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Ich kann nicht fassen, dass ich das tue.

Ich meine, ich verstehe ja, dass meine Eltern wollten, dass ich mich wieder sozial arrangierte, nach der 'Phase' der Trauer.
Wirklich.

Nur scheinen sie nicht zu verstehen, dass das keine Phase ist.

Dank ihnen sitze ich jetzt in dem Sekretariat, einer mir unbekannten Schule und warte, bis jemand Zeit für mich findet.

Also, das sitzen und warten ist (leider) nicht das sozial arrangieren, meine Eltern wollen, dass ich mich hier anmelde.
An einer Privatschule, in der Nähe unseres Zuhauses in Boston.

Ein Bisschen wundert es mich schon, denn eine Schule, egal ob Privat oder öffenrlich, widerspricht allen Prinzipien meiner Eltern. Ich wurde mit meiner Schwester, bis zu ihrem Tod zu Hause unterrichtet.

Obwohl, ohne Twill würde es einfach nicht das Selbe sein.

Es ist genau zwei Monate her, dass ihre magere Leiche am Boden unseres Hotelzimmers gefunden wurde.

Seitdem überschlugen sich die Ereignisse.
Nach einer Inspektion ihrer Leiche, wurde festgestellt, dass sie an Anorexia nervosa, der Magersucht litt.
Sie ist an einem Herzinfarkt gestorben.
Nachdem sie tagelang nichts gegessen hatte.

Die Ärzte sagten, dass Twill es wahrscheinlich darauf abgesehen hatte, es geheim zu halten, weswegen wir die Anzeichen nicht gesehen und richtig gedeutet haben.

Ein Arzt, der es besonders darauf angelegt hatte mich zu quälen meinte: »Am Anfang war es sicher offensichtlich.«
Als er Mom's bestürzten Gesichtsausdruck sah, ruderte er sofort zurück: »Allerdings nur in der Phase, als sie noch die "Wahl" hatte, sich normal zu ernähren. Diese Phase geht meist schnell vorüber.
Entweder, sie entscheiden sich, sich schnellstmöglich Hilfe zu suchen, oder sie machen weiter.«

Es kam, wie es kommen musste; Meine Eltern schleppten mich von einem Psychologen zur nächsten Selbsthilfegruppe.

Das ist ihre Art der Trauer.
Und das ist gewissermaßen okay.

Ich verstehe auch, dass sie die alte Tammy wieder wollten.
Ich möchte sie ja selbst wieder. Ich möchte mich im Spiegel ansehen können, ohne das Gesicht eines furchtbaren Menschens zu erblicken. Ich möchte keine Fressattacken und keinen Finger in meinem Hals. Und vor allem will ich die wichtigste Person, die es für mich gibt wieder her.

Ich finde mich nicht damit ab, dass ich Twill verloren habe. Ich finde mich damit ab, mich selbst verloren zu haben.

Denn eine Tammy ohne eine Twill funktioniert genau so wenig, wie Twill ohne Tammy.

Ohne einander, sind wir nutzlos.
Genauso, wie Bücher ohne Leser, Füller ohne Tinte,
Handbälle ohne Spieler,
oder Schulen ohne Schüler.

Es existiert auch ohne einander, aber hat an Sinn verloren

Apropos Schule, ich kann aus dem Augenwinkel eine Person auf mich zugehen sehen.

Verwirrt und aus meinen Gedanken gerissen schaue ich hoch in freundliche rehbraune Augen, einer Frau, so um die Vierzig.

»Entschuldigung, sind sie Tammy Fell?«
Ich räusperte mich, bevor ich antwortete: »Ja, die bin ich.«
»Super. Kommen sie am besten mit, der Schulleiter möchte sie persönlich sprechen.«

°°

471 Wörter

ups, habe gerade gesehen, dass ich das Kapitel schon mal "überarbeitet" habe.

eww, das war übelst schlecht.
i hope, es gefällt euch einigermaßen.

Thin, Thinner, Sick.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt