Unbekannt

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(Kapitel bearbeitet und verbessert)

Ich wachte in einem von Dunkelheit überzogenen Raum auf. Kein Licht, ja, nicht mal ein klitzekleiner Strahl war zu sehen. Ich wusste nicht wo ich war und mein Kopf fühlte sich an, als würde durchgehend irgend etwas in ihm explodieren. Immer und immer wieder. Über meiner Welt lag ein schleier und ich vernahm dumpfe Geräusche um mich herum. Zumindest glaubte ich das. Was ist bloß los? Wo bin ich? Warum ist es dunkel? Diese Fragen schwirrten in meinem Kopf herum, doch ich fand keinerlei Antworten darauf. 

Als sich mein Kopf etwas beruhigt hatte und mir nicht mehr so schwindelig war, entschloss ich mich dazu einmal mutig zu sein. Ich tastete meine  Umgebung  vorsichtig ab. Ich versuchte aufzustehen, doch mein Kopf knallte gegen eine Stahldecke. Zumindest hielt ich es dafür. Sofort schoss mir wieder der Schmerz durch meinen Kopf und ich hielt ihn fest, als würde er gleich ab fallen. Doch ich gab nicht auf und machte weiter. Als ich mich nach vorne tastete, umklammerten meine Hände kalte, stählerne Gitterstäbe. Und dann fiel mir alles wieder ein. Mir wurde etwas verabreicht, weil ich zu viel wusste und der Arzt Angst hatte, dass ich das der Regierung oder was weiß ich wem etwas erzählen könnte. Ich hatte das Bild für eine Sekunde ganz klar vor meinen Augen, ehe es wieder verschwand und ich in die Wirklichkeit zurück kehrte. 

Oh nein. Was, wenn mich jemand hier missbrauchen wird? Oder vergewaltigen? Was wenn überhaupt nichts passieren wird und ich hier verhungern werde? Ich wurde panisch. Doch, in diesem Moment öffnete sich quietschend eine Tür, die meine Ohren nur dumpf wahr nahmen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass da eine Tür war und fuhr erschrocken zusammen. Das plötzliche Licht blendete mich und ich musste ein paar mal blinzeln um mich daran zu gewöhnen. Ich wünschte jedoch, ich hätte mich niemals daran gewöhnt. Ich saß in einer Zelle. In einer winzig kleinen, wohlgemerkt. Doch das war nicht mal das schlimmste. Über mir, neben mir, vor mir, hinter mir und sogar unter mir waren weitere Zellen gestapelt und alle diese Zellen waren voll mit Monstern. Oder nein, keine Monster. Kinder. Es waren deformierte Kinder. Das eine Kind hatte keine Haare und Augen, die komplett leblos wirkten. Ich wusste nur dass sie lebte, weil sie oder es sich bewegte.  Das Kind in der Zelle vor mir hatte keine Beine und stand auf seinen Armen. Es hatte rote Augen und keine Zähne. Und das Kind in der Zelle neben mir versuchte, mich zu packen und was weiß ich was mit ihren scharfen Krallen und messerscharfen Zähnen anzustellen. Ich stieß einen erstickten, panischen Schrei aus. Ich schüttelte an den Gitterstäben und trat danach. Mir wurde so schlecht, dass ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Nach kurzer Zeit kamen zwei Männer herein. Gekleidet in weiß, mit Mundschutz und weißen Handschuhen.

Und ich flehte sie unter Tränen an: "Bitte! Lasst mich hier heraus! Was ist hier los? Erklärt es mir! Ich bin nicht so wie die! Ich bin kein Monster!"

Doch sie starrten mich nur angewidert an, warfen einigen "Kindern" Brot zu und verschwanden dann auch schon wieder. Mit ihrem Verschwinden, kehrte die Dunkelheit zurück. Das kann nicht real sein. Das ist alles nur ein einziger Albtraum. Ein einziger schrecklicher Albtraum! Ihre angewiderten Gesichter blieben mir noch länger in Erinnerung. Noch nie hatte mich jemand so angesehen. So als wäre ich ein hässliches Insekt, das es nicht verdient hatte zu leben.

Ich versuchte mich zu beruhigen. Ich redete mir ein ein kluger, denkender Mensch zu sein. Ich beschloss, mich erst einmal um zusehen. Und tatsächlich wurde ich fündig. In einer Ecke sah ich ein rotes, kleines Licht blinken. Erst dachte ich, das wären Augen und zuckte zurück. Doch nach einer weile bemerkte ich, dass das das Licht einer Überwachungskamera war. Ich wurde also beobachtet.

Aber mehr gab es nicht zu sehen. Meine Augen konnten sich auch nicht an diese komplette Finsternis gewöhnen. Alles was mir blieb waren meine Ohren, die die verschiedensten Geräusche wahr nahmen, die diese Dinger von sich gaben. Ich vernahm Rülpsen, ein zwitschern, ein immer lauter und dann leiser werdenden Gemurmel und am aller schlimmsten, ich hörte klägliches Weinen und Jammern. Ich wartete ab. Was mir allerdings schwer fiel, denn ich verspürte den Drang, eine Toilette zu benutzen. Das war wohl schwer möglich, da ich in einer Zelle saß, in einem dunklen Raum, vollen kleiner Monster. Und ich meinte damit wirkliche Monster. Aber der drang war so stark. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Und mit jeder schwindenden Minute wurde er stärker. Als ich mich damit abfand, dass niemand mehr kommen würde, setzte ich mich in eine Ecke. Und dort erledigte ich mein Geschäft. Ich fühlte mich wie ein Tier. Wie ein Hund in einem Käfig, oder einer Ratte in einer Falle. Ich Roch entsetzlich und ich wollte schon gar nicht wissen, wie ich aussah. Ich ekelte mich vor mir selber. 

Nach all diesen Ereignissen wurde ich müde. Sogar sehr. Ich beachtete die Kinder um mich herum nicht mehr und legte mich in einer saubere Ecke meiner Zelle. Und nach kürzester Zeit schlief ich tief und fest ein. 

Ich träumte von meinen Eltern, meiner Schwester und der Zeit, als wir alle noch glücklich zusammen waren. Ich hatte Erinnerungen, die in meinen Träumen vorkamen. In meinem Traum lachten wir und spielten. Wir waren nicht einmal traurig. Es war wundervoll. Doch dieser Traum wurde jämmerlich zerstört als sich eine Tür öffnete und der dunkle Raum in dem ich mich befand, abermals mit Licht durchflutet wurde.

Hinein kamen nun wieder die zwei Männer, doch hinter ihnen ging eine Frau. Sie ging Zielgerichtet auf meine Zelle zu, öffnete sie, packte mich am Arm und zerrte mich heraus. Ich, die gerade aus ihren Träumen gerissen wurde, bemerkte davon fast gar nichts. Ich war wie auf Drogen, sagen wir mal. Die Frau legte mir Handschellen an und zog mich hinter sich her. Wir gingen einen weißen, kahlen Korridor entlang und durch eine weiße Tür die wiederum zu einem anderen Korridor führte. Alles in einem war es ziemlich verwirrend. Doch dann kamen wir an eine graue Tür, die stark gesichert Aussah. Als ich hindurch ging, befand ich mich in einem spärlich dekorierten Raum. Und mitten in diesem Raum befand sich eine Person, der ich am liebsten auf der Stelle die Augen ausgekratzt hätte. 

Die krank lächelnde Rezeptionistin.

Experiment L1v3Where stories live. Discover now