Kapitel 5

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Hyunjin Pov:

,,Ach komm schon, Hyunjin, jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht. Wir haben jetzt Ferien. Freu dich doch darüber!" lächelte Woojin und schlürfte an seinem Kaffe, wobei er wissentlich ausließ, dass er jetzt überhaupt nicht mehr zur Schule gehen musste, im Gegensatz zu uns.

Nachdem wir die Zeugnisse erhalten hatten, hatten wir beschlossen das ganze auf Chans Kosten bei Namyangs zu feiern. Dennoch heiterten mich Woojins Worte nicht im geringsten auf. Stattdessen schaute ich nur böse zu Jisung.

,,Wie zur Hölle kann es sein, dass ich ein zweier und dreier Zeugnis habe, ein guter Schüler der nicht einmal gefehlt hat bin, während du Schwänzer ein VERDAMMTES EINSER ZEUGNIS HAST?" wurde ich zu Ende hin immer lauter.

Der blonde jedoch zuckte nur mit den Schultern und sagte: ,,Ich lerne eben!" ,,Ja toll, und ich nicht, oder was?" brummte ich. ,,Ich bin halt einfach ein Genie!" ,,Halt die Klappe, du Genie!" erwiderte ich.

Changbin betrachtete das ganze mit einem amüsierten kopfschütteln, aber hielt sich selber aus den Diskussionen heraus. ,,Manche haben eben so ein Glück Hyunjin, mein Sohn hat auch so ein Talent. Faul wie eh und je, aber verdammt schlau!" lächelte Nuri, die freundliche Bedienung welche wir schon vor Jahren lieb gewonnen hatten, während sie mir meinen Lieblingskuchen servierte und mir durch die Haare wuschelte.

Überrascht sahen wir auf. ,,Du hast einen Sohn?" fragte Chan das, was und allen auf der Zunge lag. Nuri lachte herzlich und legte dabei ihren Kopf in den Nacken. Den Kellnerblock und Stift stets fest in der Hand behaltend.

,,Ja, ob du es glaubst oder nicht, aber ich bin seit siebzehn Jahren stolze Mutter eines süßen Jungens namens Felix." Lächelte sie uns an. ,,Oh..." peinlich berührt ließen wir den Kopf sinken. Wir kannten sie nun schon seit der fünften Klasse und hatten es bis jetzt nicht auf die Reihe bekommen rauszufinden, dass sie bereits Mutter war. ,,Ist doch nicht schlimm. Was ich euch nicht sage, könnt ihr auch nicht wissen!" munterte sie uns auf.

,,Noch irgendwas, dass wir nicht wissen?" fragte Changbin vorsichtshalber nach. Nachdenklich sah Nuri an die Decke und stützte sich mit ihrer Hand an meiner Stuhllehne ab. ,,Momo hat auch einen Sohn!" sagte sie und zeigte auf die Frau, welche grade hinter dem Tresen stand und einen Kunden bediente. Als diese ihren Namen hörte, winkte sie uns kurz lächelnd zu.

,,Echt jetzt?" fragte ich mit zerknirschtem Gesichtsausdruck und vergrub meinen Kopf in den Händen. ,,Ach Hyunjin, es ist doch in Ordnung." lachte Nuri. ,,Allerdings ist ihr Sohn echt niedlich. Er ist mit Felix befreundet und so süß. Am Anfang haben wir immer versucht ihn und Jeongin zu verkuppeln, aber sie gehen doch besser als beste Freunde durch." redete sie einfach drauf los.

,,Jeongin?" fragte Jisung verwirrt. ,,Momo's Sohn, Pabo!" erklärte Changbin ihm, lächelnd seufzend. Jisungs verpeiltheit war häufig amüsant sowohl als auch anstrengend. Das zum Thema Einserschüler.

,,Ihr könnt euch doch vielleicht ein bisschen mit ihnen anfreunden. Sie kommen uns nachher mit zwei Freunden besuchen um uns ihre Zeugnisse zu zeigen. Ich bin mir sicher ihr würdet euch gut verstehen." zwinkerte sie uns zu. ,,So, ich muss wieder an die Arbeit, schließlich seid ihr nicht die einzigsen Gäste." Lächelte die braunhaarige und ließ von uns ab.

,,Oh mein Gott, wie peinlich ist das bitte?" wagte ich mich als einziger das Thema anzuschneiden. ,,Wir kennen alles von ihr. Von Lieblingsfarbe bis zum Geburstag. Sie hatte sogar ein Weihnachtsgeschenk von uns bekommen, aber wir kriegen es nicht auf die Reihe sie zu fragen ob sie einen Sohn hat?" redete auch Changbin fassungslos weiter.

,,Wie sollen wir das je wieder gut machen?" fragte Woojin uns, nicht weniger geschockt. ,,Leute, regt euch ab. Wir haben nur nicht gewusst, dass sie einen Sohn hat. Sie hat selbst gesagt, dass das nicht schlimm ist." versuchte Jisung uns zu beruhigen und schlürfte an seiner Erdbeermilch.

Ich rieb mir die Schläfe. ,,Jisung, dein Getränk ist leer. Seh es ein. Hör mit diesem scheiß Schlürfgeräusch auf!" Jisung sah mich nur grinsend an, stellte den leeren Becher aber dennoch auf dem Tisch ab.

Wir verloren uns wieder in unseren Gesprächen und nahmen nur am Rande war, wie die kleine niedliche Glocke, welche Nuri mal in China gekauft hatte, anschlug und den Bedienungen somit mitteilte, dass ein neuer Kunde den Raum betreten hatte. Allerdings landete unser Interessenpunkt dann doch auf den neuen Gästen, als einer von ihnen Nuri lachend um den Hals sprang.

Changbin und ich erstarrten sofort in unserem tun und sahen zu dem Jungen, mit dem Beanie auf dem Kopf, welcher seiner Mutter stolz sein Zeugnis ins Gesicht hielt. ,,Ich kann das nicht lesen wenn du mir das Ding ins Gesicht klatscht, Felix!" lachte Nuri und nahm ihm das Zeugnis ab. ,,Woah, fast nur einsen. Das ist mein Junge!"

Jedoch hingen meine Augen nur auf dem Jungen, welcher hinter ihm das Cafe betrat, und aussah wie ich vor zehn Minuten. Nuri zog den kleineren lächelnd an sich und tätschelte seinen Kopf, welcher ebenfalls von einem Beanie bedeckt war. ,,Was ist denn mit dir los, süßer?" fragte Nuri ihn.

,,Ich hasse Felix!" schmollend er sah zu dem Sommersprossen Jungen hinüber. Ich hielt mich derweil an dem Tischrand fest, um nicht vor niedlichkeit versehentlich vom Stuhl zu rutschen. ,,Okay, Felix, was hast du getan?" lachte Momo aus dem Hintergrund und umarmte ihren schmollenden Sohn. ,,Jeongin hat 'nur' zweien und ist ein bisschen angepisst weil er sich mehr anstrengt als ich!" lachte Felix.

Jeongin...passt zu ihm. Allerdings, wer sieht auch einen Menschen an und denkt sich: 'Jap, das ist ein Jeongin!'

,,Ich bin nicht angepisst! Ich möchte dich nur aufgespießt auf einem Dreizack sehen!" Jisung fing leise an zu kichern, auf diese Bemerkung hin und Felix lachte einfach nur auf. Man konnte den kleinen irgendwie nicht ernst nehmen.

,,Ah, Jeongin, Felix, ich wollte euch noch ein paar Leuten vorstellen die seit Jahren in unser Cafe kommen. Darf ich vorstellen: Hyunjin, Chan, Woojin, Changbin und Jisung!" zeigte Nuri zu uns und stellte jeden vor.

Mit offenem Mund sah Jeongin zu mir rüber, bis er sagte: ,,Ähm, ich muss noch die Katze füttern!" und in den Hinterraum des Cafes rannte. ,,Wir haben doch gar keine Katze, Jeonginnie!" rief Felix ihm verwirrt hinterher.

Doch diesmal ließ ich das nicht so leicht über mich ergehen und lief ihm schnell hinterher. Der kleine war im Vergleich zu mir echt nicht schnell, sodass ich ihn schon bald am Handgelenk packte und zu mir ziehen konnte. Jedoch hörte der kleine einfach nicht auf sich zu wehren, als sein Rücken an meine Brust gepresst war, damit er nicht abhauen konnte.

Also hatte ich meinen einen Arm um seine schmale Taille gelegt und die andere Hand legte ich auf seinen Mund, als er losschreien wollte. ,,Wow, kleiner, ganz ruhig." startete ich einen Beruhigungsversuch. Als er Anfangen wollt mich zu treten, entwich mir ein Kichern, wodurch er sich witzigerweise sogar etwas beruhigte. ,,Hörst du wohl auf mich zu treten und beruhigst dich bitte? Ich möchte dir nichts tun!" versicherte ich ihm.

Erst als Jeongin aufgehört hatte rumzuzappeln, traute ich mich, meinen Griff um seine Taille zu lockern und meine Hand vorsichtig von seinem Mund zu nehmen. Realtiv flink entwich er meinem Griff und presste sich an die Wand vor uns. ,,Das war ne halbe Vergewaltigung!" warf er mir mit großen Augen vor.

Ich fing an zu lachen. ,,Was? Wo fängt denn für dich eine Vergewaltigung an?" Fragte ich ihn glucksend. ,,Genau da!" gab er mit roten Wangen und schon deutlich weniger Selbstbewusstsein zu. Als ich das Szenario nochmal in meinem Kopf abspielte, fiehl mir auf, dass das für Außenstehende wirklich ein wenig verstörend ausgesehen haben muss.

,,Keine Angst, ich hab nicht vor dir irgendwas anzutun." versicherte ich ihm. Aber statt das er mir glaubt, bildete sich nurnoch mehr Misstrauen in seinen Augen. ,,Okay, was hab ich dir getan?" fragte ich ihn grade herraus. ,,Das ich dich umgerannt habe kann es nicht wirklich schon gewesen sein!"

Jeongin ließ den Kopf sinken. ,,Ich will nicht darüber reden!" Murmelte er. Ich seufzte leise. ,,Könntest du bitte aufhören immer vor mir wegzulaufen. Das fühlt sich...scheiße an." gab ich offen zu. Jeongin sah jedoch nicht auf, weshalb ich langsam anfing zu nicken.

,,Na, komm, ich bring dich zurück zu Felix und deiner Mom." sagte ich, da ich wusste, dass dieses Gespräch uns nicht weiter bringen würde, und schob ihn aus der Vorratskammer raus.

Allerdings waren meine Freunde längst nicht mehr allein.

Our Side~Stray KidsWhere stories live. Discover now