Die neue Wohnung

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Wie es sich raus stellte lag ich mit meiner Vermutung nicht falsch, dass Herr Ranav sehr sympathisch ist. Er hat eine eher lockere und ruhige Ausstrahlung, dies verwundert mich, da ich von früheren Umzügen eher schlechte Erfahrungen mit meinen damaligen Vermietern hatte. Er zeigte mir zu Beginn meine zweieinhalb Zimmer Wohnung, den Waschraum und im Anschluss den Keller. Ich war verwundert über den akzeptablen Zustand der Wohnung, da mich die beschmierten Wände schon etwas abgeschreckt hatten. Doch die Gänge sind sauber, die Wände nicht beschriftet und auch in den Wasch- und Kellerräumen gab es nichts auszusetzen. Nochmal Glück gehabt, denke ich mir. Im Gespräch stellte sich raus, dass Herr Ranav gar nicht im Gebäude wohne, sondern sein Neffe. Über diesen habe ich sonst nichts weiteres erfahren, aber über junge Nachbarn freue ich mich sehr, da ich Abends gerne Musik höre und ich von damaligen Nachbarn gelernt habe, wie schnell die Polizei vor meiner Türe wegen Ruhestörung stehen kann. Was für Spießer. Meine Wohnung befindet sich im zweiten Stock, im dritten wohnt wohl eine ältere Dame. Über meine zweieinhalb Zimmer kann ich mich nicht beschweren. Beim Betreten meiner Wohnung laufe ich erstmal durch einen kleinen Flur, rechts von mir befindet sich ein sauberes, kleines Bad mit Dusche und wenn man weiter läuft steht man schon im Wohnzimmer mit offener, angrenzender Küchenzeile. Auf den Bildern sah alles so klein aus, aus diesem Grund habe ich viele ältere Möbelstücke verkauft und wenig hier her liefern lassen. Ich bin froh über die kleine, graue Couch des Vormieters, denn meine Möbel kommen erst morgen an. Ich laufe nach rechts, biege um die Ecke und stehe in meinem neuen Schlafzimmer. Dieses ist etwas kleiner, hat aber einen großes Fenster, aus dem ich in den hinteren angrenzenden Garten gucken kann. Im Großen und Ganzen kann ich mich nicht beschweren. Herr Ranav verabschiedete sich nach der Führung, ging mit mir vorher noch die Hausregeln durch und nun stehe ich alleine in einer komplett leeren Wohnung, mit Ausnahme der Couch. Den Gedanken an Bettwanzen, Schweiß und anderen Sekreten versuche ich mir ganz schnell aus dem Kopf zu schlagen, das ist besser als auf dem Boden zu schlafen, denke ich mir. Ich schnappe mir meinen Hausschlüssel und mache mich auf den Weg zum Hauseingang. Draußen angekommen sehe ich, dass sich die Fremden nicht mehr an der Bushaltestelle befinden. Ich biege nach links ab und laufe zu meinem Auto. Innerhalb einer Stunde habe ich alle Kisten aus dem Kofferraum in die Wohnung geschleppt und schon mal gut vorgearbeitet. Um mich etwas wohler zu fühlen wollte ich im Flur und im Bad alte Bilder von meiner Familie und Poster aufhängen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich keine Nägel habe. Bei längerem Überlegen fällt mir auch ein, dass ich keinen Hammer habe, gar nichts. Ich rege mich über mich selbst auf, weil ich nicht so weit gedacht habe, typisch ich. "Soll ich meine Nachbarn fragen?", hm, die ältere Dame möchte ich nicht stören, aus diesem Grund entscheide ich mich den Nachbarn von unten mal zu fragen. Vielleicht macht er mir ja auch gar nicht die Türe auf. Ich mache mich auf den Weg und stehe vor einer weißen Türe mit Guckloch. Ich Klingel einmal, dann zweimal und warte. Plötzlich höre ich jemanden schreien „Alter, Oualid, jetzt mach doch mal die Türe auf!". Ich mache einen Schritt zurück und weiß nicht ob ich lieber wieder gehen soll. Ich drehe mich gerade um als ich erneut jemanden rufen höre „Oualid was brauchst du jedes Mal so lange im Bad, ich hau dir gleich eine rein!" Und dann kamen mir feste, stampfende Schritte zu Ohren. Die Türe wird aufgerissen und vor mir steht der Mann in blau, mit seiner komischen Sturmmaske. Er sieht mich an, schüttelt verwirrt den Kopf und stößt ein genervtes „Ja, was gibts?" aus. Ich reiße meine Augen auf und mache einen großen Schritt zurück. Mein Mund bleibt verschlossen, das ist doch der komische Typ von der Bushaltestelle! Dann realisiere ich, dass das der Neffe meines Vermieters ist, was ein Mist. „Ich frage dich nochmal, kann man dir helfen? Du störst gerade, ich bin am streamen" stößt er nochmal genervt von sich. „Ehmm, Hallo ich bin Alaya" ist das Einzige was ich gerade noch von mir geben kann und winke ihn unbeholfen an. Er schaut mich an als wäre ich schwer vom Begriff, schüttelt den Kopf und sagt „Schön, WIE kann ich dir helfen?" Betont er nochmal genervt. „Ich wollte dich fragen ob du Nägel und einen Hammer besitzt und mir was ausleihen kannst, ich bin  heute neu eingezogen, hallo". Sage ich und winke ihm wieder zu, bin ich bescheuert? Er beobachtet mich erstmal, besser gesagt, er starrt mich an. „Seh ich so aus als würde ich Kartoffeln verkaufen?" Sagt er. Hä, langsam verschwindet die Unsicherheit und in mir brodelt meine schlechte Laune. Nach diesem langen stressigen Tag habe ich keine Kraft mehr für diesen komischen Vogel. „Ich habe keine Ahnung was du da meinst, aber kannst du mal normal mit mir besprechen, schon mal was von Höflichkeit gehört?". Er atmet plötzlich laut und genervt ein und aus und macht ein Schritt auf mich zu „Hör mir mal zu Govalina, DU hast an meine Tür geklopft und kriegst wie ein begriffsstutziges Kind kein Wort raus. Das ist dein Problem, nicht meins. Ich habe keine Nägel und auch kein Hammer, seh ich aus wie ein scheiss Bauhaus? Ich habe jetzt keine Zeit für dich" und schon klatscht er mir die Türe vor der Nase zu. Ich bin schockiert und denke mir nur noch, was für ein Arschloch! Genervt mache ich mich in den dritten Stock, dann probiere ich es eben bei der älteren Dame.

Skandal-Marokkanische Minze Where stories live. Discover now