Kapitel 11

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  "Wie viele Personen wohnen hier?", frage ich Rosa mit großen Augen und kann nicht damit aufhören, mit ihnen über den zehn Meter langen, gedeckten Tisch zu wandern. Hamilton scheint eine große Familie zu haben...

"Momentan Sie, Mr. Hamilton und ich.", antwortet sie amüsiert und zieht den Stuhl für mich zurück, sodass ich mich setzen kann. Als ich mich herunterbeuge, verspüre ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust, der sich durch meinen ganzen Brustkorb zieht.

"Ich hoffe Ihnen gefallen die Klamotten, die ich für sie herausgesucht habe."

"Danke, sie sind wunderschön." Zum bestimmt hundertsten Mal betrachte ich die weiße Bluse, die meine schmalen Arme verdeckt und die Hose, die mir ein wenig zu groß ist, was mir jedoch recht ist, da ich nicht möchte, dass jemand meine abgemagerten Beine zusehen bekommt. "Nur weswegen solle ich diesen Fummel darunter tragen? Wofür ist der gut?" Ich erröte bei meiner etwas zu intimen Frage, die ich sofort wieder bereue.

"Sie meinen den BH?" Rosas Stimme hallt durch den Raum und ich blicke mich panisch um, ob Hamilton vielleicht in irgend einer Ecke stehen könnte und etwas von unserem Gespräch mitbekommt. Dann nicke ich zögernd. "Haben Sie denn noch nie in ihrem Leben einen BH getragen?"

"N-Nein.", stammele ich und kann sehen, wie sie meine Antwort zum Staunen bringt. Meine Mutter war gestorben, bevor ich meine kleine Oberweite bekam. Ich dachte immer, diese Art von Unterwäsche würden sich nur verheiratete Frauen zulegen, die ihre Ehemänner beeindrucken wollen. Ich dachte, es gäbe nur einen Zweck für diesen Fummel; sexy auszusehen. "Ist es denn normal, dass das so zwickt und...weh tut?"

  Bevor Rosa mir antworten kann, betritt Hamilton den Raum mit großen, schnellen Schritten und seinem Handy in der Hand. Sein Blick ist gesenkt und ich bete leise, dass er unserem Gespräch nicht zugehört hat und sein Handy ihm wichtiger war.

  Kurz hebt er den Kopf und sein Blick verharrt als seine Augen auf mich treffen. Dann bleibt er am anderen Ende des Tisches stehen. "Gut sehen Sie heute aus." Ich bin es nicht gewohnt derartige Komplimente zu bekommen und schaffe es nicht, ihm in die Augen zu schauen, als er sich gegenüber von mir hinsetzt.

"Dankeschön.", flüstere ich und versuche sein Stirnrunzeln und das Verdrehen der Augen zu ignorieren. "Sie auch." Nun scheint er überrascht zu sein. Aber wie auch erwartet, bedankt er sich nicht. Ein Kompliment von einer Obdachlosen zählt für ihn wohl zu den unnötigen Kleinigkeiten, für die man sich nicht bedanken muss.

"Sie werden sich dran gewöhnen.", murmelt Rosa nur, und ich bin mir nicht sicher, ob sie immer noch von dem BH oder bereits von Hamiltons Verhalten redet. "Falls Sie noch etwas benötigen, sie finden mich in der Waschküche den Flur hinunter.

"Okay." Ich lächle ihr nach, bis mein Blick auf das viele Essen auf dem Tisch fällt und ich einfach nur überwältigt bin.

"Nehmen Sie sich, was sie wollen.", höre ich Hamilton brummen, der in seinem grauen Anzug und der schwarzen Krawatte gerade dabei ist, etwas in sein Handy zu tippen.

  Unentschlossen schaue ich mir jedes Lebensmittel zwei mal an und entscheide mich schließlich für einen Joghurt und zwei Scheiben Brot mit Apfelgelee. Ich habe keine Ahnung, wie ich mit dem Messer umzugehen habe, aber so viel wie ich auf dem Asphalt neben vielen Restaurants mitbekommen habe, benutzt man es, um den Gelee auf das Brot zu befördern, aber wie man es halten muss, versuche ich immer noch herauszufinden.

"Wenn ich nachher von der Arbeit zurück bin, werde ich Ihnen erst einmal zeigen, wie man richtig isst." In seiner Stimme liegt etwas Abwertendes. Ich blicke zu ihm auf, als er den Tisch verlässt und aus der Tür verschwindet. Wie lange möchte er denn, dass ich hier bleibe?  , frage ich mich und beiße in das Brot, als der Gelee an meinen Fingern herunterläuft und auf den Teller tropft.

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Where stories live. Discover now