angestellt hatte. Er hatte es nach wenigen Sekunden dank des Gestanks und der kleinen Flamme bemerkt, sonst hätte er womöglich das ganze Haus in die Luft gejagt. Aber Louis war zu müde, um Stans Geblubber zu stoppen. Also hatte er geschwiegen.

"Dachte ich mir schon. Sonst motzt er dann immer.", kicherte also auch Stan.
Für einen Moment herrschte Schweigen und dann sprach Stan plötzlich: "Ich bin echt froh, dass er dich hat. Ernsthaft."
"Danke, Stan. Das bedeutet mir viel."
"Der Typ vorher... Das war schrecklich..."
"Ich weiß nichts Genaues. Nur dass er nebenbei andere hatte."
"Wenn dass das Schlimmste wäre. Der hat Louis Drogen untergejubelt und dann mit zu ner Sexparty genommen. Jedesmal wenn er aus London kam, sah er aus, als würde der Typ ihn misshandeln. Das war echt übel. Hatte immer Schiss, dass ihm was richtig Übles passiert, mit so einem abgefuckten Typen."
"Wieso hat er das mit sich machen lassen?", fragte Dorian schockiert.
"Keine Ahnung. Er ist halt naiv. Leichtgläubig. Ich hab oft versucht, ihm den Kopf zu waschen. Fast wäre unsere Freundschaft daran zerbrochen. Louis meinte halt, dass dieser beschissene Harry ihm ja nie mehr versprochen hätte und so einem Blödsinn. Er war dem total hörig..."
"Das klingt echt übel..."
"War es. Deshalb war ich so heilfroh, als er dich angeschleppt hat."
"Awww danke. Ich hab dich auch lieb."
"Haha. Arschloch."

Damit wechselten die beiden das Thema. Nur in Louis' Kopf war es nun plötzlich wieder so unendlich präsent. Weil... Er hatte schreien wollen um zu erklären, dass das so alles nicht war. Dass Harry ihn zu nichts gezwungen und zu allem seine Bestätigung gahabt hatte. Hätte Harry ihm damals gesagt, dass in dem Getränk Drogen drin gewesen waren, hätte Louis es trotzdem getrunken. Harry hätte die Frage stellen müssen, ja. Vielleicht. Aber... Louis hätte doch dann auch ablehnen müssen, damit das Konzept einer Straftat aufging, oder? Und das hätte er nicht. Weil er niemals etwas von Harry abgelehnt hätte. Ob das schlau war oder nicht tat da ja nicht viel zur Sache und war für Louis auch eher philosophischer Natur. Denn... mit Harry hatte sich alles richtig angefühlt. Punkt.
Mit dem Wissen von heute, hätte er darauf auch nicht verzichten wollen. Das mochte moralisch für viele nicht vertretbar sein. Aber für Louis selbst war das einfach so.
Harry hatte ihn auch nie misshandelt. Sex mit Harry war einfach sehr... Intensiv gewesen. Auf alle Weisen, war alles mit Harry intensiv und manches eben auch extrem gewesen. Aber... Louis wollte nichts davon ändern und bei Stans Erzählung hatte so viel gefehlt. Diese Momente in Harrys Armen, dieser Blick in seine Augen, seine Hand, die über ihn strich, der Blick, wie Harry ihn angesehen hatte, die Tonlage und Wirkung seiner Stimme, selbst wenn er nur ein Wort gesprochen hatte. Das Gefühl, als sei alles egal, wenn er nur bei Harry hatte sein können... Davon wusste Stan nichts und erzählte er auch nichts. Louis könnte und auch nicht. Denn wie könnte er das erzählen, ohne wie ein Riesen-Arschloch vor Dorian zu wirken. Und zu der Geschichte von Harry und ihm gehörte eben auch ihr unschönes Ende.

Nein. Lieber behielt er die Erinnerungen und Gefühle für sich. Und sah vielleicht zwischendurch mal zuruck. Aber blieb trotzdem vorwärts gerichtet. Und da war Dorian. Ganz einfach...

Das Ding war aber auch: Keiner mochte Harry und alle liebten Dorian. Auch Louis' Eltern. Und irgendwie hatte Louis den Eindruck, dass die sehr genau wussten, was da Nachts in Louis' Zimmer so abging.
Er hatte bei seiner Mutter schon den Eindruck gehabt, dass die zumindest einen Verdacht hatte, als er noch nach London gefahren war. Aber jetzt... Sie sagte nichts dazu, aber... Sie lächelte so anders. Als sei sie stolz auf ihn und froh, dass es ihm gut ging. Vielleicht sollte er sich vor seiner Familie doch bald outen? Vielleicht... Mal gucken.. 

Dorian fuhr sogar mit zum Auswärtsspiel und stand am zugigen Bolzplatz ein paar Käffer weiter im Regen, um Louis zu unterstützen. Er achtete darauf, dass Louis warm genug angezogen war und war insgesamt so vernünftig.

"Stan hat mir erzählt..  dass dir dieser... Harry... Drogen verabreicht hat und dann mit dir und du noch mit anderen Sex hatte... Hast du nochmal drüber nachgedacht ihn anzuzeigen?", fragte Dorian, als sie einige Wochen später wieder bei Dorian in Cambridge im Bett lagen.

"Nein."
"Willst du drüber nachde-"
"Nein. Ich will ihn nicht anzeigen."
"Wieso? Das war nicht korrekt, was er gemacht hat."
"Es... Es gibt kein Opfer."
"Doch. Dich."
"Ich habe mich nie als Opfer gefühlt und..." Louis atmete tief durch. Wieso fragte Dorian auch sowas?
"Ich war zwar... Äußerst erregt, aber es war nicht so, als hätte ich nicht noch nein sagen können, okay? Ich hätte... Ich habe gemerkt, das was anders ist und wollte das. Und ich bin auch im Nachhinein nicht... Ich sehe mich nicht als Opfer."
Louis konnte das so schwer erklären.

"Wow... Dem hast du aber eine Menge durchgehen lassen..."
"Das hab ich nicht so gesehen. Es passierte nichts gegen meinen Willen."
"Und mit den anderen Typen? Ich mein, ich hab auch schon mitbekommen, dass es andere Beziehungskonzepte gibt, als die Monogamie, aber-"
"Wir hatten keine Beziehung. Er wollte nicht. Können... Können wir einfach was anderes reden?"
"Ja, natürlich. Entschuldige. Oh, es gibt einen neuen Film im Kino und der..."
Louis hörte nicht so wirklich zu...

Da haben wir jetzt einige Zeitsprünge. Ich hoffe man steigt durch. Louis macht sich also mal nochmal Gedanken um die Zeit mit Harry...
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt