Kapitel 20

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Minho Pov:


Es war kalt.

Unglaublich kalt.

Dies war das erste, dass ich wahrnahm, als meine Sinne wieder an Leben gewannen. Ich spürte, wie ich auf etwas nassem, matschigen lag, triefend vor kälte.

Ich öffnete ruckartig meine Augen, als ich realisierte, dass ich in solch einer Situation im Moment gar nicht stecken dürfte.

Ich bemerkte recht schnell, dass ich hier wirklich nicht sein sollte, als ich den modrigen Geruch wahrnahm und über mir dunkle Bäume hervorragten. Zwischen den Blättern der Bäume sollte man eigentlich den Himmel sehen, doch ich sah nur schwarz.

Ich stützte mich mit einer Hand in dem matschigen Moos ab, woraufhin ich angeekelt das versicht verzog, ehe ich mich aufrappelte. Leicht versunk ich in den matschig-weichen Boden unter mir.

,,Na super, die sind weiß!" Beschwerte ich mich über die Farbe meiner Schuhe, welche nun mehr braun waren, als alles andere.

Ich sah mich ein wenig um, nur um weitere Bäume vorzufinden und Nebel, welcher direkt über dem Boden zu sein schien. ,,Yey, Natur..." Freute ich mich leise und hob gespielt triumphierend meine Hand.

Ich drehte mich weiterhin um mich selbst, jedoch um nurnoch mehr Wald vorzufinden, sonst nichts anderes. ,,Jup, cooler Traum. Aber kann ich jetzt wieder aufwachen?" Fragte ich und schaute nach oben. Worauf ich hoffte, wusste ich nicht ganz genau, aber ich wusste auch, dass ich normalerweise mit meinem dämlichen Humor aus fast jeder Situation rausfinden konnte...manchesmal.

Seufzend blieb ich stehen und versuchte so still wie möglich zu sein und mich nicht zu bewegen, um vielleicht etwas anderes, außer meinen Atem zu hören.

Doch das Resultat war nicht ganz erwartet. Statt etwas zu hören, sah ich nämlich etwas.

Eine blasse Gestalt, welche sich langsam schwebend ihren Weg von rechts nach links machte. Ich schien sie überhaupt nicht zu stören, doch mir reichte schon die bloße Anwesenheit, um dafür zu sorgen, dass es mir kalt den Rücken hinunter lief.

Nun nahm ich auch dieses Gefühl war. Das Gefühl fehl am Platz zu sein. Viel zu lebendig für diesen Ort zu sein.

Ich stolperte etwas zurück, als ich eine zweite Gestalt wahrnahm, welche hinter mir hervorkam und einfach gerade weiter lief, sich ebenfalls nicht an mir störte. Die Füße des Wesens waren purer Nebel, schienen sich mit jeder Sekunde neu zu formen.

Eine dritte Gestalt lief mit kalten, leeren Augen auf mich zu, einfach durch mich hindurch, was mir überall eine Gänsehaut verschaffte und eine unglaubliche kälte in mir auslöste. Ich konnte buchstäblich fühlen, wie meine Fingerspitzen leicht einfrohren und darum bettelten wieder aufgetaut zu werden.

Ich konnte beobachten, wie sich immer mehr Geister bildeten, je stiller ich stehen blieb. Doch mich bewegen, konnte ich auch nicht. Ich schien wirklich wie eingefrohren.

Meine Augen weiten sich, als sich ein seltsames Gefühl in mir breit machte. Noch merkwürdiger, als die vorherigen. Es war verwirrend. Ich wusste nicht, ob es ein Gefühl der Sicherheit war, oder ein Gefühl der blanken Angst.

Ich sah mit an, wie sich vor meinen Augen der Nebel neu formte.

Und zwar zu einer anderen Gestalt.

Größer als die Anderen.

Die Aura schien ganz anders und ließ mich unruhig werden. Die Gestalt schimmerte in einem leichten Lavendelfarbton, schien aber ansonsten lediglich wie eine Illusion.

Die Gestalt sah mich offenbar an, da sie nun ihren Kopf schief legte, sonst aber keinen Muskel bewegte.

Ich tat es dem Geist nach. Vielleicht sieht er mich nicht, wenn ich ganz still bleibe? Ein jämmerlicher Gedanke.

Der Geist begann sich urplötzlich zu bewegen und schien langsam, sehr langsam auf mich zuzuschweben. Irgendwo in der Nähe, hörte ich einen Raben krähen.

Aus Angst fingen meine Knochen wieder an sich zu bewegen und stolperten Rückwärts. Auf Grund meine schnellen Bewegung, verschwanden die meisten Geister wieder aus meiner Sicht, aber der Größere von ihnen blieb, stockte kurz, und bewegte sich dann wieder weiterhin auf mich zu.

Ich presste mich an den kalten, schleimigen Baum hinter mir und starrte den Geist vor mir panisch an.

Als ich keinen klaren Ausweg mehr wusste, handelte ich aus Reflex und hob meine Hände gegen ihn. In meinen Handflächen bildete sich nun eine Art Licht-Nebel-Mischung, welche eine dunkelviolette Farbe besaß.

Ich richtete meine Hände gegen den Geist, welcher nun zurückwich und kurz auf meine Hände zu starren schien, ehe er sich wieder in Nebel auflöste.

Schwer atmend ließ ich meine Hände vorsichtig wieder sinken und das Licht in ihnen erlosch. Ich spürte, wie meine Augenlider wieder anfingen schwer zu werden.

Verwirrt presste ich meine Hand gegen meine Stirn und lehnte mich leicht nach vorne, woraufhin die Schleimschicht des Baumes mit einem quitschigem Geräusch von mir abließ.

Ich versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen und schüttelte diesen ein wenig. Ich presste meine Augen aufeinander und als ich diese wieder öffnete, befanden sich zwei schwarze Raben vor meinen Augen.

Irritiert starrte ich auf diese hinab, während sie mich mit klugen Augen zu mustern schienen. Kurz tauschten die beiden Raben einen Blick aus, ehe sie mit einem Krächzen davonrauschten und ihre schwarzen Flügel dabei weit ausbreiteten.

Ich hielt mir meinen Kopf erneut, als der Schmerz der Verwirrung zurückkam, ehe er mich zu Boden fallen ließ und ich zum wiederholten male nur schwarz sah.

Richtig aufwachen tat ich erst, als ich fühlte, wie warme, lange Finger zärtlich durch meine Haare strichen. Die Wärme, welche von der Person auszugehen schien, war ein angenehmer Kontrast zu meinem frierenden Körper, welche wie von einer Eisschicht überzogen zu sein schien.

,,Ist er noch immer nicht aufgewacht?" Spürte ich plötzlich die Präsenz einer anderen Seele in dem Raum, in welchem wir offenbar waren.

,,Nein..." Hörte ich die sanfte Stimme von Jisung, welche ein seltsam warmes Gefühl in meinem Bauch auslöste. Er war scheinbar derjenige, der mir durch die Haare strich und das hieß, dass er ebenfalls derjenige war, auf dessen Schoß mein Kopf ruhte.

,,Er ist eisig kalt, Jisung!" Erkannte ich nun auch die Stimme von Nuri. ,,Er hatte einen Albtraum und wurde immer kälter. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also hab ich ein paar Decken über ihn gelegt." Hörte ich den blonden sagen. Hörte ich da Besorgnis aus seiner Stimme?

,,Wie viele Decken genau hast du über ihn gelegt?" Fragte Nuri ihn kichernd. Nun spürte ich auch das Gewicht, welches über mir lag.

,,Vielleicht so 7?" Hörte ich die beschämte Antwort von Jisung. Wie kann man nur so süß sein?

,,Ist okay." Lachte Nuri den kleineren leise aus. ,,Sag mir bescheid, wenn er wach ist, ja?" Ich vermute, dass Jisung ihr als Antwort zugenickt hatte, da sie keine Minute darauf auch schon wieder aus dem Raum zu verschwinden schien.

Jisung ließ sich von seiner vorherigen Tätigkeit nicht abbringen und strich weiterhin sanft durch meine Haare. Ab und zu drehte er ein paar Strähnen mit seinem Finger, um diese dann wieder vorsichtig auf meinen Kopf zurückfallen zu lassen, oder strich mir ein paar Haarsträhnen behutsam von der Stirn. Mit viel Mühe unterdrückte ich ein zufriedenes Seufzen.

Ich wäre fast wieder eingeschlummert, doch das laute Geräusch eines hupenden Autos von draußen schreckte uns beide aus der soften Atmosphäre.

Ich öffnete meine Augen, nur um genau in Jisungs geweitete (unglaublich hübsche) braune Augen zu sehen. Einige Sekunden starrten wir uns einfach nur an, ehe er ruckartig aufstand, wodurch mein Kopf auf die harte Bank unter uns fiel.

,,Ich sag Nuri bescheid, dass du wach bist." Ratterte Jisung schnell hinunter, bevor er zügig, mit roten Wangen, den Raum verließ.

Ich sah ihm hinterher, während ich meinen schmerzenden Hinterkopf rieb, was jedoch das Lächeln, welches sich auf meinen Lippen ausbreitete, nicht stoppte.

Our Side~Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt