Der Kuss

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Nun ja, was soll ich sagen?- ich stecke so tief in der Scheiße wie schon lange nicht mehr. Er blickt mich verständnislos, aber auch etwas herausfordernd an. Gute Frage, wieso sollte es mich interessieren, wenn er in festen Händen und vergeben wäre? Wie soll ich ihm eine Frage beantworten, wenn ich die Antwort darauf selbst nicht weiß?  Dafür, dass Skandal eigentlich eine sehr temperamentvolle Person ist und kaum Geduld mit sich bringen kann, steht er diesmal ziemlich entspannt und wartend vor mir. War ja klar, dass er in solch einer Situation Geduld zeigt. Mein Hirn ist wie leer gefegt und auch wenn ich es wirklich versuche, fällt mir keine passende Antwort darauf ein. Aus diesem Grund zucke ich bloß mit den Schultern und nuschel ein ,,Ich weiß es nicht" so schnell aus geht vor mich hin. ,,Kannst du mal lauter reden, was nuschelst du da vor dich hin?" gibt er grinsend von sich. War ja klar, dass ihm die Situation gefällt. Ich trete von einem Bein auf das Andere und gebe wieder das Gleiche von mir, doch diesmal lacht er und sagt ,,Alaya, nicht mal ich hab so gute Ohren, sprich lauter!". Man, muss er das Ganze denn noch peinlicher machen, als es schon ist? Ich schaue ihn trotzig an ,,Ach, wie sehr ich diesen Gesichtsausdruck vermisst habe, war nur eine Frage der Zeit, bis du wieder sauer wirst". Da hat er recht, er kann mich sehr schnell aus dem Konzept bringen und mich in einem Sekundenbruchteil wütend werden lassen. ,,Ich habe gesagt, dass ich es nicht weiß, bist du nun zufrieden?" Sage ich nun etwas lauter, doch mir war klar, dass er dies zu sehr genießt. Sein altbekanntes, arrogantes Grinsen kehrt zurück und- oh Gott, er hat ja ganz dezente Grübchen. Diese umspielen leicht seine Wangen. Sein äußeres Erscheinungsbild fasziniert und schüchtert mich zu gleich etwas ein. Dass er ein großes Stück größer als ich ist und seine Statur vor Männlichkeit nur trotzt hilft auch nicht besonders. Ich versuche es erneut, indem ich sage ,,Ich weiß es wirklich nicht, vermutlich spricht da bloß meine Neugier aus mir, vergiss einfach was ich da eben gesagt habe, okay?" Da mir die Situation viel zu peinlich ist und sich mein Gesicht wieder viel zu heiß anfühlt, traue ich mir nicht seine Antwort abzuwarten und versuche rechts an ihm schnell vorbei zu laufen. Ob wieder zurück in den Streamingraum oder die Flucht in meine Wohnung, ganz egal, Hauptsache weg hier. Womit ich nicht gerechnet habe ist, dass er mich mit einer Hand aufhält, um genauer zu sein packte er sich meinen linken Oberarm und zog mich wieder zurück. Diesmal stehen wir uns wieder sehr nah, mein Oberkörper steift seine linke Seite und die Schnelligkeit, in der er mich zu sich gezogen hat, lässt mich verwundert all meine Luft ausatmen. Ich bin wieder nur noch im Stande dazu ihn anzusehen, dies hielt aber nicht von Dauer, der Blick in seine intensiven Augen lässt mich zu Boden sehen. Ich spüre wie sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet und halte die Luft an, was will er damit erreichen? ,,Sieh mich an!", sein Ton klingt diesmal nicht belustigt, sondern dominant und hart. Ich sehe für wenige Sekunden hoch, senke meinen Blick aber schnell wieder, da in mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle herrscht. ,,Ich habe dir gesagt, dass du mich ansehen sollst" er zieht mich ein kleines Stück weiter an sich heran und der Druck auf meinem Oberarm wird etwas stärker, aber nicht so, dass es mir weh tut oder er mich verletzt. Ich starre weiter auf den Boden ,,Ich will aber nicht, lass mich doch einfach los und uns die ganze Diskussion vergessen". Plötzlich spüre ich seine andere Hand an meinem Kinn, mit Leichtigkeit umfasst er dieses und drückt mein Gesicht damit so hoch, dass ich gezwungen bin ihn richtig anzusehen. Sein Gesichtsausdruck hat sich verändert, seine Gesichtszüge sind von einem harten Zug umgeben, seine Kiefermuskeln deutlich angespannt. Ich halte wieder die Luft an und warte seine nächste Reaktion ab. Er lässt nicht von meinem Gesicht ab, doch der Griff wird etwas lockerer. Als ich spüre wie er seinen Daumen federleicht und langsam über meine Haut zieht bildet sich nun auf meinem ganzen Körper eine Gänsehaut. Ich spüre die Wärme die in mir aufkommt und wie es in meiner Mitte zieht. Ich bin sowas von verloren, dieser Mann macht mich einfach schwach. Er prägt sich wiedereinmal mein Gesicht ein und diesmal bleibt sein Blick erneut auf meinen Lippen hängen. In meinem Kopf klingeln alle Alarmglocken, das darf einfach nicht passieren. Falls er nun wirklich auf die Idee kommen sollte mich zu küssen bin ich verloren. Die Stimme in meinem Kopf schreit ,,Rückzug, Rückzug!" doch mein verräterischer Körper sehnt sich zu sehr nach dem Gefühl seines Körpers und der Wärme. Ganz automatisch drücke ich mich ihm entgegen, er hat es wohl bemerkt, denn sein Gedankenverlorener Blick klärt sich etwas. Er hebt die Brauen an und da ist etwas Anderes, dass ich nun beobachten kann. Seine Augen haben sich verdunkelt- ist das Begierde, die ich aus ihm heraus lesen kann? ,,Ach, fuck drauf, du hast mein Ende gebracht" zischt er dunkel von sich. Das Nächste was auf mich zukam war, dass er mich mit all seiner Kraft zu sich gezogen hat- besser gesagt, presse ich mich nun an seinen Oberkörper und ich kann wirklich nicht beschreiben, wie sehr mir das Gefühl seines Körper an meinem gefällt. In wenigen Augenblicken spüre ich eine starke Hand auf meinem Nacken, seine andere Hand um mein Kinn übt nun mehr Druck aus und bevor ich es überhaupt realisieren konnte, küsst er mich. Der Begriff ,,Kuss" ist untertrieben, er nimmt Besitz von mir. Ich spüre ein leichtes Kratzen durch seinen Kinnbart auf meinen Gesicht und seine weichen Lippen auf meinen. An dem Kuss ist nichts zärtlich oder zögerliches- er beweißt mir erneut, dass er dominant und männlich ist. Er umfässt mich, als könnte ich ihm weg laufen, eine Hand verselbstständigt sich, fährt meinen Körper herab und umfässt besitzergreifend meinem Po. Er zieht mich näher an sich heran, ich wusste gar nicht, dass es noch näher geht, als zuvor schon und die Andere Hand wandert zu meinem Kopf und greift in meine Haare. Da er größer als ich ist gehe ich auf die Zehenspitzen, strecke mich ihm entgegen und signalisiere, dass ich mehr will. Er gibt ein brummen von sich, da er weiß was ich will. Er teilt meine Lippen und augenblicklich spüre ich seine Zunge, er spielt mit mir, zeigt, dass er mich will. Seine Dominanz und Ausstrahlung machen mich fast schon schwach, ich spüre wie mir die Luft aus geht und meine Beine schwächeln. Er lässt kurz von mir ab, packt mich an den Hüften und drängt mich an die Wand hinter mir. Ich atme laut und hektisch, beobachte ihn, da ich seine nächsten Reaktionen nie voraussehen kann. Seine Augen sind nun nicht mehr braun, sondern schwarz. Seine Lippen glänzen etwas, ein Blick auf diese und ich spüre wie mir nur heißer wird. ,,Das will ich schon die ganze Zeit machen, seitdem du Verrückte das Erste Mal durch diese Türe gegangen bist", er lässt nicht viel Zeit verlieren, denn er greift von hinten wieder in meine Haare und nimmt sich was er will. Ich strecke ihm meinen Oberkörper entgegen und halte mich an seinem Nacken fest. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, diese rauscht förmlich an uns vorbei, denn es gibt im Augenblick nur uns beide und das pure Verlangen. Ich spüre seinen Körper, traue mich sein Gesicht und dann auch seine Haare anzufassen, er fühlt sich für mich ziemlich perfekt an. Mir kommt sein Parfüm entgegen, er riecht männlich und frisch, was nur noch mehr Verlangen in mir auslöst. Er umfässt mit der rechten Hand meine Hüfte, wandern mit dieser langsam, aber dafür mit viel Druck immer höher. Er fährt nun seitlich meine Rippen entlang, doch bevor er mich richtig berühren kann höre ich ein lautes Klopfen. Einmal, zweimal dann dreimal. Skandal lässt von mir ab, ich bin sicher wir beide sehen gerade sehr zersaust aus. Wir atmen beide tief ein und aus und sehen uns mit verschleierten Blicken an, diese klären sich aber schnell wieder, als es zum vierten Mal klopft und wir uns gleichzeigt bewusst machen was da gerade passiert ist. Ich kann es ihm ihn seinem Gesicht ablesen, erst der kurze Schock, dann die Verwunderung. ,,Fuck, fuck, fuck" höre ich ihn nur atemlos murmeln. Vor lauter Adrenalin zittern mir die Beine und mein Herz rast- es klopft erneut und wir beide hören Oualids laute Stimme ,,Ey, ist bei euch alles in Ordnung? Alter wo bleibt ihr die ganze Zeit?". Als würde uns beide die Gegenwart überrollen drücken wir uns von einander ab und sehen uns verblüfft an. Was bitte schön war das gerade? Ich bringe keinen Ton heraus, Skandal selbst schüttelt  leicht den Kopf und greift sich ins Haar, als ob er versuchen wollte die Situation erstmal zu realisieren. Er dreht sich um, läuft zur Türe und reißt diese auf, im Türrahmen steht nun Oualid und sieht Skandal an ,,Gova, alles gut bei dir, wo bleibst du?". Er blickt mich an, sieht dass ich hinten an die Wand gepresst stehe, er zeigt einen überraschten Gesichtsausdruck ,,Hab ich euch bei irgendwas gestört?" frägt er Skandal nun, ,,Nein Bruder, du hast nicht gestört. Bei gar nichts, um genau zu sein. Ich rauche kurz noch eine dann komm ich." Ohne sich um zu drehen verlässt Skandal sein Schlafzimmer. Er lässt mich mit zittrigen Beinen und hämmerndem Herz alleine stehen. Oualid blickt mich weiterhin fragen an und ich könnte schwören, dass mein Gesicht nun wieder knall rot angelaufen ist. Die Worte bleiben in meinem Hals stecken und ich fühle augenblicklich Scham in mir hochsteigen. Er hat uns bei nichts gestört? und er musste ja nochmal ,,gar nichts" betonen und abrauschen. Ich weiß nicht was ich davon halten soll, aber den Stich in der Brustgegend kann ich nicht ignorieren und das Gefühl von Ablehnung steigt. Bereut er das was eben passiert ist? Mich zu küssen und mir nah gewesen zu sein? Von Oualid werde ich die Antwort nicht bekommen und um Skandal jetzt wieder gegenüber zu stehen fehlt mir die Kraft und auch Mut. Ich rausche an Oualid vorbei, schnappe mir meine Tasche und gehe nun den Gang entlang und somit aus der Haustüre raus. Ich will jetzt niemanden mehr sehen und erstmal mit niemanden reden. Ich glaube ich muss mir zuerst um Einiges klarer werden, bin ich etwa in Skandal verliebt?

Skandal-Marokkanische Minze Where stories live. Discover now