Alltag [Poetry Slam]

341 31 40
                                    

{Dieser Slam ist vom 17.11.2015 und der aller erste, den ich jemals live performt habe.}

Eine Parodie des Chaos in 3 Akten

Akt 1: Der Büromensch

Szene:

Schlafen - Wecker klingelt - Kaffee kochen – ins Büro. Türen klappern, Handys klingeln, Kaffee kochen, wach bleiben, Hektik, Stress, Abgabetermine – Pause. Durchatmen im Park. Etwas essen, Vögeln lauschen, Ruhe, eine Kirchenglocke läutet 1... Ding.... Dong... Panik, Hektik, Stress - so spät schon?! Sprint ins Büro: Weiter machen, Kunden kochen, Kaffee locken. Schluss.

Cut. Version 1:

Nach Hause. Der Kopf summt, Zahlen rasen, sirrender Tinnitus ohne Ton – surrende Bilder im Schädel, Augen zu, brennen. Abendessen. „Wie war dein Tag, Schatz?" „Gut." Zeitung lesen, Nachrichten sehen, Informationen sammeln, die den Schädel schier spalten, mehr Input!! Ausgebrannt. Schlafen. Von vorn.

Cut. Version 2:

Frust abbauen bei anonymem Sex, anonymer Ort, gekaufte Wärme, gestohlene Entspannung. Trinken, vergessen, summende Zahlen zum Schweigen bringen, Output über 'm Klo, im Gebüsch, egal wo, nur raus muss es!! Taxi. Eigenes Bett – Schlafen. Von Vorn.

Cut. Version 3:

Entspannt zurück lehnen. Blick auf die Uhr – Es ist noch Zeit, erst in einer Stunde ist es soweit. Perfekt. Durchatmen, summende Zahlen aufschreiben, sie zur Ruhe bringen, für morgen aufheben, Essen gehen. Lachen, reden, schweigend gegenüberstehen, Sprachlos. Nächstes Treffen vereinbaren: „Bis nächste Woche!" Nach Hause. Einschlafen. Neu.

Akt 2: Der Homo Modernus

Mäuse melken, Mehl mahlen, Rechnung zahlen, alltägliches Treiben – Im Bett ist sie gut. Er nicht. Was sagt uns das? Dieser Satz? : Erkenntnis: Sie geht ihm fremd. Der ist besser als er.

Was soll uns das sagen? Besser nicht fragen. Wer nicht fragt, kann keine Antwort bekommen – nicht erfahren, was er nicht wissen wollen will – sollen will – will. Wunder was. Er fragt ja auch nicht, weiß nichts, weiß aber, dass er, wir nichts wissen können. Will ihm schier das Herz verbrennen. Dieses Wissen. Wer ist er, bin ich? Wenn nein, wo, wenn ja, wie viel Nichts...- kann den Tod aufhalten. Er kommt immer, das ist gewiss, weiß jeder, nicht wann, wo, wer, wie was? Wieso, weshalb warum... Wer nicht fragt ist... Klug beraten, wie schon gesagt.

Doch... unsichtbare Gefahr nährt sich schleichend aus der Luft, Boden, Wasser – Gift für die Ratten, die den Planeten bevölkern, sich fett fressen an Fast Food, Finger Food, Fritten. Sich gegenseitig ausrotten mit ihren Marotten, weil sie sich wie die Ratten vermehren. Satt gefressene Ratten verlassen das sinkende Schiff, klammern sich an Ökostandards, Ökostrom und vegane Würstchen ohne Ende, als wären es Rettungsleinen... Kann man ja auch fast meinen, so, wie die schmecken.

Akt 3: Zwei Gesichter

Chaos. Gedanken schwirren, surren, summen wie silbrige Wespen die stechen, Wie zischende Schlangen die düsteres flüstern. Abwechselnd heiß und kalt erfasst es mich, schüttelt mich, reißt mich hinab in den Abgrund, wo die Ungeheuer lauern, die mit ihren Klauen nach mir greifen.

Freiheit – Stahlende Sonne suche ich– Licht, das das Schwarz durchbricht; leuchtende Farben ohne Grau. Finde ich – halte mich fest an dem Augenblick, der mir Hoffnung gibt – auf Ruhe vor dem tosenden Sturm, der mich umgibt.

Stille. Durchatmen, Fassung zurück gewinnen, Haltung bewahren, Stand halten, Stark sein, erhobenen Hauptes, den Umständen zum Trotz, allen Widrigkeiten überlegen auf diesen Brettern, die die Welt bedeuten stehen und sagen: Ich BIN froh!

Das Leben IST schön, mich liebende Menschen lachen um mich herum im strahlenden Licht aus Liebe – Heiterkeit schwängert die Luft mit ihrem Duft nach Rosen, Regenbögen und glitzerndem Einhornschweiß. Lachen bis der Bauch weh tut: Das ist Freiheit! ebenso wie ein Kater der sich schnurrend auf meinen Bauch einrollt und mit seiner Wärme den Kater vertriebt – Party, ihr wisst? Spaß an der Freunde, schwitzende, sich wiegende Leiber voller Leidenschaft, eng umschlungen zu einem hämmernden Takt im Einklang...

Riecht ihr das auch? [Mhmmm] Fast Food, fettige Fritten, die salzig knuspernd meinen Gaumen küssen, bis ich mich satt gefressen habe. Kennen Sie Zwerge? Wäre ich ein Zwerg, mich würde es grade nach einer gebratenen Ratte verlangen – Am Spieß. Zum Glück bin ich keiner, der Bart stört sicher.

Zum Abschluss noch ein kleines Gedicht:

Rosen sind Rot

Veilchen sind Blau

Jetzt denken Sie: „Das kenn' ich schon"

Ich lache mit Hohn,

Spott schüttelt den Kopp

Dieses Gedicht ist neu und laut

Und haut

Sie, das hoffe ich nicht,

lachend vom Stuhl.

Seelenworte    #DreamAward2018 #wattys18gewinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt