|10|

2.6K 201 91
                                    

Ich wachte von einer Berührung an meiner Taille auf. Blinzelnd versuchte ich meine Augen zu öffnen, die sich erst noch an das Licht gewöhnen mussten.

"Arden?", fragte ich überrascht, als ich meinen Seelengefährten erkannte, der gerade dabei war Kleidung vom Boden aufzulesen. Er wirbelte herum. Als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich ihn sehen würde.

"Was machst du hier?", wollte ich wissen und richtete mich hastig auf.

"Du hattest einen Alptraum", erklärte er, die Stimme ein wenig kratzig. "Ich wollte dich nur beruhigen, weil du um dich geschlagen hast. Keine Sorge, ich habe dich nicht unsittlich angefasst. Eigentlich wollte ich gehen, aber ich bin wohl eingeschlafen."

Ich legte den Kopf schief. Ich erinnerte mich an den Traum. Er verfolgte mich schon die ganze letzte Woche. Fraß sich tiefer und tiefer. Das Bild von Xavian, ein Schwert im Bauch.

"Danke", sagte ich schließlich.

Arden schaute überrascht, sagte aber nichts, sondern nickte nur.

"Ich muss los, aber wir sehen uns", verabschiedete er sich nach einem weiteren Moment der Stille.

Wir sehen uns. Und aus irgendeinem Grund flatterte es in meiner Magengegend bei der Vorstellung.

Nessaja kam eine halbe Stunde später in mein Schlafzimmer. Ich hatte mich bereits durch die Schränke gewühlt und etwas angezogen, von dem ich hoffte, dass es in den Palast passte. Wir befanden uns in den Bergen von Velorar, wo es im tiefen Winter auch für Werwölfe kalt werden konnte, also hatte ich mich für eine dunkle lange Stoffhose und einen hellen Pullover aus weicher Wolle entschieden, den ich über die Tunika zog. Ich war gerade dabei meinen Dolch unter dem Pullover in ein Bandalier zu schieben, als Nessaja die Flügeltür aufstieß und mich freudig begrüßte.

Ich sah immer mehr von meiner Schwester in der jungen Frau, zu der sie geworden war. Und es erleichterte mich ungemein.

"Wie gut, dass du schon angezogen bist, ich wollte dich gerade zum Frühstück abholen", begrüßte sie mich und zog mich anschließend in eine Umarmung. Sie musste den Dolch spüren, sagte aber nichts.

"Das klingt gut", antwortete ich ehrlich. Ich brannte darauf Zeit mit meiner Schwester zu verbringen. Hatte ich gestern noch alles aufgeschoben, fühlte ich mich heute... befreiter. Irgendwie leichter. Vielleicht lag es daran, dass ich seit Wochen das erste Mal durchgeschlafen hatte. Davor hatten mich erst Gewissensbisse, dann Alpträume geplagt. Ich fragte mich unweigerlich, ob es vielleicht Ardens Anwesenheit gewesen war, die dafür gesorgt hatte, dass ich endlich wieder mehr als ein paar Stunden geschlafen hatte.

Nessaja brachte mich in einen lichtdurchfluteten Raum mit großen Fenstern und Vorhängen aus einem weißen fließenden Stoff, der die Wintersonne sanft in den Raum fallen ließ. Das Fenster gegenüber der Eingangstür führte auf eine Terasse, von der aus man einen atemberaubenden Blick auf die Berge hatte.

"Im Sommer essen wir auch gern draußen", erzählte meine Schwester, die meinem Blick gefolgt war. Wir. Wie in: "sie und ihre Seelengefährtin". Ihre neue Familie. Ich biss mir auf die Lippe, verbot mir diesen Gedanken. Vertrieb ihn so schnell wie er gekommen war.

Vittoria und Aaliyah saßen bereits an dem Tisch und unterhielten sich. Wobei es vielmehr Vittoria war, die Aaliyah etwas erzählte.

Erst als wir näher kamen fiel ihr Blick auf mich.

"Ruelle, wie schön dich zu sehen", begrüßte sie mich und erhob sich, um mich in eine Umarmung zu ziehen.

"Wo sind die anderen?", wollte Nessaja wissen.

Fated GamesWhere stories live. Discover now