Das flatternde Handtuch

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Alles ging wie in Zeitlupe und zugleich zu schnell vonstatten. Viel zu schnell, um genau zu sein. Bevor Skandal realisieren konnte was er da getan hat, sind meine Augen automatisch eine Etage tiefer gewandert. Das war ein ganz automatischer Mechanismus,  versteht sich natürlich.. Ich stehe also da und beobachte wie sein Handtuch in Zeitlupe auf den Boden flattert und plötzlich  Haut aufblitzt. "Mir wird erneut bewusst was für eine schöne Hautfarbe er hat, diese erinnert mich irgendwie an Cappuccino und- WAS ZUM TEUFEL? Mit dem Ding kann er seinen Gegner erschlagen. Bekommt man den entgegen geschleudert dann DOONG, es steht 1zu0 für Skandal. Ich kann mir ehrlich keine Frau vorstellen das alles aushal-". „Sag mal bist du bescheuert, was gibt es denn da so zu glotzen, alter? Noch nie einen nackten Mann gesehen oder was?" während er mir das entgegen ruft dreht er sich etwas peinlich berührt um und schnappt sich von der Wand ein anderes Handtuch, das er sich sehr schnell erneut um die Hüften bindet. Er macht einen eher angespannten Eindruck und ist er leicht rot geworden? Ohje, habe ich etwa gestarrt? Habe ich zu auffällig geguckt? „Jaa, also ehmm, schon gut, für mich gab es eh nichts zu sehen, hehe" versuche ich ihn zu beruhigen doch kaum sind die Worte ausgesprochen ploppen seine Augen jetzt nun richtig raus. „ES GAB DA NICHTS ZU GUCKEN? Du willst mich doch komplett verarschen oder?" er macht erschrocken einen Schritt zurück und ich könnte schwören, dass seine Wangen erneut einen tick dunkler geworden sind. „OHGOTT, nein nein, so war das nicht gemeint, oh nein." ich merke selbst wie ich anfange zu gestikulieren und mir das alles nur noch peinlich wird. Er hat mich komplett falsch verstanden und ich merke selbst nun auch, dass ich rot werde im Gesicht. „Also, klar hast du da was, also sogar sehr viel, um genau zu sein und ohgott, so war das jetzt auch nicht gemeint. Ich will doch nur sagen, also, mir ist es egal was du da unten hast." Ich schließe peinlich berührt meine Augen und mache diese erst wieder auf, als ich ihn von ganzem Herzen lachen hörte. Lachen war untertrieben, er kriegt sich kaum mehr ein. „Hey! Was gibt es da zu lachen?" Frage ich ihn säuerlich. „So jemanden wie dich habe ich einfach noch nie kennengelernt. Du bist offensichtlich psychisch nicht die stabilste, aber du hast irgendwas an dir, Govalina". Sein Lachen verebbte und nun blickt er mich eher aufmerksam an. Ich habe das Gefühl, dass er mich zum ersten Mal so richtig ansieht und sich mich unterbewusst einprägt. Das sagen zumindest seine Augen, ich kann sie verfolgen, während er mit diesen mein Gesicht abfährt. Ich kann beobachten wie er meine linke Braue ansieht und dann meine Gesichtszüge erfasst. Er fährt meinen Hals mit seinen Blicken hinab und bleibt offensichtlich an meinem Dekolleté stehen, doch als er selbst gemerkt hat wo er hin sieht guckte er schnell wieder hoch und hat nun meine Lippen im Visier. Ich versuche meinen Körper ganz still zu halten und keinen Muskel zu bewegen, doch nach kurzer Zeit, als würde das mein Körper mit Absicht machen, fahre ich mir vor lauter Nervosität mit meiner Zunge über die Lippen. Ich weiß nicht wo ich hin gucken soll, während er mich so anstarrt, also bleibt mein Blick an seinen Armen haften. Man, gibt es auch irgendwas an diesem arroganten Schleimbeutel, der nicht gut aussieht? Er hat lange, kräftige Arme, mit einem eher dunklen und lockigen Haarwuchs. Auch an seinem Oberkörper mache ich mir wieder deutlich wie schön seine Hautfarbe doch ist. Meine Augen bleiben an seiner Brust hängen und beobachten in der Kuhle wie die letzten übrig gebliebenen Tropfen seine Haut herunter fahren. Ich verfolge diese mit meinem Blick, sie sind fast an seinem Bauchnabel angekommen und- MAN BIN ICH PERVERS ODER WAS? Alaya raff dich!! Rufe ich mir in Gedanken selbst zu und blicke, um mich abzulenken, wieder hoch und bemerke erst jetzt wie er mich ansieht und mir tief in die Augen schaut. Er hat mich die ganze Zeit dabei beobachtet wie ich mir jeden Zentimeter seines Oberkörpers eingeprägt habe, ich glaube mir wird gleich schlecht. In meinem Magen bildet sich ein Knoten und ich kann nichts anderes tun, als ihn anzusehen. Seine Augen schimmern dunkelbraun und haben etwas ganz fesselndes, warmes und zugleich auch dunkles an sich. Er schaut mich gedankenverloren an und dann wandert sein Blick wieder wie automatisch zu meinen Lippen. Es fühlt sich an, als würde die Zeit still stehen und ohne, dass wir beide einen Einfluss darauf haben, bewegen sich unsere Körper automatisch entgegen. Würde ich jetzt nur leicht meinen Arm ausstrecken, würde meine Hand seine Brust berühren. Ich nehme all meinen Mut zusammen und blicke ihm wieder ins Gesicht. Er sieht mich weiterhin Gedankenverloren an, aber an seinem Blick kann ich ablesen, dass ihm irgendwie gefällt was er sieht. Er macht gerade die Anstalten mir etwas sagen zu wollen und die Lippen zu bewegen, als plötzlich sein Handy lautstark klingelt und wir beide erschrocken zusammenfahren und einen Schritt nach hinten machen. Was war das denn? Habe ich den Verstand verloren? Ich glaube Skandal denkt sich soeben das selbe, denn ich kann den, mir langsam schon allzubekannten, verwirrten und auch leicht verärgerten Blick ausmachen. Ohne mich nochmal anzugucken rauscht er an mir vorbei und verschwindet aus meinem Blickfeld. Ich stehe angespannt und mit klopfendem Herzen alleine im Bad. Jetzt kann ich wenigstens tief Luft holen und meine angespannten Schultern etwas lockern. Meine vor Nervosität verschwitzten Hände wische ich an meiner Hose ab und hole nochmal zittrig Luft. Ich höre seine Stimme, vermutlich hat er den Anruf entgegen genommen, doch ich kann von der Entfernung kaum ausmachen mit wem er spricht oder gar was er da sagt. Ich blicke auf den Boden und sehe wie das verlorene Handtuch vor meinen Füßen liegt, ich hebe es auf und hänge es neben sein Waschbecken. Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass meine Wangen wirklich noch etwas gerötet sind und ich etwas abgeschlagen aussehe. Ich sehe mir die Ablage an, um zu gucken, was er denn so für Düfte benutzt, als mein Blick an einer Haarklammer stehen bleibt. Das ist eine ziemlich große und mit Perlen verzierte Klammer. Ich weiß es ist falsch, aber ich schaue in eines seiner Ablagen und natürlich habe ich gefunden was ich befürchtet habe, nämlich Frauenprodukte. Ich sehe mir die kleine Kosmetiktasche mit Schminke an und mache erschrocken einen Schritt zurück- mir wird erst jetzt bewusst, dass ich nie hinterfragt habe ob er eine Partnerin hat. Wenn ich weiter darüber nach denke, weiß ich so gut wie nichts über ihn und seine Art zu leben. Diese Tatsache lässt die aufgekommene Hitze von eben komplett verebben und ich mache mich auf den Weg Richtung Ausgang. Ich bin im Flur angekommen und will gerade an seinem Streamingraum vorbei laufen, als ich seine Stimme ganz klar und deutlich erfassen kann. „Alter Oualid, wie oft noch? Mir ist egal was ihr Lieblingsessen ist, hol ihr einfach irgendwas! Und mach schnell ich halte es mit ihr hier langsam nicht mehr aus, Bruder." dann folgte eine kleine Pause, „Ich frag sie nicht, seh ich so aus? Und außerdem, wer bin ich und wer ist sie? komm mal klar! Wenn ich es nötig hätte, würde ich eine Andere nehmen und ganz bestimmt nicht sowas wie sie. Warum sollte ich mich mit dieser irrelevanten Person beschäftigen? Und jetzt mach schnell, bevor ich gleich richtig schlechte Laune bekomme!". Ich kann gar nicht beschreiben was in diesem Moment mit meinem Körper passiert ist, aber ich hätte nie mit dieser kleinen Welle von Enttäuschung und irgendwie auch Schmerz gerechnet. Durch meine Vergangenheit komme ich auch eher schlecht mit Ablehnung klar, aus diesem Grund habe ich nicht lange auf den nächsten Schritt gewartet. Ich nahm meine Beine in die Hand und rannte aus seiner Wohnung raus. Ich sprintete die Treppen hoch, bis ich in meiner Wohnung angekommen bin. Ich bin noch etwas verwirrt und die altbekannte Übelkeit hat sich ihren Weg zurück gebahnt. Ich setze mich auf die Couch und muss mir erstmal über einiges Gedanken machen. Ist es inzwischen überhaupt noch gut für mich in seiner Nähe zu sein?

Skandal-Marokkanische Minze Where stories live. Discover now