Der Ausrutscher

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In seinem Streamingraum ist es sehr still geworden, selbst Oualid schaut ängstlich in das Gesicht von Skandal. Dieser hingegen blickt mir nur direkt ins Gesicht. Ich dachte ich habe vorhin Wut und Verärgerung in seinem Blick ablesen können, doch da habe ich mich wohl geirrt. Jetzt weiß ich leider nur all zu genau, wie er aussieht, wenn er wütend ist. Sein Blick ist dunkel, die Gesichtszüge hart und angespannt. Ansonsten steht er ganz ruhig da, viel zu ruhig, meiner Meinung nach. Er baut sich groß vor mir auf- ich erkenne erst jetzt, dass er sehr lange Arme und Beine hat und echt breite Schultern. Ich schlucke und nehme langsam meine Hand von meinem Mund. In Oualid kommt Bewegung, ich sehe aus dem Augenwinkel wie er an den PC geht und die Musik ausmacht. Die ist mir gar nicht mehr aufgefallen, ein Blick in sein verärgertes Gesicht und mein Hirn hat sich abgeschaltet. „Ehhmm, ups?" ist das Einzige, das mir ängstlich von den Lippen kommt. Er zieht seine rechte Augenbrauen hoch und brummt wütend „Ups?" dann schnaubt er wütend und nimmt einen tiefen Atemzug. „Seh ich in deinen Augen etwa so aus, als ob ich auf Kerle stehen würde?" kommt dunkel und etwas lauter von ihm. Oh Mann, ich weiß gar nicht wo ich hingucken soll, weil mich sein Blick und angespannter Körper verunsichert. Seine Augen wandert meine Arme hinab und bleiben an meinen Händen stehen. Ich glaube er sieht, dass ich diese nervös knete, aus diesem Grund höre ich nur noch wie er nochmal tief ein und ausatmet und sich dann langsam die Spannung in seinem Körper löst. Sein Blick wird etwas weicher, beziehungsweise sieht er jetzt wieder menschlich aus. Diesen Wechsel zu beobachten treibt mir eine leichte Gänsehaut auf die Arme. „Alaya, ich bin einfach nur ein Rapper. Während ich Pausen mache, nachdem ich einen Song produziert habe, streame ich einfach nur auf Twitch mit meinen Skandalisten. Ich bin kein Pornodarsteller, da muss ich dich leider enttäuschen und Oualid ist einfach nur einer meiner engsten Brüder. Verstanden?" Gibt er jetzt etwas sanfter und mit einem Lächeln von sich. Auch wenn er sehr von sich überzeugt ist schafft er es, dass auch ich mich entspanne und meine Schultern sich etwas lockern. „Es tut mir leid, ehrlich. Oft kommen die Worte schon aus meinem Mund geschossen, in der Zeit habe ich noch nicht mal richtig zu Ende gedacht, sorry." ich schaue beiden ins Gesicht, während ich das sage, weil ich das auch wirklich so meinte. "Und es tut mir leid, dass ich durch das Fenster geklettert bin" sage ich kleinlaut zu Skandal. „Achso und es tut mir auch leid, dass ich gegen deine Tür getreten habe" versuche ich es jetzt mit einem eher süßeren Tonfall, der hat mich immer gerettet, wenn ich in Schwierigkeiten war. „Du hast gegen meine Tür getreten?" frägt er mich ungläubig. Ups, das hätte ich wie es aussieht einfach für mich behalten können. Um das Thema zu wechseln Strecke ich ihm meine Hand hin und sage „Wie wäre es mit einem Neuanfang? Ich glaube durch deinen Onkel kennst du meinen Namen ja bereits." erst schaut er unsicher auf meine Hand, nimmt sie aber dennoch entgegen. Sein Händedruck ist fest, aber auch warm. Oualid reiche ich ebenfalls die Hand, er fühlt sich eher etwas knochiger und kalt an. „Ja mein Onkel hat mir schon ein bisschen was über dich erzählt. Ich muss ehrlich sein, ich habe dich mir ein bisschen anders vorgestellt." Antwortete er mir. „Was meinst du mit anders?" Frage ich ihn und er sagt „Du siehst hier eher verloren aus, Madam. Wenn dir bisschen Graffiti und die Gegend schon offensichtlich Angst macht". Ohje, habe ich so auffällig gezeigt, dass ich bei der Ankunft hier her so Angst hatte oder ist er einfach nur ein zu guter Beobachter? „Ich bin kein kleines Mädchen mehr, ich habe keine Angst!" gebe ich selbstbewusster als gedacht von mir. Er schnaubt und verdreht nur die Augen. „Sicher, ganz bestimmt" gibt er gedehnt von sich und da spüre ich sie wieder, die Wut die ich bei diesem Kerl einfach nicht aufhalten kann. Obwohl wir uns gerade mal 2 Tage kennen und ich noch nicht mal geschlafen habe. Doch der Gedanke an Schlaf ermattet jede Aufkommende Emotion in mir. „Wie viel Uhr ist es?" Frage ich Oualid, da er in der Nähe des Monitors und der Handys steht. „Ehm, es ist jetzt 03:35Uhr" sagt er. Ohje ich brauch unbedingt etwas Schlaf, heute um 9:00Uhr kommt der Fahrer mit all meinen restlichen Möbeln. „Ich muss jetzt wirklich gehen und schlafen, heute früh kommen meine Möbel an. Bitte macht die Musik das nächste Mal etwas leiser" sage ich beiden in die Runde. „Hm, Gute Nacht Madam" höre ich nur Skandal sagen. „Komm ich zeige dir wo du raus musst" sagt mir Oualid, während er an mir vorbei läuft. Er begleitet mich raus und ich winke ihm im Anschluss nochmal zu. Oben angekommen lasse ich mich schwerfällig auf die Couch fallen. Ich schließe erschöpft und müde die Augen und fahre mir übers Gesicht. „Was ein komischer Tag" sage ich zu mir selber. Ich bin schon am dösen, als plötzlich der Lärm los ging. Ich spüre ein leichtes Vibrieren und dann setzt plötzlich die Musik ein. Ich fasse es nicht. „Will dieser Penner mich eigentlich verarschen???" Rufe ich jetzt richtig sauer in den Raum. Fassungslos macht sich die Erkenntnis bereit, dass er mich mit seiner Freundlichkeit am Ende von vorne bis hinten verarscht hat. Ich bin mir sicher er und sein Freund lachen jetzt gerade auch noch über mich und finden das witzig. Ich ziehe mir meine provisorische Decke über den Kopf und denke mir nur "Warte ab, irgendwie kriegst du das noch zurück, du Penner!" ich schließe sauer meine Augen und fange an Pläne zu schmieden. Irgendwann muss ich trotz dem Lärm dann doch eingeschlafen sein.

Skandal-Marokkanische Minze Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt