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Als ich am Morgen aufgewacht war, war die andere Betthälfte leer gewesen. Das Laken war kalt und ich hatte keine Ahnung wie lang Arden zu diesem Zeitpunkt schon gegangen war. Ich hatte mich wortlos angezogen, den Dolch umgeschnallt und mich dann nach unten in den Schankraum begeben, wo ich Arden und Kale gefunden hatte.

Die beiden saßen still an einem der Tische und löffelten irgendeinen Frühstücksbrei. Ich ließ mich neben die beiden auf den freien Stuhl sinken und zog die für mich bestimmte Schale zu mir, um ebenfalls stumm zu essen.

Ich wusste nicht, ob es an mir lag, dass die Luft vor Anspannung zu flimmern schien, aber weder Kale noch Arden sprachen ein Wort. Vielleicht unterheilten sie sich aber auch über die Gedankenverbindung, sodass ich nicht mitbekam, worüber sie redeten, aber ich hatte das Gefühl, dass die Spannung förmlich greifbar war.

Direkt nach dem Frühstück brachen wir auf.

Wir ritten einige Stunden schweigend durch den schneeverhangegene Wald. Niemand sagte ein Wort und ich bekam mehr und mehr den Verdacht, dass es vielleicht nicht nur an mir lag, dass Kale und Arden stoisch schwiegen, so, wie die beiden ihren eigenen Gedanken hinterherhingen. Ich fragte mich insgeheim, ob Arden auch an den gestrigen Abend dachte. Daran, wie die Spannung zwischen uns geflimmert hatte. Wie er mich berührt hatte.

Jetzt war er das genau Gegenteil. Er schien es beinah zu meiden mich unnötig zu berühren, hatte sich deutlich unbequemer hingesetzt und schien weniger entspannt als noch den Tag zuvor. Beinah hätte ich fragen wollen warum. Aber ich wusste, dass es wegen mir war. Weil ich ihn am Vorabend zurückgewiesen hatte.

Ich hätte mich ihm beinah hingegeben. Beinah alle Zweifel über Bord geworfen und mich von ihm berühren lassen.

Doch der Gedanke daran mich damit unwideruflich an ihn zu binden, hatte mich zurück gehalten. Ich wollte das Band nicht vervollständigen, nicht, solange all die Unklarheiten im Raum standen. Solange ich nicht wusste, ob er wirklich die Wahrheit darüber sagte, dass meine Schwester am Leben war. Ich konnte mich nicht für ihn entscheiden. Würde es vielleicht auch nie können.

Und ich würde mich nicht von der Mondgöttin zwingen lassen. Auch wenn ich das Band an sich kaum spürte, die Anziehung nahm zu. Die Spannung die zwischen uns aufflackerte, wenn wir uns näher kamen. Oder auch nur anschauten. Ich wusste, dass die Hitze kommen würde. Sie tat es immer und würde es auch bei Arden und mir tun. Aber ich hoffte, bis dahin eine Lösung gefunden zu haben. Wie auch immer diese aussah. Vielleicht wäre es tatsächlich das Beste ihn einfach abzulehnen. Wir würden immerhin ohne einander leben können.

Das Sirren eines Pfeiles zerschnitt die Luft und versetzte meinen Körper in Alarmbereitschaft. Ein weiterer folgte. Im nächsten Moment hatte ich meine Schatten unaufällig gesammelt. Ich war bis auf den Dolch den Arden mir am Abend zurückgegeben hatte nicht besonders gut aufgestellt.

Einen Herzschlag später schoben sich dunkel gekleidete Gestalten in Kampfkleidung zwischen den Bäumen hervor in mein Blickfeld.

Verdammt.

"Ist es ein Hinterhalt oder sind es Räuber?", fragte ich Arden kaum hörbar.

Ich spürte die Bewegung hinter mir. Als wäre er einen Moment abwesend gewesen und erst durch meine Frage wieder im Hier und Jetzt. Hatte er so in Gedanken gehangen, dass er weder die Pfeile, die uns zwar verfehlt hatten, noch die Angreifer gesehen hatte?

Einige Augenblicke vergingen in denen er die Situation erfasste, sich vielleicht auch mit Kale absprach, bevor er antwortete.

"Keine Räuber", presste er hervor. Verdammt. Dann waren es entweder Rebellen oder die Männer des Königs.

Fated GamesWhere stories live. Discover now