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»Das bin ich nicht.«
»Natürlich bist du das. Willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Ich bin es echt nicht.«
»Wer ist es dann?«
»Mein eineigiger Zwilling.«
»Du hast eine Zwillingsschwester? Wie cool ist das denn? Ich würde es in vollen Zügen genießen. Kurse wechseln, Menschen verarschen...«
»Hatte.«
»Wie jetzt 'hatte'?«
»Ich hatte einen Zwilling.«
»Und was jetzt? Habt ihr euch gestritten? Deswegen musst du sie ja nicht gleich aus deinem Leben radieren.«
»Nein. Wir haben uns nie gestritten.«
»Was ist dann passiert? Wurde sie von Aliens entführt?«
»Sie ist tot.«
»Oh nein. Wie?«
»'Wie' was?«
»Wie ist sie gestorben?«
»An einem Herzinfarkt.«
»Einfach so? Oder hatte sie immer Herzprobleme?«
»Sie hat tagelang nichts gegessen.«
»Hast du nichts bemerkt?«
»Nein.«
»Wie?«
»Sie war magersüchtig. Sie hat alles getan, um es zu verheimlichen. Essen in Müll geschmissen, weite Klamotten angezogen...«
»Es tut mir leid.«
»Braucht es nicht. Du konntest ja nicht merken, dass sie krank war.«
»Du doch auch nicht.«
»Doch. Sie war so was, wie meine bessere Hälfte. Natürlich hätte ich es merken sollen.«
»Das stimmt nicht. Sie hat alles getan, um es zu verheimlichen. Es tut mir leid, dass du solche Schmerzen ertragen musst.«
»Ich habe es verdient.«

Eine einzelne Träne rollte meine Wange runter.

Ich habe es verdient.

Und dann tat er etwas, was ich niemals erwartet hätte; er nahm mich in den Arm.

Und dann tat ich etwas, was ich niemals erwartet hätte; ich fing bitterlich an zu weinen.

Er flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr:
»Du kannst nichts dafür.«
»Alles wird gut.«
»Sie hat dich geliebt.«
»Sie war krank.«

Trotzdem hörte ich nicht auf zu weinen. Seine Worte waren wie Balsam für meine Seele. Sie trösteten mehr, als alle Psychologen, alle Selbsthilfegruppen, alle mitleidigen Blicke der Welt.

Langsam wurden die Tränen weniger. Jason ließ mich los, um mit dem Lehrer zu sprechen, der gekommen war.

»Ihr geht es nicht so gut. Können wir kurz an die frische Luft, damit sie sich beruhigen kann?«

Der Lehrer murmelte etwas zustimmendes und wir gingen. Als wir auf dem Schulhof standen, hatte ich mich dann endlich beruhigt.

»Willst du ein Taschentuch?«
»Ja, bitte.«
»Tja, dann müssen wir wohl ins Sekretariat gehen.«
»Wieso das?«
»Denkst du wirklich, dass ich Taschentücher dabei habe?«

Ein Bisschen von dem alten Jason war also doch geblieben.

»Ne, lass mal. Ich gehe aufs Mädchenklo und rette, was noch zu retten ist.«
»So schlimm siehst du jetzt auch nicht aus.«

Ich sah ihn mit einem wissendem Blick an.

»Komm jetzt.«

°~°~°~°~°~°~°~°~°

Sry, bin gerade a bit verpeilt...
Also, ich bin der Felsen festen Meinung, ich hätte heute schon geupdated, aber mein Handy sagt, gestern xD.

Deswegen, hier das neue Kapitel*-*!

Thin, Thinner, Sick.Where stories live. Discover now