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Ich weiß nicht, was genau ich schreiben soll, also lass ichs gleich...

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„Weil es viel zu riskant ist", antwortete er und sah mich ernst an. Wie? Was?

„Warum? Ich dachte, du...", setzte ich an und hörte mitten im Satz auf. Ja, ich dachte, er würde mir ganz einfach aus Prinzip nicht helfen wollen. Weil ich ihm nicht die Wahrheit sagte.

„Vielleicht hörst du dann mal auf zu denken...?", schlug Luke leicht lächelnd vor und kam ganz unpraktischerweise einen Schritt näher. Gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. So würde ich es garantiert ohne große Mühen schaffen, aufzuhören mit Denken!

Dann wurde sein Blick wieder ernst. „Es ist einfach zu riskant. Wenn Selene rausfindet, dass du ebenfalls mit dort bist oder sie dich hier suchen, dann könnten sie womöglich...ganz falsche Schlüsse ziehen und...du hast es, denke ich, verstanden", erklärte er mir und fuhr sich schließlich seufzend durch die Haare.

Oh. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber er hatte Recht. Leider. Wenn Selene mich beim Schultreffen sah - und das würde sie mit Sicherheit irgendwann, so gut war ich nämlich nicht im Verstecken -, war ich so gut wie...tot eben. Egal, ob sie nun ein Verräter war oder nicht.

Denn welcher Verräter würde es nicht sehr bevorzugen, wenn jemand anderes verdächtigt wurde? Und dann auch noch jemand, den man selbst nicht leiden konnte und der einem gefährlich werden konnte? Und wieso zog es Luke eigentlich nicht in Betracht, dass auch ich die Verräterin sein könnte? Nicht, dass ich das wollte...

„Aber... Dann ist es eben riskant! Mein ganzes Leben ist riskant; wir haben Verräter am Internat! Ich muss dahin! Ich...", hielt ich trotzdem dagegen und brach schließlich ab. Warum hatte ich eigentlich die Fähigkeit, etwas einzufrieren, aber Erklären konnte ich nicht?

„Ich weiß. Ich bin trotzdem dagegen", gab Luke kopfschüttelnd zurück.

„Dann...geht es mir eben nicht gut und ich bin in meinem Zimmer! Und Selene...sie... Sie muss das ja nicht erfahren...", versuchte ich es weiter und mied es, ihn anzusehen.

Dass er sie dafür anlügen musste, wurde mir erst bewusst, nachdem ich geendet hatte und ich vergrub resigniert den Kopf in meinen Händen.

„Und du...musst mir ja nicht unbedingt helfen. Sag mir einfach, wie ich dort hinkomme und...", fügte ich leiser hinzu und sah Luke währenddessen hoffnungsvoll an.

„Lily, verdammt, es geht nicht darum, dass ich dir nicht helfen will! Es geht darum, dass ich verdammt nochmal nicht will, dass dir etwas passiert!", fiel mir Luke aufgebracht ins Wort und brachte mich somit sofort zum Schweigen.

Oh, ähm...was?

Ich stand einfach nur da und sah ihn an. Wie so oft in letzter Zeit stiegen mir Tränen in die Augen, sodass ich den Blick abwandte.

Wieso genau fand ich das jetzt so verdammt süß? Wieso? Und wieso musste ich jetzt weinen? Vor Rührung? Wieso?

Was ich als nächstes tat, war reine Intuition. Ich wusste nicht genau, wieso und ob das wirklich vorteilhaft war. Aber ich ging, ohne vorher darüber nachzudenken, ein paar Schritte auf Luke zu und dann...umarmte ich ihn einfach.

Er machte sich Sorgen. Um mich. Obwohl ich ihm ewig aus dem Weg gegangen war. Obwohl ich eigentlich sauer war. Eigentlich...

Oh, und wenn ich schon einmal dabei war, schaffte ich es dann auch, seiner Anweisung von eben, nämlich mit dem Denken aufzuhören, nachzukommen.

Burning Ice (II)Where stories live. Discover now