Theorie und Praxis

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23. Theorie und Praxis

Nachdem mich meine Mutter mal wieder gewaltsam aus dem Schlaf geholt hat, steige ich ausnahmsweise mal morgens in die Dusche.

Der einzige Grund ist, dass wir Wochenende haben und heute logischerweise dann auch keine Schule ist.

Habt ihr den Fehler gefunden? Ja, ich verstehe auch nicht, warum meine Mutter mich dann schon um neun Uhr morgens wecken und unter die Dusche stecken muss.

Als ich aus dem Höllending raus bin, das mich immer wie eine ertrunkene Ratte ausehen lässt, tapse ich mit nur einem Handtuch um meinen Körper geschlungen in mein Zimmer.

Dort suche ich mir erst meine Unterwäsche raus und dann die Alltagsklamotten, wie ich sie auch in der Schule immer trage.

"Avery bist du mal endlich fertig?", ruft meine Mum, charmant wie immer, von unten.

Und ich weiß noch nicht einmal, wo es hin geht.

"Hab ich schon Geburtstag?", frage ich, während ich runter in die Küche laufe.

Ich verschlucke mich fast an meinen Worten, als ich sehe wer in der Küche sitzt. Sieht nicht so aus, als sei heute mein Geburtstag.

Oder gar Liam's, wenn man beachtet, was er für ein Gesicht zieht.

"Und ich dachte, du bist eines der Mädchen, die nicht so lange brauchen, sich fertig zu machen."

"Entschuldigung, wenn ich wegen dir aus meinen seeligen Schlaf gerissen werde.", motze ich zurück und widme mich der unangerührten Müslischüssel auf dem Tisch. "Danke Mum, sprich-"

Bevor ich meinen Satz mit 'Liam' vollenden kann, werde ich an der Hand gepackt und von meinem Essen weggezogen. Nur um es zu verdeutlichen, ich wurde gerade schon wieder gewaltsam gefoltert.

"Was soll das?", schnauze ich Liam an, der meine Hand in seiner hält.

"Hättest du schneller gemacht, dann könntest du jetzt auch noch etwas essen. Vielen Dank, Mrs. Mitchell.", sagt er wieder an meine Mum gerichtet.

"Ach, nenn mich doch Grace."

Einen Teufel wirst du tun, Liam. Das und mehr versuche ich ihm mit einem Blick zu verdeutlichen, während ich darauf achte, dass meine Hand nicht allzu sehr schwitzt.

"Warte!", rufe ich und Liam hält an, als er mich eigentlich raus schleifen will. "Ich, äh...will mich von meiner Mum v-verabschieden. Genau, geh schon vor."

Ich wedele mit meiner Hand, damit er weiß, dass ich es ernst meine. "Wenn du in zwei Minuten nicht draußen bist, kannst du dein Stipendium vergessen.", flüstert er, so dass nur ich es höre.

"Ja ja, geh Wesley."

Sobald die Tür ins Schloss fällt, drehe ich mich zu meiner Mutter um.

"Mum, kannst du mir das gerade mal erklären?", frage ich und ziehe die Augenbrauen zusammen.

"Ich denke, dass Liam dir am meisten weiter helfen kann. Gestern Abend, als du schon geschlafen hast, hat Mr. Wesley angerufen und wollte wissen ob du Zeit hast."

"Und du sagst nicht nein?", frage ich.

"Es ist mein Chef. Außerdem, was kann schon schlimmes dabei raus springen? Und Liam ist doch ein ganz netter Kerl."

"Ähm, erinnerst du dich noch an meine Nase? Meine Hand? Meine Lippe!", keuche ich.

"Und erinnerst du dich noch an die Sache mit dem Einbruch?" Sie zieht die Augenbraue hoch. "Egal was du sagst, ich denke, dass Liam doch ein Junge ist, der in Ordnung geht. Man muss halt auch beachten, bei was er groß geworden ist."

Mr. Right GuyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt