Kapitel 10

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Chan Pov:

Mit einem Lächeln auf den Lippen lief ich durch den Wald, auf dem Weg Nachhause. Im Gegensatz zu Changbin oder manch anderen, machte es mir herzlich wenig aus im Regen durch die Gegend zu laufen. Ich empand es sogar oftmals als sehr entspannend.

Besonders hier im Wald entstanden immer die schönste Geräusche, wenn die Regentropfen auf die Blätter fiehlen. Jedoch wurde dieses Geräusch plötzlich durch ein weiteres unterbrochen. Mehrere schnelle Schritte, welche über den Waldboden liefen.

Verwundert blieb ich stehen. Die Schritte kamen immer näher in meine Richtung und nun konnte ich auch ein paar Schreie von mehreren Personen hören.

Schnell versteckte ich mich leicht hinter einem Baum und schaute an ihm vorbei, um zu sehen was mich da erwarten würde.

Aus der Ferne konnte ich eine Gestalt relativ schnell in meine Richtung rennen sehen. Sie hatte dunkelrote Haare und schon nach kürzester Zeit, konnte ich diese Person zu meinem Erschrecken als Seungmin identifizieren, welcher mit roten Haaren überraschend gut aussah.

Die Schritte und Schreie hinter ihm wurden immer lauter und nun konnte ich sie auch klarer verstehen: ,,Elende Hexe!" schrien sie.

Mit geweiteten Augen sah ich Seungmin dabei zu, wie er um sein Leben rannte. Ich wusste nicht wieso, aber in meinem Gehirn entstand eine Kurzschlussreaktion, gemischt mit einem unglaublich starken Drang den kleinen schützen zu wollen.

Als er an mir vorbei rannte, erwischte ich grade noch so sein Handgelenk und zog ihn an meine Brust. Damit er wegen des Schocks nicht losschrie, hielt ich ihm schnell meine Hand vor den Mund und presste uns dicht an den Baum.

Die Menschen, welche alle möglichen Arten von Waffen in den Händen hielte, rannten gradewegs an uns vorbei, tiefer in den Wald rein. Zu meinem Glück blieb Seungmin in meinen Armen so lange still, bis sie außer Sichtweite waren.

Doch dann wandte er sich mit all seiner Kraft aus meinem Griff und funkelte mich böse an. Abwehrend hob ich die Hände. ,,Ein ganz schön böser Blick für jemanden dem grade das Leben gerettet wurde." grinste ich schief.

,,Was heißt hier Leben gerettet? Ich hätte das auch ganz gut alleine hinbekommen!" erwiderte er mir schnippisch. ,,Ouh, rieche ich da angekratzten Stolz?"

,,Chan, ich schwöre dir..." kam er auf mich zu und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. Doch ich unterbrach ihn, indem ich seine kleinen niedlichen Hände mit meinen festhielt und lächelnd sagte: ,,Ein einfaches Dankeschön reicht und ich erzähle das hier niemandem!"

Schnaubend wandte Seungmin seinen Blick ab, ehe er leise etwas murmelte. ,,Wie bitte?" fragte ich ihn grinsend. Angepisst sah er zu mir auf. ,,Dankeschön!" ,,Für was?" ,,Übertreib es nicht, Chan!"

Lachend ließ ich seine Hände los. ,,Na komm, erzähl dem guten alten Chris weshalb die Leute dich umbringen wollten." ,,Alt? Du bist doch höchstens siebzehn!" Ich hob amüsiert eine Augenbraue. ,,Neunzehn, aber ich seh das mal als Kompliment."

Mit großen Augen sah der niedliche Junge mich an. ,,Du bist drei ganze Jahre älter als ich?" fragte er mich geschockt. Ich nickte grinsend. ,,Jetzt erzähl aber mal." forderte ich ihn auf und nahm ihm seine Brille mit den runden Gläsern von der Nase, welche ihn noch ungefähr tausend mal niedlicher machte, um sie von Regentropfen zu befreien.

Seungmin seufzte leise. ,,Du würdest das nicht verstehen." sagte er und ließ zu, dass ich ihm seine Brille wieder aufsetzte. ,,Hm, lass mich raten. Du bist eine Hexe und hast irgendwas getan was die Menschen nicht so gerne sehen!"

Mit offenem Mund sah er mich an. ,,Wie kannst du das so einfach sagen?" ,,Was?" ,,Das ich eine Hexe bin?" fragte er mich ungläubig. ,,Stört dich das denn überhaupt nicht?" Ich schnaubte belustigt auf. ,,Ich bin enttäuscht, dass du denkst, dass ich so oberflächlich wäre!"

Seungmin sah mich kurz nachdenklich an, ehe er den Kopf schüttelte. ,,Naja, ist ja auch egal. Aber, ja. Ich bin eine Hexe. Aber das was ich getan habe, war in keinster Weise schlimm!" verschränkte er beleidigt die Arme.

,,Wenn du mir sagen könntest was es war, könnte ich vielleicht auch mitreden." antwortete ich ihm und lehnte mich an den Baum.

Der rothaarige seufzte leise auf, ehe er wieder begann zu sprechen: ,,Ein Kind wurde fast von einem Auto überfahren, aber ich hatte es schnell zur Seite gezaubert. Ende der Geschichte!" Verwirrt runzelte ich die Stirn. ,,Warte, das wars?"

,,Jep, das wars!" ,,Und deswegen wollen sie deinen Tod? Weil du einem Kind das Leben gerettet hast?" wiederholte ich seine Worte ungläubig. ,,So funktioniert die Welt nunmal. Du rettest ein Leben und alles was sie sehen ist ein Monster. Die Menschen sehen das was sie wollen, Chan. Naja, die meisten jedenfalls." sagte er und schaute mich zum Ende hin kurz an.

Enttäuscht schnalzte ich mit der Zunge. ,,Gott, wie kann man nur so unmöglich sein? Ich meine, du hast etwas gutes getan! Wie können sie sich denn dann bitte so sehr darauf versteifen, dass du eine Gefahr darstellen könntest?"

,,Reg dich nicht darüber auf. Mit solch einer Art von Vorurteilen hab ich schon mein ganzes Leben zu kämpfen und das wird sich auch nicht ändern. Erst recht nicht dann wenn man sich darüber ärgert. Das verschwendet nur unnötig Lebenszeit." riet mir der kleine.

Ich sah seufzend an ihm hinab. Seine Kleidung triefte nur so vor Nässe und auch seine Haare hingen ihm strähnig im Gesicht. Auf seiner Brille hatten sich längst wieder ein paar Regentropfen breit gemacht und auch sonst sah er aus, wie ein kleiner, ausgesetzter Welpe.

,,Na, komm. Wir sollten hier nicht rumstehen und warten bis sie zurück kommen. Du kannst erstmal mit zu mir." sagte ich und legte eine Hand auf seinen Rücken um ihn in die richtige Richtung zu schieben.

,,Und was ist wenn ich überhaupt nicht mit zu dir und deinen chaotischen Mitbewohnern will?" fragte er mich rebellierend, ließ sich aber währenddessen von mir weiterschieben.

,,Dann tut es mir Leid dir sagen zu müssen, dass du rein gar keine Wahl hast, kleiner!"

Our Side~Stray KidsWhere stories live. Discover now