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Arden blieb bei seinem Wort. Am nächsten Morgen führte er mich gleich nach dem Frühstück in einen Raum im unteren Teil des Schlosses, der mit Matten ausgelegt, aber sonst weitesgehend leer war.

"Wir haben auch weitere Trainingsräume, aber für den Anfang sollten wir deine Schatten allein trainieren, bevor wir weitere Waffen mit einsetzen", sagte Arden, während ich mich noch in dem Raum umsah.

Das Steingewölbe wurde von Säulen gehalten, die von dicken Stoffbahnen umhüllt und über den ganzen Raum verteilt waren.

Ich studierte den Raum eingehend, während Arden neben mir stand, die Hände in den Taschen der dunklen Stoffhose vergraben, für die er sich entschieden hatte. Ich hatte mich für eine dunkelblaue Stoffhose mit passender Tunika entschieden, in der ich genügend Bewegungsfreiheit hatte.

"Zeig mir, was du mit deinen Schatten anstellen kannst", verlangte Arden.

Ich zögerte. War mir nicht sicher, ob ich bereit dafür war. Aber das hier war Arden. Mein Seelengefährte. Meine Schatten waren ein Teil von ihm, waren eigentlich seine. Sie ihm zu zeigen müsste sich leicht und einfach anfühlen, tat es aber nicht. Es brauchte einiges an Überwindung, bis ich schließlich tief Luft holte und meine Schatten um mich zog, bevor ich sie dazu brachte mich einzuhüllen, sodass ich mit den Schatten des Raumes verschmelzen konnte.

Arden umrundete mich, bevor er anerkennend die Arme vor der muskulösen Brust verschänkte, die in der Tunika besonders gut zur Geltung kamen.

Im nächsten Moment zog er einen Dolch aus seinem Waffengürtel und ließ ihn auf mich zusaußen. Er zerfiel zu dunklen Schwaden aus Schatten, bevor er mich berühren konnte. So viel zu: ohne weitere Waffen.

Arden legte den Kopf schief, bevor er seine Schatten auf mich hetzte, die ich ebenfalls abzuwehren versuchte. Ich schaffte es, auch, wenn es mich deutlich mehr Kraft kostete.

Er zögerte einen Moment, bevor er seine Schatten zu Pfeilen formte, die mühelos durch die Wand aus Schatten glitten, die ich erschaffen hatte und nur wenige Militmeter vor meiner Haut innehielten. So nah, dass ich die Macht spürte, die von ihnen ausgingen und über meine Haut waberte wie dunkle Schwaden.

"Wie?", fragte ich, bevor Arden seine Schatten zurückzog und meine gleich mit. Panik drohte mir die Luft abzuschnüren als ich sah, wie meine Schatten sich mit seinen verbanden, wie sie sich um ihn zu sammeln begannen und ihn umströmten. Nicht mich. Ich fühlte mich entblöst. Nackt. Beinah so, als würde er mir die Luft zum Atmen nehmen.

"Arden", brachte ich hervor. Mein Atem ging flacher, meine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen.

Doch er starrte mich nur unverwandt an.

"Hol sie dir zurück", forderte er mich auf.

"Was? Wie?"

Er zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich gegen die Säule neben der er stand, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben.

Ich starrte ihn finster an, während mein Körper sich daran gewöhnte von meinen Schatten getrennt zu sein. Immerhin war mir nicht mehr schwindlig und ich schaffte es mich auf beiden Beinen zu halten.

"Ich weiß nicht wie", setzte ich ihm entgegen.

"Dann finde es heraus", sagte er ungerührt.

"Arden das ist nicht lustig."

"Es ist auch nicht lustig, wenn deine Feinde das im Kampf tun. Und glaub nicht, dass irgendwer darauf verzichten würde, deine Schatten im Kampf gegen dich einzusetzen. Also hol sie dir zurück."

Ich knurrte frustriert, bevor ich versuchte sie zurückzurufen. Was sonst mühelos funktionierte, hatte jetzt keinen Einfluss. Nicht eine einzelne armselige Schwade aus Dunkelheit löste sich aus den Schatten, die Arden um sich herum gesammelt hatte.

"Streng dich mehr an", sagte Arden nur trocken.

Ich biss mir auf die Unterlippe und verkniff mir einen bösen Kommentar in seine Richtung, während ich meine Schatten mit aller Macht zurüchzurufen versuchte. Ich hatte sogar versucht den Rest meine Schatten einzusetzen, mit dem Ergebnis, dass die Schatten die um Arden waberten angesteigen waren. Danach hatte ich keine weiteren Versuche gestartet, die dazu führen könnten noch mehr Schatten zu verlieren. Stattdessen hatte ich vergeblich versucht meine Schatten zurüchzurufen.

Nach einer Stunde verlor ich den Überblick darüber, was ich Arden alles an den Kopf werfen wollte. Dafür erlöste Arden mich.

"Du musst die Verbindung zu deinen Schatten stärken" sagte Arden nur, als meine Schatten zurück in mich strömten.

"Sie gehorchen dir, aber die Bindung zwischen euch sollte stärker sein. Sie zu verstecken hat der Bindung geschadet."

Ich presste die Zähne zusammen und versuchte meine Wut im Zaum zu halten.

"Und wie soll ich das anstellen?"

"Durch Übung. Schieb sie weg und hol sie dann zurück. Immer und immer wieder. Jeden Tag, bis es dich keine Anstrengung mehr kostet", antwortete Arden.

"Es hat mich bisher nie angestrengt meine Schatten zurückzuholen", entgegegnete ich.

"Weil du kein Risiko eingegangen bist. Du hast deine Schatten in deiner Nähe behalten, hast sie nicht gehen lassen." Er hatte Recht. Ich hatte meine Schatten fast immer eng bei mir gehalten. Hatte sie nur so eingesetzt, dass sie niemand sah. Immer nah genug bei mir, um sie rechtzeitig zurückzuziehen.

"Und jetzt? Was trainieren wir als nächstes?", fragte ich.

"Jetzt trainieren wir deine Abwehr. Du wirst nicht nur mit Waffen aus Metall angegriffen werden, sondern auch mit fremden Kräften. Mit Schatten, Feuer, Blitzen, Wasser oder Kräften, die du nicht sehen kannst. All das muss dein Schild abwehren können, also werden wir damit weitermachen."

Obwohl wir mehrere Stunden abwechselnd meine Abwehr und das zurückholen meiner Schatten trainierten, schaffte ich am Ende nichts. Weder einen der Pfeile aus Dunkelheit abzuwehren, noch meine Schatten zurückzuholen.

An diesem Abend ging ich erschöpft und frustriert ins Bett.

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Kommt gut ins neue Jahr. 🎊

Fated GamesWhere stories live. Discover now