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»Das ist jetzt, laut der Akte, das zweite mal, in weniger, als einer Woche. Wenn der Körper zusammenklappt, ist das ein Zeichen, dass hier gerade etwas komplett falsch läuft. Er kann nicht mehr und wenn jetzt nicht ganz schnell was geändert wird, können wir ihr nicht mehr helfen.«

Im Hintergrund schluchzte jemand auf.

»Was sollen wir denn tun? Sie hat ihre Schwester verloren. Sie lebt nicht mehr richtig. Zwingt sich durch. Wir schicken sie schon zu Psychologen, Selbsthilfegruppen, anderen, betroffenen Fällen. Wir verzweifeln«, meinte eine ruhige, männliche Stimme. Sie klang nach meinen Dad.

»Das ist ihre Tochter, sie kennen sie so gut, wie niemand sonst. Versuchen sie etwas neues, wenn sie sie behalten wollen!«

Und noch ein Schluchzer. Dieses Mal um einiges verzweifelter. Es klang sehr nach meiner Mom.

Ich wollte ihnen keine Sorgen bereiten. Sie hatten schon ein Kind verloren.

Tja, wie toll deine Pläne aufgehen. Lässt deine Schwester sterben, enttäuscht deine Eltern, sag mal, gibt es überhaupt etwas, was du kannst?

Um die Stimme zu vertreiben, schlug ich die Augen auf und blickte direkt in die endlos traurigen Augen meines Vaters. Als nächstes in die verwitterten Augen meiner Mutter. Als letztes kam der Arzt, der mich gefühlslos ansah. Er war so in den dreißigern, und hätte ein freundliches Gesicht. Aber wahrscheinlich hatte er solche Situationen einfach viel zu oft durchgemacht, um noch groß Gefühle zu zeigen.

»Mom?«
»Ja, mein Scha- ...Ja?«
»Es tut mir leid.«
»Uns tut es leid. Es war nicht nur unsere Tochter, sondern auch deine Schwester. Du wirst schon wissen, wie du trauern willst.«
»Danke.«

Sie lächelte mich an. Ich wusste, sie hatte mir meinen Ausbruch verziehen.

»So, ich lasse sie jetzt mal alleine. Es kommt gleich nochmal eine Krankenschwester, dann können sie gehen«, sagte der Arzt und verschwand.

»Wo ist Jason?«
»Er wartet vor der Tür«, meldete sich mein Vater heute zum ersten Mal.

Thin, Thinner, Sick.Where stories live. Discover now