Meinungsverschiedenheiten

377 12 0
                                    

Wie schon zu erwarten, bei einem Glück, machte mir meine Nachbarin nicht die Türe auf. Um ehrlich zu sein habe ich schon lange meinen Plan, in der Wohnung Bilder aufzuhängen, verworfen. Ich ärgere mich noch immer über diesen überheblichen, selbstverliebten Macho von Nachbarn. Wie kann man bitte so unverschämt sein und dann noch grundlos?? Während ich mir bis zum Abend den Kopf daran zerbrach, was ich denn falsch gemacht haben könnte und was sein Problem war, hörte ich irgendwann, gegen 22:00 Uhr, lautstarke Musik von unten nach oben dröhnen. Normalerweise habe ich nichts dagegen, wenn man am Abend noch etwas lauter ist, aber bei dem Kerl habe ich inzwischen das Gefühl, dass er das mit Absicht macht. Inzwischen ist es 02:30Uhr, ich liege eingerollt auf der alten Couch, mit nichts als einer improvisierten Decke, die einfach nur meine alte Winterjacke ist und mein zweiteiliges, langärmliges Blümchenpyjama. Nicht nur, dass ich in jämmerlichen Zuständen meine erste Nacht in meiner neuen Wohnung verbringen muss und das letzte, dass ich gegessen habe ein Müsliriegel war, jetzt muss ich mir auch noch diesen Lärm reinziehen! Irgendwann ist auch mal schluss, denke ich mir und springe von der Couch auf. Mit großen Schritten war ich schneller vor seiner Haustüre, als ich gucken konnte. Ich klopfte an und wartete, doch er machte mir nicht die Türe auf. Wie denn auch, der Irre hört sich wahrscheinlich nicht mal mehr selbst reden, bei dieser Lautstärke! Ich klopfte weitere 4 Male an die Türe, irgendwann fing ich an Sturm zu klingeln. Kaum zu erwarten, er machte mir nicht die Türe auf. „Hallo, hier draußen steht jemand!" brüllte ich und trat fest mit meinem Fuß gegen die Türe. Lektion gelernt, das mache ich nie wieder, denn sofort schoss mir der Schmerz in meinen rechten Fuß, bis zum Knöchel. Auf einem Fuß springend verfluche ich mich und diesen Höhlenmenschen. „Jetzt langt es mir aber", schon bevor die Worte meine Lippen verlassen humpele ich aus dem großen Hauseingang und verschaffe mir ein Blick auf die unteren Fenster. In einer Reihe befinden sich 3 Fenster, zwei davon sind dunkel, in einem brennt Licht. Ich sehe, dass ganz rechts, in dem nicht erhellten Raum, das Fenster offen aber die Jalousie fast ganz runter gefahren worden ist. Zwei Handbreit ist noch Platz. Die Wut, angestachelt durch meinen schmerzenden Fuß, beherrscht mich und ohne groß drüber nachzudenken mache ich einen Sprung und stecke meinen Kopf in den Spalt rein. Die Jalousie gibt nach und drückt sich nach oben. Ich hänge mit halben Oberkörper schon in dem Zimmer drin, doch meine Augen müssen sich noch an die neue Dunkelheit und Umgebung gewöhnen. „Scheisse, was mache ich hier?"- die Kante des Fenstersimses drückt sich in meine Hüfte, durch den neuen Schmerz wird mir erstmal bewusst in was für einer Lage ich mich befinde. „Oh Scheisse, scheisse" durch die Hysterie wurde meine Stimme schon panisch, piepsig und ich realisiere, dass ich gerade einen großen Fehler begangen habe. Von Panik beherrscht versuche ich mich wieder raus zu drücken. Doch mein Schlafoberteil hat sich irgendwo verfangen. Während ich versuche mein Oberteil zu glätten höre ich schon seine Stimme den Flur entlang Hallen. „Oualid, lass was zu essen bestellen, hast du auch schon Hunger?". „Gova nach den ganzen Süßigkeiten im Stream ist mir irgendwie schlecht" höre ich eine mir unbekannte Stimme sagen. „Wie du hast kein Hunger, jetzt lass doch was zu Essen bestellen?" Höre ich meinen Nachbarn sagen. „Ja okay, lass Vato fragen ob er auch will, ruf ihn mal an, hab kein Akku" höre ich den anderen Mann sagen. „Okay warte, mein Handy ist im Zimmer am Laden, Gova" höre ich den Macho sagen. Plötzlich höre ich seine Bekannten schweren Schritte und wie er in meine Richtung stampft. Ich drücke mich mit ganzer Kraft gegen die Jalousie, doch das bringt nichts, ich stecke fest. „Alter, wie viel Pech kann ein Mensch bitte haben?" Gebe ich gepresst und aufgebracht von mir. Ich gebe noch einmal einen Ruck durch meinen gesamten Körper, doch da wurde auch schon die Türe aufgerissen und plötzlich ist es ganz hell im Zimmer. Hell und still, ganz still. Ich höre wie der Fußboden leicht knarzt, doch ich traue mich nicht hoch zu blicken. Mit zu gepressten Augen und vor Scham heißes Gesicht, hänge ich so zwischen Außen und Innenbereich und warte auf mein großes schwarzes Loch im Boden, das mich jetzt bitte ganz schnell einsaugen soll. Ich höre wie er zwei Schritte auf mich zu geht und wieder stehen bleibt. Er sagt nichts und ich fühle mich sehr beobachtet, seine Blicke kann ich förmlich auf mir spüren.
„Ich gebe dir genau 30 Sekunden, in denen du mir sagst was das hier soll oder wir zwei haben ein großes, sehr, sehr großes Problem" gibt er dunkel und langsam von sich. Seine Worte fühlen sich an sie ein Schlag ins Gesicht und auf meinem gesamten Körper bildet sich nun eine Gänsehaut. Bevor ich dazu kommen konnte meinen Kopf zu heben spüre ich starke Arme am Ansatz meiner Hüfte und  plötzlich werde ich in den Raum gezogen. Doch von auffangen keine Chance, kaum kommt mein Körper in Bewegung lässt er von mir ab und ich klatsche schreiend, mit einem lauten Knall auf den Boden. Ein weicher Teppich hat das Meiste der Wucht abgefangen, doch nun liege ich schockiert und erstarrt vor seinen Füßen. Ich reiße wütend meinen Kopf hoch und habe schon die passende Beleidigung auf den Lippen, die ich ihm an den Kopf schmeißen will, doch ich blicke nicht in das sonst bekannte, maskierte Gesicht..

Skandal-Marokkanische Minze Où les histoires vivent. Découvrez maintenant