Der 1. Versuch

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Kapitel verbessert und bearbeitet

Ich öffnete meine Augen und befand mich in einem Raum voller Spiegel. Besser gesagt, ich war in einem Spiegellabyrinth. Alles war verschwommen und alles war unwirklich. Ich erinnerte mich plötzlich daran, was mir meine Mutter mal erzählt hatte. Sie sagte: "In einem Traum sehen wir Wunschvorstellungen, unerfüllte Dinge die wir wollen und Dinge die uns unglücklich machen. In Träumen wird nicht gelogen, sondern nur die Wahrheit gesagt. Die meisten Menschen allerdings wollen es nicht wahrhaben und nehmen die Träume nicht als kleine Hilfestellungen an. In Träumen können wir Erinnerungen erneut leben und wir können Dinge sehen, die vielleicht noch gar nicht passiert sind da sie erst geschehen werden. Das reich der Träume ist das wunderschönste was es gibt und du darfst es dir niemals wegnehmen lassen." 

Aber ich war nie ihrer Meinung gewesen. Ich träumte ja meistens sowieso nur unverständlichen Blödsinn der keinen Sinn ergab. Ich betrachtete meine Erscheinung im Spiegel und fuhr mir durch meine langen Haare, als ich mitten in der Bewegung stehen blieb. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich sah, dass ich durch meine Haare fuhr, doch spürte nichts an meinen Fingern. Als mein Blick zu meinem Gesicht wanderte, sah mir ein verzerrtes Wesen entgegen. Wie konnte dies sein? Träumte ich etwa? Ich wusste ja, dass man in Träumen seine Finger nicht richtig zählen kann und sein Gesicht nicht so vorhanden ist wie es eigentlich ist. Ich blickte auf meine Finger hinunter und versuchte angestrengt einen nach dem anderen zu zählen, doch die Zahlen in meinem Kopf kamen durcheinander und die Finger an meinen Händen verdoppelten sich teilweise. Kontrollierte ich etwa meinen eigenen Traum? Wie konnte das sein?

Plötzlich und aus dem nichts stand Three neben mir und lächelte mich an. Vorsichtig erwiderte ich sein Lächeln um freundlich zu sein, bis hinter ihm Leute erschienen. Viele Menschen in weißen Kitteln, Atemschutzmasken, Spritzen und Skalpellen  kamen auf  uns zu und sprachen in einem monotonen Chor: "Kooperiere oder er stirbt." Sie sagten es immer und immer wieder. Ich hörte ihre Stimmen in meinem Kopf und überall herum schwirren und versuchte mir die Ohren zu zu halten. Tränen traten mir an die Augen und ich sah hilflos zu Three, der meinen Blick traurig erwiderte. Ich wimmerte, dass ich ihnen niemals helfen würde und dass sie mich in Ruhe lassen sollten. Und Three starb vor meinen Augen. Ich beobachtet, wie sein starker Körper zu Boden sank, als sie ihm die Kehle durch schnitten. Ich sah, wie er an seinem eigenen Blut erstickte und verzweifelt seine Hand nach meiner ausstreckte, bis diese erschlaffte. 

Und dann standen diese Monster in weiß vor mir. Nein. Dann stand SIE vor mir. Die Rezeptionistin, die mich mit einem munteren Lächeln anlächelte. Mit einem Lächeln, das einfach nicht ihre Augen erreichen wollte. Sie sagte in einer kalten, höhnischen Stimme: "Du hättest es verhindern können. Er könnte noch leben. Es ist deine Schuld. Du allein bist von keinem Nutzen für unsere Organisation. Gute Nacht, mein Engel."

Ich schrie auf, zitterte, schwitzte und hustete. Eine Gänsehaut hatte sich auf meinem ganzen Körper ausgebreitet und ich versuchte durch rubbeln wieder an Wärme zu gewinnen. Mir war so eiskalt und ich war wie gelähmt. Das Bild von Three wie er auf den Boden fiel und die Rezeptionistin die kaltherzig lächelte, schwirrten vor meinen Augen herum. Ich wusste nicht wie lange ich in meiner verkrampften Lage gesessen hatte, bis ich wieder ein Gefühl in meine Arme und Beine bekam. Ich hatte mich so alleine und verlassen gefühlt. Ich denke in diesem Traum hatten sich alle meine Gefühle auf eine verschlüsselte Art und Weise wiedergespiegelt. Auf eine kranke Art und Weise. Ein weiterer Schauer lief mir über den Rücken. 

Nach einer Zeit fing ich wieder an zu hören und bemerkte, dass mir jemand beruhigende Worte ins Ohr flüsterte und mich fest an sich hielt. Ich drehte schwach meinen Kopf ein bisschen. Three. Sein Kinn lag auf meiner Schulter. Ich atmete langsam ein und aus. Versuchte, mich zu beruhigen. Unsere Blicke trafen sich und hielten einander fest. Seine schwarzen Augen schienen so unergründlich zu sein, jedoch so viel Wärme zu enthalten. 

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