Kapitel 40 - Freunde

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Zuhause war es irgendwie grau. Auch seine sich äußerst realistisch anfühlenden und sehr anregenden Träume schafften da nur bedingt Abhilfe. Louis wollte wieder nach London. Fieberte seinem nächsten Erlebnis dort entgegen. Mit Harry? Hoffentlich.. Mit Liam und Zayn? Gerne. Und Niall. Niall gehörte zu London, wie die roten Busse.
Gleichzeitig versuchte er sich auf die Banalitäten des Alltags zu konzentrieren, vor denen er nur allzu gern fliehen würde.

Stan sagte zwar nichts mehr, aber Louis bemerkte, wie der ihn skeptisch musterte. Es war komisch zwischen ihnen seit Louis' Ansage.
Maura war als Einzige eingeweiht und hatte dankeswerter Weise absolut kein Problem damit, wenn Louis ihr von seinem einseitigen Liebesleben erzählte. Sie hörte zu, fragte hin und wieder was nach und akzeptierte auch, wenn er etwas nicht erzählen wollte. Keine Ahnung, was die sich an den entsprechenden Stellen so zusammen reimte, aber sie schreckte zumindest nichts ab.
Da sie mehr Zeit miteinander verbrachten schloss man daraus schon bald, sie seien ein Paar.

"Lass sie doch reden.", schnaubte Maura nur, als Louis ihr erzählte, dass Benjamin gefragt hatte, ob sie denn schon zusammen im Bett gewesen seien.

"Meinst du echt?"
"Klar. Je mehr du es abstreitest, desto mehr nageln sie dich drauf fest."
"Stört es dich nicht?"
"Nein. Nicht im Geringsten.", grinste Maura.
"Äh... Wieso nicht? Ich meine... Wenn sich jetzt wer in dich verknallt hat, dann spricht er dich vielleicht nicht an, weil er denkt, dass du vergeben bist?", murmelte Louis peinlich berührt. Vielleicht hatte Maura das nicht bedacht?

"Ganz genau. Genial oder?", freute die sich aber einfach.
"Hä?"
"Man, Louis. Ich interessiere mich für niemandem hier. Sollen sie denken, ich sei vergeben. Hab ich meine Ruhe. Und für dich ist es auch gut, weil niemand dich damit nerven wird, dass du keine Freundin hast oder dich verkuppeln will. Also... außer Stan natürlich. Aber von dem Mal ab. Ist doch super. Wir profitieren beide."
"Äh... Was für einen willst du denn?", fragte Louis nun doch etwas neugierig geworden.

"Jungs in unserem Alter interessieren mich nicht wirklich. Sorry, aber die sind teils einfach total unreif. Auf sowas habe ich keine Lust."
"Du willst einen Älteren?", fragte Louis augenbrauenwackelnd.

"Ja. Jemanden mit Erfahrung, der nicht anfängt zu kichern, wenn man Sex sagt."
"Höi, das machen ich auch nicht."
"Soll ich jetzt dich wollen, oder wie?"
"Achso... Nee."
"Na siehste. Ich meine, ich will gerade eh keine Beziehung. Ich will nach dem Abi ein Jahr nach Sri Lanka als Volontärin. Ich will im Moment an mich denken und daran, wie ich mein Leben gestalten möchte. Als ich. Nicht als wir... Klingt das egoistisch?"
"Nein, Maura. Das klingt schrecklich vernünftig und erwachsen.", murmelte Louis und dachte darüber nach, wie er sein Leben nach jemandem ausrichtete, der ihn nicht einmal wollte. Also jedenfalls nicht so.

"Was willst du nach der Schule machen?", fragte Maura. Mäh..  keine Ahnung. Hauptsache London, schoss Louis durch den Kopf. Super klasse...

"Ich weiß nicht... Du bist schrecklich vernünftig und erwachsen und ich bin schrecklich unvernünftig und kindisch. Wir wären ein tolles Paar."
"Stimmt. Nach spätestens drei Monaten sagst du dann Mama zu mir und fragst, bevor du Schokolade isst."
"Höi."
"Stan kommt.", murmelte Maura und trank einen Schluck aus ihrem Pappbecher mit Kaffee drin.

"Hey.", grüßte der da auch schon.
"Hi.", grüßte Louis zurück. Es war ja Mal sowas von kaum zu bemerken, dass es  immer noch komisch zwischen ihnen war... Wirklich...

"Kommst du mit? Ich wollte Würstchen und Bier holen. Wir wollen alle zusammen nachher am alten Brunnen grillen. Kommt ihr auch?", fragte er dann zaghaft und bezog so sogar Maura mit ein. Die war in Stans Ansehen rapide gesunken, weil sie keinerlei Anstalten machte, Louis von dem gewalttätigen Drogi in London fernzuhalten. Zumindestens hatte Louis sich das so zusammengereimt.

"Nee, danke. Aber ich hab bestimmt was vor. Bis dann.", lächelte Maura, umarmte Louis und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Bis dann.", erwiderte der und ging mit Stan mit.

-

"Hör auf damit.", murrte er, als Stan haufenweise Würstchen in den Einkaufswagen schmiss.

"Was denn?"
"Die ganze Zeit nachzudenken und nicht zu reden."
"Ich weiß halt nicht, was ich sagen kann."
"Was du willst. Spar einfach Harry aus."
"Nur Harry?", fragte Stan und verzog bei dem Namen das Gesicht.
"Keine Ahnung, was du ihm im Kopf für Spitznamen gibst, aber ja."
"Dann bist du schwul. Ganz sicher jetzt?"
"Ja.", murmelte Louis. Es war seltsam das auszusprechen. Aber... Es ist, was es ist. Und er fühlte sich zu Männern hingezogen. Ausschließlich. Nicht zu Frauen. Dennoch bildete sich mit dem Bestätigen ein "niemand-darf-es-wissen-Kloß", gepaart mit einem "Bitte-urteile-nicht-negativ-über-mich-weil-das-mehr-über-dich-als-über-mich-aussagt-"Kloß. Vielleicht würde da irgendwann kein Kloß mehr sein. In London hatte er kein Problem im knappsten Party-Outfit auch noch öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Die Anonymität der Stadt war etwas Wunderbares. Aber hier? Ein Outing? Undenkbar. Vielleicht wenn er weg gezogen wäre. Vielleicht.

"Dir ist hoffentlich klar, dass du in die Hölle kommst? Direkt nach ganz unten? One Way?", fragte Stan mit irgendwie zuckendem Mundwinkel. Auf die Art und Weise, dass Louis wusste, dass der das kein bisschen ernst meinte. Und vielleicht war das die beste Reaktion, die Stan ihm hätte geben können. Nun wollte Louis den Spaß mitmachen.

"Ja...", murmelte er also, dachte kurz nach und ergänzte dann grinsend: "Mit all den anderen Schwulen zusammen und all die Homophoben kommen demnach scheinbar in den Himmel. Das klingt, als würde es verdammt gut da unten werden."

Stan lachte. Nicht ein bisschen, sondern so, dass es ihn schüttelte und er sich an Louis festhalten musste.

"Du hast mir das keinen Moment geglaubt.", freute er sich.
"Nein. Du bist dumm. Aber kein Arschloch.", grinste Louis herausfordernd und bekam dafür natürlich einen leichten Schlag auf den Hinterkopf von Stan.

"Ich bin nicht dumm."
"Bei dir reicht zum Röntgen ein Teelicht."
"Wer leistet sich denn ständig Primatenaktionen?"
"Ich hab dir schon in der Grundschule ein Postit auf die Stirn geklebt, wo "lächerlich " drauf stand. Wieso klebt das da nicht mehr."
"Weil ich mich ab und an Mal wasche."
"Oh, ich brauche noch Deo.", fiel Louis da ein.
Da lachten sie beide.

Tja... Was denkt ihr über Mauras und Louis' "Beziehung"?
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^




Innocent - Wird fortgeführt auf StorybanWhere stories live. Discover now